Nun werden solche Philosophen so viel nicht von der Wahr- heit finden, Als einer, der in seiner Einfalt, mit einem redlichen Gemüth, (Jndem er die verschiednen Wunder, und darin Gottes Finger sieht, Der, ihm zu gut, dieß Weltgebäude in solcher nutzbarn Ord- nung lenkt, Und der ihm täglich manchen Segen, und so viel Guts auf Erden schenkt.) Den Schöpfer anzubethen sucht. Das ganze Wesen der Natur, Wie droben schon erwähnet ist, gleicht einer großen Wunder- Uhr, An welcher die verborgnen Federn nur bloß zu dieser Absicht gehn, Um andre Sachen uns zu zeigen, als welche wir an ihnen sehn.
Ein Philosoph, der bloß allein auf dieser Federn Spiel, im Leben, Ohn daß er ihren Zweck bemerkt, mit allem Fleiß, hat Acht gegeben, Vergleicht sich dem Americaner; er macht sich ungemeine Müh, Dasjenige genau zu wissen, was sehr vergönnt ist nicht zu wissen; Ja was vielleicht, mit allen Sinnen, und aller Müh, vermuth- lich nie Zu fassen und zu kennen möglich. Jnzwischen, daß er nie be- flissen, Den wahren Endzweck zu ergreifen, noch auf die doch so nöth- ge Spur Der rechten Wissenschaft zu kommen, vom wahren Nutzen die- ser Uhr.
Wozu
Beweisgruͤnde
Nun werden ſolche Philoſophen ſo viel nicht von der Wahr- heit finden, Als einer, der in ſeiner Einfalt, mit einem redlichen Gemuͤth, (Jndem er die verſchiednen Wunder, und darin Gottes Finger ſieht, Der, ihm zu gut, dieß Weltgebaͤude in ſolcher nutzbarn Ord- nung lenkt, Und der ihm taͤglich manchen Segen, und ſo viel Guts auf Erden ſchenkt.) Den Schoͤpfer anzubethen ſucht. Das ganze Weſen der Natur, Wie droben ſchon erwaͤhnet iſt, gleicht einer großen Wunder- Uhr, An welcher die verborgnen Federn nur bloß zu dieſer Abſicht gehn, Um andre Sachen uns zu zeigen, als welche wir an ihnen ſehn.
Ein Philoſoph, der bloß allein auf dieſer Federn Spiel, im Leben, Ohn daß er ihren Zweck bemerkt, mit allem Fleiß, hat Acht gegeben, Vergleicht ſich dem Americaner; er macht ſich ungemeine Muͤh, Dasjenige genau zu wiſſen, was ſehr vergoͤnnt iſt nicht zu wiſſen; Ja was vielleicht, mit allen Sinnen, und aller Muͤh, vermuth- lich nie Zu faſſen und zu kennen moͤglich. Jnzwiſchen, daß er nie be- fliſſen, Den wahren Endzweck zu ergreifen, noch auf die doch ſo noͤth- ge Spur Der rechten Wiſſenſchaft zu kommen, vom wahren Nutzen die- ſer Uhr.
Wozu
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Beweisgruͤnde
Nun werden ſolche Philoſophen ſo viel nicht von der Wahr-
heit finden,
Als einer, der in ſeiner Einfalt, mit einem redlichen Gemuͤth,
(Jndem er die verſchiednen Wunder, und darin Gottes Finger
ſieht,
Der, ihm zu gut, dieß Weltgebaͤude in ſolcher nutzbarn Ord-
nung lenkt,
Und der ihm taͤglich manchen Segen, und ſo viel Guts auf
Erden ſchenkt.)
Den Schoͤpfer anzubethen ſucht. Das ganze Weſen der
Natur,
Wie droben ſchon erwaͤhnet iſt, gleicht einer großen Wunder-
Uhr,
An welcher die verborgnen Federn nur bloß zu dieſer Abſicht
gehn,
Um andre Sachen uns zu zeigen, als welche wir an ihnen ſehn.
Ein Philoſoph, der bloß allein auf dieſer Federn Spiel, im
Leben,
Ohn daß er ihren Zweck bemerkt, mit allem Fleiß, hat Acht
gegeben,
Vergleicht ſich dem Americaner; er macht ſich ungemeine Muͤh,
Dasjenige genau zu wiſſen, was ſehr vergoͤnnt iſt nicht zu wiſſen;
Ja was vielleicht, mit allen Sinnen, und aller Muͤh, vermuth-
lich nie
Zu faſſen und zu kennen moͤglich. Jnzwiſchen, daß er nie be-
fliſſen,
Den wahren Endzweck zu ergreifen, noch auf die doch ſo noͤth-
ge Spur
Der rechten Wiſſenſchaft zu kommen, vom wahren Nutzen die-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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