Herr! du hast, zu deinem Preise, Wunderbar die Welt gemacht, Daß der Tag stets wechsels-weise Folget auf die düstre Nacht, Daß was athmet, durch die Ruh, Nehm an Kräften wieder zu.
Herr! ich fühl erneute Kräfte, Und ich kann, mit frohem Sinn, Jetzt mein tägliches Geschäffte, Aemsig treiben, wie vorhin, Laß mich davor dir allein, O mein Schöpfer! dankbar seyn.
Laß mich heute deinen Willen, Herr! so wohl in dein- und mein- Als der Nächsten Lieb, erfüllen, Laß mich dir gefällig seyn! Wenn ich deine Werke seh, Gieb, daß dirs zum Ruhm gescheh!
Laß mein Auge dich entdecken, Jn der Creaturen Spur: Laß mich deine Liebe schmecken, Jn der Anmuth der Natur! Gieb, daß heute, dir zur Ehr, Jch empfinde, fühl und hör!
Bricht der Abend meiner Tage Endlich denn bey mir herein; Ach so laß ihn, ohne Klage, Mir ein Friedens-Bothe seyn: Laß mich willig schlafen gehn, Und in Christo auferstehn!
Kur-
Morgen-Lied.
Herr! du haſt, zu deinem Preiſe, Wunderbar die Welt gemacht, Daß der Tag ſtets wechſels-weiſe Folget auf die duͤſtre Nacht, Daß was athmet, durch die Ruh, Nehm an Kraͤften wieder zu.
Herr! ich fuͤhl erneute Kraͤfte, Und ich kann, mit frohem Sinn, Jetzt mein taͤgliches Geſchaͤffte, Aemſig treiben, wie vorhin, Laß mich davor dir allein, O mein Schoͤpfer! dankbar ſeyn.
Laß mich heute deinen Willen, Herr! ſo wohl in dein- und mein- Als der Naͤchſten Lieb, erfuͤllen, Laß mich dir gefaͤllig ſeyn! Wenn ich deine Werke ſeh, Gieb, daß dirs zum Ruhm geſcheh!
Laß mein Auge dich entdecken, Jn der Creaturen Spur: Laß mich deine Liebe ſchmecken, Jn der Anmuth der Natur! Gieb, daß heute, dir zur Ehr, Jch empfinde, fuͤhl und hoͤr!
Bricht der Abend meiner Tage Endlich denn bey mir herein; Ach ſo laß ihn, ohne Klage, Mir ein Friedens-Bothe ſeyn: Laß mich willig ſchlafen gehn, Und in Chriſto auferſtehn!
Kur-
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Morgen-Lied.
Herr! du haſt, zu deinem Preiſe,
Wunderbar die Welt gemacht,
Daß der Tag ſtets wechſels-weiſe
Folget auf die duͤſtre Nacht,
Daß was athmet, durch die Ruh,
Nehm an Kraͤften wieder zu.
Herr! ich fuͤhl erneute Kraͤfte,
Und ich kann, mit frohem Sinn,
Jetzt mein taͤgliches Geſchaͤffte,
Aemſig treiben, wie vorhin,
Laß mich davor dir allein,
O mein Schoͤpfer! dankbar ſeyn.
Laß mich heute deinen Willen,
Herr! ſo wohl in dein- und mein-
Als der Naͤchſten Lieb, erfuͤllen,
Laß mich dir gefaͤllig ſeyn!
Wenn ich deine Werke ſeh,
Gieb, daß dirs zum Ruhm geſcheh!
Laß mein Auge dich entdecken,
Jn der Creaturen Spur:
Laß mich deine Liebe ſchmecken,
Jn der Anmuth der Natur!
Gieb, daß heute, dir zur Ehr,
Jch empfinde, fuͤhl und hoͤr!
Bricht der Abend meiner Tage
Endlich denn bey mir herein;
Ach ſo laß ihn, ohne Klage,
Mir ein Friedens-Bothe ſeyn:
Laß mich willig ſchlafen gehn,
Und in Chriſto auferſtehn!
Kur-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/645>, abgerufen am 22.11.2024.
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