Jch will das Licht mit Andacht schauen; Jch will, so wie ich schuldig bin, Dich lieben, fürchten und vertrauen, Mit dir allein ergebnem Sinn. Allein! was will mein armes Jch, O großer Schöpfer, ohne dich?
Soll ich, was dir gefällig, denken: So mußt du, Herr, aus Gnaden, mir Das Wollen und Vollbringen schenken; Darum ergeht mein Flehn zu dir, Gieb, daß ich heute diesen Tag, Zu deinen Ehren, leben mag.
Laß mich, wie mich, den Nächsten lieben, Den du so wohl, als mich, gemacht! Gieb, daß, mit brüderlichen Trieben, Jch dieß Natur-Gesetz betracht: Was du nicht willt, daß dir geschicht, Das thu auch einem andern nicht.
Will sich die Leidenschaft empören: So laß sie mich doch diesen Tag, Mit ihrer Reizung, nicht bethören! Gieb, daß ich sie besiegen mag, Damit sie mich ja nicht von dir, Auf dir misfällge Wege, führ!
Du liessest mich gebohren werden, Wie, wann, und wo es dir gefiel. So laß mich denn, auch hier auf Erden, O Herr! seyn deiner Liebe Ziel! Jch habe meine Zuversicht Auf dich allein. Verlaß mich nicht!
Laß
Morgen-Geſang.
Jch will das Licht mit Andacht ſchauen; Jch will, ſo wie ich ſchuldig bin, Dich lieben, fuͤrchten und vertrauen, Mit dir allein ergebnem Sinn. Allein! was will mein armes Jch, O großer Schoͤpfer, ohne dich?
Soll ich, was dir gefaͤllig, denken: So mußt du, Herr, aus Gnaden, mir Das Wollen und Vollbringen ſchenken; Darum ergeht mein Flehn zu dir, Gieb, daß ich heute dieſen Tag, Zu deinen Ehren, leben mag.
Laß mich, wie mich, den Naͤchſten lieben, Den du ſo wohl, als mich, gemacht! Gieb, daß, mit bruͤderlichen Trieben, Jch dieß Natur-Geſetz betracht: Was du nicht willt, daß dir geſchicht, Das thu auch einem andern nicht.
Will ſich die Leidenſchaft empoͤren: So laß ſie mich doch dieſen Tag, Mit ihrer Reizung, nicht bethoͤren! Gieb, daß ich ſie beſiegen mag, Damit ſie mich ja nicht von dir, Auf dir misfaͤllge Wege, fuͤhr!
Du lieſſeſt mich gebohren werden, Wie, wann, und wo es dir gefiel. So laß mich denn, auch hier auf Erden, O Herr! ſeyn deiner Liebe Ziel! Jch habe meine Zuverſicht Auf dich allein. Verlaß mich nicht!
Laß
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Morgen-Geſang.
Jch will das Licht mit Andacht ſchauen;
Jch will, ſo wie ich ſchuldig bin,
Dich lieben, fuͤrchten und vertrauen,
Mit dir allein ergebnem Sinn.
Allein! was will mein armes Jch,
O großer Schoͤpfer, ohne dich?
Soll ich, was dir gefaͤllig, denken:
So mußt du, Herr, aus Gnaden, mir
Das Wollen und Vollbringen ſchenken;
Darum ergeht mein Flehn zu dir,
Gieb, daß ich heute dieſen Tag,
Zu deinen Ehren, leben mag.
Laß mich, wie mich, den Naͤchſten lieben,
Den du ſo wohl, als mich, gemacht!
Gieb, daß, mit bruͤderlichen Trieben,
Jch dieß Natur-Geſetz betracht:
Was du nicht willt, daß dir geſchicht,
Das thu auch einem andern nicht.
Will ſich die Leidenſchaft empoͤren:
So laß ſie mich doch dieſen Tag,
Mit ihrer Reizung, nicht bethoͤren!
Gieb, daß ich ſie beſiegen mag,
Damit ſie mich ja nicht von dir,
Auf dir misfaͤllge Wege, fuͤhr!
Du lieſſeſt mich gebohren werden,
Wie, wann, und wo es dir gefiel.
So laß mich denn, auch hier auf Erden,
O Herr! ſeyn deiner Liebe Ziel!
Jch habe meine Zuverſicht
Auf dich allein. Verlaß mich nicht!
Laß
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/642>, abgerufen am 22.11.2024.
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