Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Himmels-Betrachtungen.
Ob dieses Sterns vergrößerten und durch das Glas ver-
mehrten Glanz.

Ein lieblich Licht, ein blaulicht Funkeln, ein stiller Stral,
ein heller Schein,

Durchfuhr mein Auge, traf den Geist, und nahm mich mit
Vergnügen ein,

Erheiterte mein ganz Gehirn, und schien mein ganzes Haupt
zu füllen,

Mit einer hellen Reinigkeit. Kunnt ich nun (weil das Glas
zu klein,)

Die vier Trabanten gleich nicht sehn, noch ihren richtgen
Lauf enthüllen:

So sah ich sie doch in Gedanken, und bethete die weise Macht
Des, der sie wunderbar regieret, so wie er sie hervor gebracht,
Jn tiefer Ehrfurcht frölich an. Es nährte sich mein
froher Sinn,

An dieser großen Himmels Tafel, dem Herrn der Creatur zum
Preise,
Als wie an einer Himmels-Speise.
Jch richtete mein Perspectiv nachher auf einen Firstern hin,
Den Unterscheid des Lichts zu sehn, der zwischen ihnen und
Planeten,

Jch fand auch einen schnell. Allein, wie stutzte mein erstaunter
Sinn,

Als ich denselben kleiner zwar, doch in ihm solch ein buntes
Blitzen,

Jn | unaufhörlicher Bewegung, als wenn viel Millionen
Spitzen,

Die bald Saphier, und bald Smaragd, und bald ein reiner
Diamant,

Bald schütternde Rubinen schienen, in immer schönerm Glanze,
fand.
Dieß
E e 5

Himmels-Betrachtungen.
Ob dieſes Sterns vergroͤßerten und durch das Glas ver-
mehrten Glanz.

Ein lieblich Licht, ein blaulicht Funkeln, ein ſtiller Stral,
ein heller Schein,

Durchfuhr mein Auge, traf den Geiſt, und nahm mich mit
Vergnuͤgen ein,

Erheiterte mein ganz Gehirn, und ſchien mein ganzes Haupt
zu fuͤllen,

Mit einer hellen Reinigkeit. Kunnt ich nun (weil das Glas
zu klein,)

Die vier Trabanten gleich nicht ſehn, noch ihren richtgen
Lauf enthuͤllen:

So ſah ich ſie doch in Gedanken, und bethete die weiſe Macht
Des, der ſie wunderbar regieret, ſo wie er ſie hervor gebracht,
Jn tiefer Ehrfurcht froͤlich an. Es naͤhrte ſich mein
froher Sinn,

An dieſer großen Himmels Tafel, dem Herrn der Creatur zum
Preiſe,
Als wie an einer Himmels-Speiſe.
Jch richtete mein Perſpectiv nachher auf einen Firſtern hin,
Den Unterſcheid des Lichts zu ſehn, der zwiſchen ihnen und
Planeten,

Jch fand auch einen ſchnell. Allein, wie ſtutzte mein erſtaunter
Sinn,

Als ich denſelben kleiner zwar, doch in ihm ſolch ein buntes
Blitzen,

Jn | unaufhoͤrlicher Bewegung, als wenn viel Millionen
Spitzen,

Die bald Saphier, und bald Smaragd, und bald ein reiner
Diamant,

Bald ſchuͤtternde Rubinen ſchienen, in immer ſchoͤnerm Glanze,
fand.
Dieß
E e 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="19">
            <l><pb facs="#f0465" n="441"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Himmels-Betrachtungen.</hi></fw><lb/>
Ob die&#x017F;es Sterns vergro&#x0364;ßerten und durch das Glas ver-<lb/><hi rendition="#et">mehrten Glanz.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="20">
            <l>Ein lieblich Licht, ein blaulicht Funkeln, ein &#x017F;tiller Stral,<lb/><hi rendition="#et">ein heller Schein,</hi></l><lb/>
            <l>Durchfuhr mein Auge, traf den Gei&#x017F;t, und nahm mich mit<lb/><hi rendition="#et">Vergnu&#x0364;gen ein,</hi></l><lb/>
            <l>Erheiterte mein ganz Gehirn, und &#x017F;chien mein ganzes Haupt<lb/><hi rendition="#et">zu fu&#x0364;llen,</hi></l><lb/>
            <l>Mit einer hellen Reinigkeit. Kunnt ich nun (weil das Glas<lb/><hi rendition="#et">zu klein,)</hi></l><lb/>
            <l>Die vier Trabanten gleich nicht &#x017F;ehn, noch ihren richtgen<lb/><hi rendition="#et">Lauf enthu&#x0364;llen:</hi></l><lb/>
            <l>So &#x017F;ah ich &#x017F;ie doch in Gedanken, und bethete die wei&#x017F;e Macht</l><lb/>
            <l>Des, der &#x017F;ie wunderbar regieret, &#x017F;o wie er &#x017F;ie hervor gebracht,</l><lb/>
            <l>Jn tiefer Ehrfurcht fro&#x0364;lich an. <hi rendition="#fr">Es na&#x0364;hrte &#x017F;ich mein<lb/><hi rendition="#et">froher Sinn,</hi></hi></l><lb/>
            <l>An die&#x017F;er großen Himmels Tafel, dem Herrn der Creatur zum<lb/><hi rendition="#et">Prei&#x017F;e,</hi><lb/><hi rendition="#fr">Als wie an einer Himmels-Spei&#x017F;e.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="21">
            <l>Jch richtete mein Per&#x017F;pectiv nachher auf einen Fir&#x017F;tern hin,</l><lb/>
            <l>Den Unter&#x017F;cheid des Lichts zu &#x017F;ehn, der zwi&#x017F;chen ihnen und<lb/><hi rendition="#et">Planeten,</hi></l><lb/>
            <l>Jch fand auch einen &#x017F;chnell. Allein, wie &#x017F;tutzte mein er&#x017F;taunter<lb/><hi rendition="#et">Sinn,</hi></l><lb/>
            <l>Als ich den&#x017F;elben kleiner zwar, doch in ihm &#x017F;olch ein buntes<lb/><hi rendition="#et">Blitzen,</hi></l><lb/>
            <l>Jn | unaufho&#x0364;rlicher Bewegung, als wenn viel Millionen<lb/><hi rendition="#et">Spitzen,</hi></l><lb/>
            <l>Die bald Saphier, und bald Smaragd, und bald ein reiner<lb/><hi rendition="#et">Diamant,</hi></l><lb/>
            <l>Bald &#x017F;chu&#x0364;tternde Rubinen &#x017F;chienen, in immer &#x017F;cho&#x0364;nerm Glanze,<lb/><hi rendition="#et">fand.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">E e 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Dieß</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[441/0465] Himmels-Betrachtungen. Ob dieſes Sterns vergroͤßerten und durch das Glas ver- mehrten Glanz. Ein lieblich Licht, ein blaulicht Funkeln, ein ſtiller Stral, ein heller Schein, Durchfuhr mein Auge, traf den Geiſt, und nahm mich mit Vergnuͤgen ein, Erheiterte mein ganz Gehirn, und ſchien mein ganzes Haupt zu fuͤllen, Mit einer hellen Reinigkeit. Kunnt ich nun (weil das Glas zu klein,) Die vier Trabanten gleich nicht ſehn, noch ihren richtgen Lauf enthuͤllen: So ſah ich ſie doch in Gedanken, und bethete die weiſe Macht Des, der ſie wunderbar regieret, ſo wie er ſie hervor gebracht, Jn tiefer Ehrfurcht froͤlich an. Es naͤhrte ſich mein froher Sinn, An dieſer großen Himmels Tafel, dem Herrn der Creatur zum Preiſe, Als wie an einer Himmels-Speiſe. Jch richtete mein Perſpectiv nachher auf einen Firſtern hin, Den Unterſcheid des Lichts zu ſehn, der zwiſchen ihnen und Planeten, Jch fand auch einen ſchnell. Allein, wie ſtutzte mein erſtaunter Sinn, Als ich denſelben kleiner zwar, doch in ihm ſolch ein buntes Blitzen, Jn | unaufhoͤrlicher Bewegung, als wenn viel Millionen Spitzen, Die bald Saphier, und bald Smaragd, und bald ein reiner Diamant, Bald ſchuͤtternde Rubinen ſchienen, in immer ſchoͤnerm Glanze, fand. Dieß E e 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/465
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/465>, abgerufen am 29.06.2024.