Da viele, nicht allein im Leben, durch solch ein Marter-Bild von Plagen, Der ewgen Liebe fast zur Schande, auch gar im Sterben oft, verzagen.
Mich deucht, es werd' (aus ihres Bluts Beschaffenheit) von eingen Lehrern, Hierin gewiß zu weit gegangen, wenn sie den unglückselgen Hörern, Die allergräßlichsten Jdeen, die teuflisch fast, von einer Höllen, Voll wahrer Nattern, Basilisken, die all unsterblich, vorzustellen, Mehr als barbarisch, sich bemühn. Von ewgen Schlangen, ewgen Drachen, Sich einen wahr-und wirklichen, und leiblichen Begriff zu machen, Scheint schreck-und lästerlich zugleich. Es zeugen selbst der Heiden Lehren So wunderliche Wunderthiere, Amphisibenen und Chimären, Jn ihrem fabelhaften Orcus, bey der Alecto Schwefellicht, Bey Sisiphus, und Tantalus, in Felsen, Obst und Wasser, nicht, Als manches grämliche Gehirn, voll Zorn und schwarzer Gall, erdacht, Da er, jedoch von ewger Molchen und ewger Basilisken Wesen So wenig im Natur-Buch fand, noch in der Schrift davon gelesen. Wodurch er Gott, so sehr nicht schrecklich, als hämisch und voll Bosheit, macht. Jst dieß ein würdig Bild von Gott? Die Gottheit scheint hier bös und klein. Kann denn die ewge Güte giftig, die Lieb ein wahrer Henker seyn?
Wird
O o 2
Gedanken uͤber den Tod der Beliſe.
Da viele, nicht allein im Leben, durch ſolch ein Marter-Bild von Plagen, Der ewgen Liebe faſt zur Schande, auch gar im Sterben oft, verzagen.
Mich deucht, es werd’ (aus ihres Bluts Beſchaffenheit) von eingen Lehrern, Hierin gewiß zu weit gegangen, wenn ſie den ungluͤckſelgen Hoͤrern, Die allergraͤßlichſten Jdeen, die teufliſch faſt, von einer Hoͤllen, Voll wahrer Nattern, Baſilisken, die all unſterblich, vorzuſtellen, Mehr als barbariſch, ſich bemuͤhn. Von ewgen Schlangen, ewgen Drachen, Sich einen wahr-und wirklichen, und leiblichen Begriff zu machen, Scheint ſchreck-und laͤſterlich zugleich. Es zeugen ſelbſt der Heiden Lehren So wunderliche Wunderthiere, Amphiſibenen und Chimaͤren, Jn ihrem fabelhaften Orcus, bey der Alecto Schwefellicht, Bey Siſiphus, und Tantalus, in Felſen, Obſt und Waſſer, nicht, Als manches graͤmliche Gehirn, voll Zorn und ſchwarzer Gall, erdacht, Da er, jedoch von ewger Molchen und ewger Baſilisken Weſen So wenig im Natur-Buch fand, noch in der Schrift davon geleſen. Wodurch er Gott, ſo ſehr nicht ſchrecklich, als haͤmiſch und voll Bosheit, macht. Jſt dieß ein wuͤrdig Bild von Gott? Die Gottheit ſcheint hier boͤſ und klein. Kann denn die ewge Guͤte giftig, die Lieb ein wahrer Henker ſeyn?
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Gedanken uͤber den Tod der Beliſe.
Da viele, nicht allein im Leben, durch ſolch ein Marter-Bild
von Plagen,
Der ewgen Liebe faſt zur Schande, auch gar im Sterben oft,
verzagen.
Mich deucht, es werd’ (aus ihres Bluts Beſchaffenheit) von
eingen Lehrern,
Hierin gewiß zu weit gegangen, wenn ſie den ungluͤckſelgen
Hoͤrern,
Die allergraͤßlichſten Jdeen, die teufliſch faſt, von einer Hoͤllen,
Voll wahrer Nattern, Baſilisken, die all unſterblich, vorzuſtellen,
Mehr als barbariſch, ſich bemuͤhn. Von ewgen Schlangen,
ewgen Drachen,
Sich einen wahr-und wirklichen, und leiblichen Begriff zu
machen,
Scheint ſchreck-und laͤſterlich zugleich. Es zeugen ſelbſt der
Heiden Lehren
So wunderliche Wunderthiere, Amphiſibenen und Chimaͤren,
Jn ihrem fabelhaften Orcus, bey der Alecto Schwefellicht,
Bey Siſiphus, und Tantalus, in Felſen, Obſt und Waſſer,
nicht,
Als manches graͤmliche Gehirn, voll Zorn und ſchwarzer
Gall, erdacht,
Da er, jedoch von ewger Molchen und ewger Baſilisken Weſen
So wenig im Natur-Buch fand, noch in der Schrift davon
geleſen.
Wodurch er Gott, ſo ſehr nicht ſchrecklich, als haͤmiſch und
voll Bosheit, macht.
Jſt dieß ein wuͤrdig Bild von Gott? Die Gottheit ſcheint hier
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/603>, abgerufen am 22.11.2024.
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