Die Sorgen für das arme Land, der fast schon nahen Wellen Brausen Bestürmten mich gemeinschaftlich. Bis ein erfreulicher Bericht, Gottlob! das Wasser fällt! es ebbt! mir unverhofft gemeldet wird. Gottlob! Ließ ich aus meiner Brust, die plötzlich leichter ward, mit allen, Die aller Sorgen völlig frey durch diese Nachricht wurden, schallen.
Es kam mir, wie ich die Gedanken, die gleichsam in sich selbst verirrt, Nun wieder auf Belisen zog, den Augenblick nicht anders für, Als daß, da ihr so brünstig Bethen zwar jedem, doch mir mehr, bekannt, Jhr geist-und feuriges Gebeth annoch für unser ganzes Land Vielleicht erhöret worden sey. Jch stelle dieß nun zwar dahin, Weil ich, von so verborgnen Sachen ja nichts zu denken, fähig bin. Doch kam, wie ich in solchem Stand, und fast verwirret war, es mir Zu Anfangs, als ein' Art von Trost, ohn ernster Ueberlegung, für.
Jch setzte mich nachhero nieder, bemühte mich, nach mei- nen Pflichten, Für meiner nunmehr selgen Hälft' ein Ehren-Denkmaal zu errichten, So ich dir hier zu Händen stell, und wirst du aus dem Jnhalt lesen, Da sie ein besseres verdient, und ich kein bessers ihr gemacht, Wie sehr mein Geist unaufgeräumt, wie dunkel meine Trauer- Nacht, Wie sehr mich ihr Verlust gebeugt, und wie mein Schmerz so groß gewesen.
Epi-
Gedanken uͤber den Tod der Beliſe.
Die Sorgen fuͤr das arme Land, der faſt ſchon nahen Wellen Brauſen Beſtuͤrmten mich gemeinſchaftlich. Bis ein erfreulicher Bericht, Gottlob! das Waſſer faͤllt! es ebbt! mir unverhofft gemeldet wird. Gottlob! Ließ ich aus meiner Bruſt, die ploͤtzlich leichter ward, mit allen, Die aller Sorgen voͤllig frey durch dieſe Nachricht wurden, ſchallen.
Es kam mir, wie ich die Gedanken, die gleichſam in ſich ſelbſt verirrt, Nun wieder auf Beliſen zog, den Augenblick nicht anders fuͤr, Als daß, da ihr ſo bruͤnſtig Bethen zwar jedem, doch mir mehr, bekannt, Jhr geiſt-und feuriges Gebeth annoch fuͤr unſer ganzes Land Vielleicht erhoͤret worden ſey. Jch ſtelle dieß nun zwar dahin, Weil ich, von ſo verborgnen Sachen ja nichts zu denken, faͤhig bin. Doch kam, wie ich in ſolchem Stand, und faſt verwirret war, es mir Zu Anfangs, als ein’ Art von Troſt, ohn ernſter Ueberlegung, fuͤr.
Jch ſetzte mich nachhero nieder, bemuͤhte mich, nach mei- nen Pflichten, Fuͤr meiner nunmehr ſelgen Haͤlft’ ein Ehren-Denkmaal zu errichten, So ich dir hier zu Haͤnden ſtell, und wirſt du aus dem Jnhalt leſen, Da ſie ein beſſeres verdient, und ich kein beſſers ihr gemacht, Wie ſehr mein Geiſt unaufgeraͤumt, wie dunkel meine Trauer- Nacht, Wie ſehr mich ihr Verluſt gebeugt, und wie mein Schmerz ſo groß geweſen.
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Gedanken uͤber den Tod der Beliſe.
Die Sorgen fuͤr das arme Land, der faſt ſchon nahen Wellen
Brauſen
Beſtuͤrmten mich gemeinſchaftlich. Bis ein erfreulicher Bericht,
Gottlob! das Waſſer faͤllt! es ebbt! mir unverhofft gemeldet
wird.
Gottlob! Ließ ich aus meiner Bruſt, die ploͤtzlich leichter ward,
mit allen,
Die aller Sorgen voͤllig frey durch dieſe Nachricht wurden,
ſchallen.
Es kam mir, wie ich die Gedanken, die gleichſam in ſich ſelbſt
verirrt,
Nun wieder auf Beliſen zog, den Augenblick nicht anders fuͤr,
Als daß, da ihr ſo bruͤnſtig Bethen zwar jedem, doch mir mehr,
bekannt,
Jhr geiſt-und feuriges Gebeth annoch fuͤr unſer ganzes Land
Vielleicht erhoͤret worden ſey. Jch ſtelle dieß nun zwar dahin,
Weil ich, von ſo verborgnen Sachen ja nichts zu denken, faͤhig bin.
Doch kam, wie ich in ſolchem Stand, und faſt verwirret war,
es mir
Zu Anfangs, als ein’ Art von Troſt, ohn ernſter Ueberlegung, fuͤr.
Jch ſetzte mich nachhero nieder, bemuͤhte mich, nach mei-
nen Pflichten,
Fuͤr meiner nunmehr ſelgen Haͤlft’ ein Ehren-Denkmaal zu
errichten,
So ich dir hier zu Haͤnden ſtell, und wirſt du aus dem Jnhalt
leſen,
Da ſie ein beſſeres verdient, und ich kein beſſers ihr gemacht,
Wie ſehr mein Geiſt unaufgeraͤumt, wie dunkel meine Trauer-
Nacht,
Wie ſehr mich ihr Verluſt gebeugt, und wie mein Schmerz ſo
groß geweſen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/608>, abgerufen am 22.11.2024.
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