Von der einen zu der andern Fühl ich meine Blicke wandern. Wann ich, auf der aüssern Ründe Dieser hier, Vergnügen finde: Fühl ich, wie so Blick als Geist Jene auf und in sich reißt.
Jn die Rose, die von innen Jhr Rubinen-Schatzhaus weist, Senkt sich mein vergnügter Geist; Sie vergnügt verschiedne Sinnen. Es wird, da sie schön, auch kühl Und an süßem Duft so reich, Und so lieblich riecht, zugleich, Durchs Gesicht, Geruch, Gefühl, Jn vereinter Lieblichkeit, Dreyfach unsre Seel erfreut.
Der gewesnen Knospe Rest, Das in fünf getheilten Spitzen, Wie ein grünes Sternchen läßt, Wie sie um das Kölbchen sitzen, Kann man an der andern sehn, Von denselbigen an zween Siehet man acht grüne Höhn, Recht als Neben-Stralen, stehn. Zween hingegen haben keinen Aber wiederum an einen Sind derselben zween zu sehn. Alles ist so nett formiret, An dem grünenden Gehäuse, Daß es auf besondre Weise Die gezierte Rose ziert. Lieblich stehet roth und grün,
Wie
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Abermalige Betrachtung der Roſe.
Von der einen zu der andern Fuͤhl ich meine Blicke wandern. Wann ich, auf der auͤſſern Ruͤnde Dieſer hier, Vergnuͤgen finde: Fuͤhl ich, wie ſo Blick als Geiſt Jene auf und in ſich reißt.
Jn die Roſe, die von innen Jhr Rubinen-Schatzhaus weiſt, Senkt ſich mein vergnuͤgter Geiſt; Sie vergnuͤgt verſchiedne Sinnen. Es wird, da ſie ſchoͤn, auch kuͤhl Und an ſuͤßem Duft ſo reich, Und ſo lieblich riecht, zugleich, Durchs Geſicht, Geruch, Gefuͤhl, Jn vereinter Lieblichkeit, Dreyfach unſre Seel erfreut.
Der geweſnen Knoſpe Reſt, Das in fuͤnf getheilten Spitzen, Wie ein gruͤnes Sternchen laͤßt, Wie ſie um das Koͤlbchen ſitzen, Kann man an der andern ſehn, Von denſelbigen an zween Siehet man acht gruͤne Hoͤhn, Recht als Neben-Stralen, ſtehn. Zween hingegen haben keinen Aber wiederum an einen Sind derſelben zween zu ſehn. Alles iſt ſo nett formiret, An dem gruͤnenden Gehaͤuſe, Daß es auf beſondre Weiſe Die gezierte Roſe ziert. Lieblich ſtehet roth und gruͤn,
Wie
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Abermalige Betrachtung der Roſe.
Von der einen zu der andern
Fuͤhl ich meine Blicke wandern.
Wann ich, auf der auͤſſern Ruͤnde
Dieſer hier, Vergnuͤgen finde:
Fuͤhl ich, wie ſo Blick als Geiſt
Jene auf und in ſich reißt.
Jn die Roſe, die von innen
Jhr Rubinen-Schatzhaus weiſt,
Senkt ſich mein vergnuͤgter Geiſt;
Sie vergnuͤgt verſchiedne Sinnen.
Es wird, da ſie ſchoͤn, auch kuͤhl
Und an ſuͤßem Duft ſo reich,
Und ſo lieblich riecht, zugleich,
Durchs Geſicht, Geruch, Gefuͤhl,
Jn vereinter Lieblichkeit,
Dreyfach unſre Seel erfreut.
Der geweſnen Knoſpe Reſt,
Das in fuͤnf getheilten Spitzen,
Wie ein gruͤnes Sternchen laͤßt,
Wie ſie um das Koͤlbchen ſitzen,
Kann man an der andern ſehn,
Von denſelbigen an zween
Siehet man acht gruͤne Hoͤhn,
Recht als Neben-Stralen, ſtehn.
Zween hingegen haben keinen
Aber wiederum an einen
Sind derſelben zween zu ſehn.
Alles iſt ſo nett formiret,
An dem gruͤnenden Gehaͤuſe,
Daß es auf beſondre Weiſe
Die gezierte Roſe ziert.
Lieblich ſtehet roth und gruͤn,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/61>, abgerufen am 03.02.2025.
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