Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtung einiger Pflichten
Dieweil nun nichts Bewunderns-werthers auf Erden, in
den Meeres-Gründen,

Und auch in aller Himmel Himmeln, als das, was Gott ge-
macht, zu finden:

So fließt von selbst, daß kein Bewundern in uns für jemand
so viel Ehre,

Als für den Schöpfer aller Dinge, wenn man sein Werk er-
wegt, gebähre.

Es scheinen uns die Sinnen alle, zu diesem großen Zweck
allein,

Sammt der vergleichenden Vernunft, von unserm Gott, ge-
schenkt zu seyn.
Ach laßt denn doch nicht ihre Kraft, und edles Feur um-
sonst verrauchen,

Laßt uns dieselben, Gott zum Ruhm, und unserm Nutzen, besser
brauchen,

Als wie vielleicht bisher geschehn! Jst es nicht ein betrübtes
Wesen?

Es hat der große Gott, als Schöpfer, zu seinen Ehren uns
erlesen;

Er hat mit so viel Macht, als Weisheit, den Geist mit so viel
Kraft geziert,

Den wunderbar formirten Leib, so kunst-als wunderreich for-
mirt,

Es ist in unserm Christenthum die allererste unsrer Pflichten.
Der erst Artikul unsers Glaubens heißt uns, auf Gott die See-
le richten,

Um ihn als Schöpfer anzusehn, um ihn als Schöpfer zu ver-
ehren.

Allein geschicht denn dieses auch? Verfahren wir nach diesen
Lehren?
Stimmt
Betrachtung einiger Pflichten
Dieweil nun nichts Bewunderns-werthers auf Erden, in
den Meeres-Gruͤnden,

Und auch in aller Himmel Himmeln, als das, was Gott ge-
macht, zu finden:

So fließt von ſelbſt, daß kein Bewundern in uns fuͤr jemand
ſo viel Ehre,

Als fuͤr den Schoͤpfer aller Dinge, wenn man ſein Werk er-
wegt, gebaͤhre.

Es ſcheinen uns die Sinnen alle, zu dieſem großen Zweck
allein,

Sammt der vergleichenden Vernunft, von unſerm Gott, ge-
ſchenkt zu ſeyn.
Ach laßt denn doch nicht ihre Kraft, und edles Feur um-
ſonſt verrauchen,

Laßt uns dieſelben, Gott zum Ruhm, und unſerm Nutzen, beſſer
brauchen,

Als wie vielleicht bisher geſchehn! Jſt es nicht ein betruͤbtes
Weſen?

Es hat der große Gott, als Schoͤpfer, zu ſeinen Ehren uns
erleſen;

Er hat mit ſo viel Macht, als Weisheit, den Geiſt mit ſo viel
Kraft geziert,

Den wunderbar formirten Leib, ſo kunſt-als wunderreich for-
mirt,

Es iſt in unſerm Chriſtenthum die allererſte unſrer Pflichten.
Der erſt Artikul unſers Glaubens heißt uns, auf Gott die See-
le richten,

Um ihn als Schoͤpfer anzuſehn, um ihn als Schoͤpfer zu ver-
ehren.

Allein geſchicht denn dieſes auch? Verfahren wir nach dieſen
Lehren?
Stimmt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0682" n="658"/>
            <fw place="top" type="header">Betrachtung einiger Pflichten</fw><lb/>
            <lg n="57">
              <l>Dieweil nun nichts Bewunderns-werthers auf Erden, in<lb/><hi rendition="#et">den Meeres-Gru&#x0364;nden,</hi></l><lb/>
              <l>Und auch in aller Himmel Himmeln, als das, was Gott ge-<lb/><hi rendition="#et">macht, zu finden:</hi></l><lb/>
              <l>So fließt von &#x017F;elb&#x017F;t, daß kein Bewundern in uns fu&#x0364;r jemand<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;o viel Ehre,</hi></l><lb/>
              <l>Als fu&#x0364;r den Scho&#x0364;pfer aller Dinge, wenn man &#x017F;ein Werk er-<lb/><hi rendition="#et">wegt, geba&#x0364;hre.</hi></l><lb/>
              <l>Es &#x017F;cheinen uns die Sinnen alle, zu die&#x017F;em großen Zweck<lb/><hi rendition="#et">allein,</hi></l><lb/>
              <l>Sammt der vergleichenden Vernunft, von un&#x017F;erm Gott, ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chenkt zu &#x017F;eyn.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="58">
              <l>Ach laßt denn doch nicht ihre Kraft, und edles Feur um-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;on&#x017F;t verrauchen,</hi></l><lb/>
              <l>Laßt uns die&#x017F;elben, Gott zum Ruhm, und un&#x017F;erm Nutzen, be&#x017F;&#x017F;er<lb/><hi rendition="#et">brauchen,</hi></l><lb/>
              <l>Als wie vielleicht bisher ge&#x017F;chehn! J&#x017F;t es nicht ein betru&#x0364;btes<lb/><hi rendition="#et">We&#x017F;en?</hi></l><lb/>
              <l>Es hat der große Gott, als Scho&#x0364;pfer, zu &#x017F;einen Ehren uns<lb/><hi rendition="#et">erle&#x017F;en;</hi></l><lb/>
              <l>Er hat mit &#x017F;o viel Macht, als Weisheit, den Gei&#x017F;t mit &#x017F;o viel<lb/><hi rendition="#et">Kraft geziert,</hi></l><lb/>
              <l>Den wunderbar formirten Leib, &#x017F;o kun&#x017F;t-als wunderreich for-<lb/><hi rendition="#et">mirt,</hi></l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t in un&#x017F;erm Chri&#x017F;tenthum die allerer&#x017F;te un&#x017F;rer Pflichten.</l><lb/>
              <l>Der er&#x017F;t Artikul un&#x017F;ers Glaubens heißt uns, auf Gott die See-<lb/><hi rendition="#et">le richten,</hi></l><lb/>
              <l>Um ihn als Scho&#x0364;pfer anzu&#x017F;ehn, um ihn als Scho&#x0364;pfer zu ver-<lb/><hi rendition="#et">ehren.</hi></l><lb/>
              <l>Allein ge&#x017F;chicht denn die&#x017F;es auch? Verfahren wir nach die&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Lehren?</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Stimmt</fw><lb/></l>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[658/0682] Betrachtung einiger Pflichten Dieweil nun nichts Bewunderns-werthers auf Erden, in den Meeres-Gruͤnden, Und auch in aller Himmel Himmeln, als das, was Gott ge- macht, zu finden: So fließt von ſelbſt, daß kein Bewundern in uns fuͤr jemand ſo viel Ehre, Als fuͤr den Schoͤpfer aller Dinge, wenn man ſein Werk er- wegt, gebaͤhre. Es ſcheinen uns die Sinnen alle, zu dieſem großen Zweck allein, Sammt der vergleichenden Vernunft, von unſerm Gott, ge- ſchenkt zu ſeyn. Ach laßt denn doch nicht ihre Kraft, und edles Feur um- ſonſt verrauchen, Laßt uns dieſelben, Gott zum Ruhm, und unſerm Nutzen, beſſer brauchen, Als wie vielleicht bisher geſchehn! Jſt es nicht ein betruͤbtes Weſen? Es hat der große Gott, als Schoͤpfer, zu ſeinen Ehren uns erleſen; Er hat mit ſo viel Macht, als Weisheit, den Geiſt mit ſo viel Kraft geziert, Den wunderbar formirten Leib, ſo kunſt-als wunderreich for- mirt, Es iſt in unſerm Chriſtenthum die allererſte unſrer Pflichten. Der erſt Artikul unſers Glaubens heißt uns, auf Gott die See- le richten, Um ihn als Schoͤpfer anzuſehn, um ihn als Schoͤpfer zu ver- ehren. Allein geſchicht denn dieſes auch? Verfahren wir nach dieſen Lehren? Stimmt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/682
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/682>, abgerufen am 15.06.2024.