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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Die Ehe.
Nein, durch Jdeen schon vorher, zur süssen Lust uns zu be-
bereiten,
Jmgleichen durch Erinnerung der schon genoßnen Lieblich
keiten,

Die Ehstands-Freuden zu verlängern, auch durch Gedanken,
fähig seyn.

Doch sind wir mit der nöthgen Regel, und mit dem sanften
Joch beladen:
So gegenwärtger Lüste brauchen, daß sie den
künftigen nicht schaden.

Der Grund ist Maße. Diese wirket, daß man der Liebe
Süßigkeit

Jn reicher Maße erndten kann, im Ueberfluß auf lange
Zeit.

Wird nun die Maße nur gehalten, hat man gewiß der Eh
Ergetzen,

Als eine sonderliche Gabe und Wohlthat der Natur zu
schätzen.
Zu diesem nöthig, nützlichen und Lust erfülleten Geschäffte,
Das alle Wollust übertrifft, gehört Erspahrung unsrer Kräfte,
Jn unsrer Jugend sonderlich; gehöret Rein-und Freund-
lichkeit,

So ist es nicht nur süß für sich; es hebt und tilget man-
chen Streit,

Den Umständ uns erregen könnten. Die allerleicht-und be-
ste Cur,

Für Zank, für Misverstand, ist dieses so holde Mittel der Natur.
Je mehr daß ich den Stand der Ehe, mit ernstem Denken,
überlege,

Je mehr ich dessen Ursprung, Absicht, Verordnung, Nutz und
Zweck erwege,
Je
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Die Ehe.
Nein, durch Jdeen ſchon vorher, zur ſuͤſſen Luſt uns zu be-
bereiten,
Jmgleichen durch Erinnerung der ſchon genoßnen Lieblich
keiten,

Die Ehſtands-Freuden zu verlaͤngern, auch durch Gedanken,
faͤhig ſeyn.

Doch ſind wir mit der noͤthgen Regel, und mit dem ſanften
Joch beladen:
So gegenwaͤrtger Luͤſte brauchen, daß ſie den
kuͤnftigen nicht ſchaden.

Der Grund iſt Maße. Dieſe wirket, daß man der Liebe
Suͤßigkeit

Jn reicher Maße erndten kann, im Ueberfluß auf lange
Zeit.

Wird nun die Maße nur gehalten, hat man gewiß der Eh
Ergetzen,

Als eine ſonderliche Gabe und Wohlthat der Natur zu
ſchaͤtzen.
Zu dieſem noͤthig, nuͤtzlichen und Luſt erfuͤlleten Geſchaͤffte,
Das alle Wolluſt uͤbertrifft, gehoͤrt Erſpahrung unſrer Kraͤfte,
Jn unſrer Jugend ſonderlich; gehoͤret Rein-und Freund-
lichkeit,

So iſt es nicht nur ſuͤß fuͤr ſich; es hebt und tilget man-
chen Streit,

Den Umſtaͤnd uns erregen koͤnnten. Die allerleicht-und be-
ſte Cur,

Fuͤr Zank, fuͤr Misverſtand, iſt dieſes ſo holde Mittel der Natur.
Je mehr daß ich den Stand der Ehe, mit ernſtem Denken,
uͤberlege,

Je mehr ich deſſen Urſprung, Abſicht, Verordnung, Nutz und
Zweck erwege,
Je
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[565/0589] Die Ehe. Nein, durch Jdeen ſchon vorher, zur ſuͤſſen Luſt uns zu be- bereiten, Jmgleichen durch Erinnerung der ſchon genoßnen Lieblich keiten, Die Ehſtands-Freuden zu verlaͤngern, auch durch Gedanken, faͤhig ſeyn. Doch ſind wir mit der noͤthgen Regel, und mit dem ſanften Joch beladen: So gegenwaͤrtger Luͤſte brauchen, daß ſie den kuͤnftigen nicht ſchaden. Der Grund iſt Maße. Dieſe wirket, daß man der Liebe Suͤßigkeit Jn reicher Maße erndten kann, im Ueberfluß auf lange Zeit. Wird nun die Maße nur gehalten, hat man gewiß der Eh Ergetzen, Als eine ſonderliche Gabe und Wohlthat der Natur zu ſchaͤtzen. Zu dieſem noͤthig, nuͤtzlichen und Luſt erfuͤlleten Geſchaͤffte, Das alle Wolluſt uͤbertrifft, gehoͤrt Erſpahrung unſrer Kraͤfte, Jn unſrer Jugend ſonderlich; gehoͤret Rein-und Freund- lichkeit, So iſt es nicht nur ſuͤß fuͤr ſich; es hebt und tilget man- chen Streit, Den Umſtaͤnd uns erregen koͤnnten. Die allerleicht-und be- ſte Cur, Fuͤr Zank, fuͤr Misverſtand, iſt dieſes ſo holde Mittel der Natur. Je mehr daß ich den Stand der Ehe, mit ernſtem Denken, uͤberlege, Je mehr ich deſſen Urſprung, Abſicht, Verordnung, Nutz und Zweck erwege, Je N n 3

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/589>, abgerufen am 22.11.2024.