Sich was zu gut zu thun, damit zu prangen, Und einen Vorzug zu verlangen; Er, wenn er recht zu leben wüßte, Sich als ein' Art von Monstrum halten müßte, Nur tauglich, andre zu beschämen, Und folglich sich vielmehr bequemen, Sie, durch beständige Bescheidenheit, Durch Dienst begierd und Höflichkeit, Nach allen Kräften seiner Sinnen, Sie nur in soweit zu gewinnen, Daß er mit seiner Größ, und seiner Gaben Bürde, Von ihnen nur geduldet würde. Da ja von dem, was man auf Erden treibt, Dieß Sprichwort leider! wahr verbleibt: Es ist, da jedermann sein Jch zu heftig und recht sträflich liebt, Ein gar zu groß Verdienst, am Nächsten, ein Fehler, den man nicht vergiebt.
Fer-
fuͤr erhabne Geiſter.
Sich was zu gut zu thun, damit zu prangen, Und einen Vorzug zu verlangen; Er, wenn er recht zu leben wuͤßte, Sich als ein’ Art von Monſtrum halten muͤßte, Nur tauglich, andre zu beſchaͤmen, Und folglich ſich vielmehr bequemen, Sie, durch beſtaͤndige Beſcheidenheit, Durch Dienſt begierd und Hoͤflichkeit, Nach allen Kraͤften ſeiner Sinnen, Sie nur in ſoweit zu gewinnen, Daß er mit ſeiner Groͤß, und ſeiner Gaben Buͤrde, Von ihnen nur geduldet wuͤrde. Da ja von dem, was man auf Erden treibt, Dieß Sprichwort leider! wahr verbleibt: Es iſt, da jedermann ſein Jch zu heftig und recht ſtraͤflich liebt, Ein gar zu groß Verdienſt, am Naͤchſten, ein Fehler, den man nicht vergiebt.
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fuͤr erhabne Geiſter.
Sich was zu gut zu thun, damit zu prangen,
Und einen Vorzug zu verlangen;
Er, wenn er recht zu leben wuͤßte,
Sich als ein’ Art von Monſtrum halten muͤßte,
Nur tauglich, andre zu beſchaͤmen,
Und folglich ſich vielmehr bequemen,
Sie, durch beſtaͤndige Beſcheidenheit,
Durch Dienſt begierd und Hoͤflichkeit,
Nach allen Kraͤften ſeiner Sinnen,
Sie nur in ſoweit zu gewinnen,
Daß er mit ſeiner Groͤß, und ſeiner Gaben Buͤrde,
Von ihnen nur geduldet wuͤrde.
Da ja von dem, was man auf Erden treibt,
Dieß Sprichwort leider! wahr verbleibt:
Es iſt, da jedermann ſein Jch zu heftig und recht
ſtraͤflich liebt,
Ein gar zu groß Verdienſt, am Naͤchſten, ein Fehler,
den man nicht vergiebt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/611>, abgerufen am 22.11.2024.
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