Nun lehret uns Vernunft und Schrift, daß Lieb ihn zum erschaffen triebe, Und zwar die Liebe bloß allein. Jndem nun Gott die ewge Liebe Jn seinem Wort sich selber nennt; imgleichen Paulus uns erklärt, Mit einem Feur, das zu bewundern, und mit so großem Nach- druck lehrt, Daß auch von allem, was auf Erden, doch nichts der Liebe sich vergleiche, Daß auch von allem, was im Himmel, doch nichts an ihrem Werthe reiche: So ist der herrlichste Begriff, den wir von Gott uns machen können, Daß wir im Jnnersten der Seelen ihn als die ewge Liebe kennen, Wodurch wir aber, wenn wir Gott nur bloß die ewge Liebe nennen, Durchaus die Macht und Weisheit nicht, die von ihr unzer- trennlich, trennen.
Wir werden ihn dadurch zugleich das Beste schuldig seyn zu gönnen, Und voller Ehrfurcht gegen ihn in Gegenliebe zu entbrennen, Unmöglich uns enthalten können, Wir werden uns auf nichts verlassen, als nur auf seine Lieb allein, Und ihm, in kindlichem Vertrauen und Glauben, zugeeignet seyn. Aus diesem festen Glauben nun entstehet dieser feste Schluß, Den man, zum Ruhm der ewgen Liebe unwidersprechlich ma- chen muß.
Die
Betrachtung einiger Pflichten
Nun lehret uns Vernunft und Schrift, daß Lieb ihn zum erſchaffen triebe, Und zwar die Liebe bloß allein. Jndem nun Gott die ewge Liebe Jn ſeinem Wort ſich ſelber nennt; imgleichen Paulus uns erklaͤrt, Mit einem Feur, das zu bewundern, und mit ſo großem Nach- druck lehrt, Daß auch von allem, was auf Erden, doch nichts der Liebe ſich vergleiche, Daß auch von allem, was im Himmel, doch nichts an ihrem Werthe reiche: So iſt der herrlichſte Begriff, den wir von Gott uns machen koͤnnen, Daß wir im Jnnerſten der Seelen ihn als die ewge Liebe kennen, Wodurch wir aber, wenn wir Gott nur bloß die ewge Liebe nennen, Durchaus die Macht und Weisheit nicht, die von ihr unzer- trennlich, trennen.
Wir werden ihn dadurch zugleich das Beſte ſchuldig ſeyn zu goͤnnen, Und voller Ehrfurcht gegen ihn in Gegenliebe zu entbrennen, Unmoͤglich uns enthalten koͤnnen, Wir werden uns auf nichts verlaſſen, als nur auf ſeine Lieb allein, Und ihm, in kindlichem Vertrauen und Glauben, zugeeignet ſeyn. Aus dieſem feſten Glauben nun entſtehet dieſer feſte Schluß, Den man, zum Ruhm der ewgen Liebe unwiderſprechlich ma- chen muß.
Die
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[666/0690]
Betrachtung einiger Pflichten
Nun lehret uns Vernunft und Schrift, daß Lieb ihn zum
erſchaffen triebe,
Und zwar die Liebe bloß allein. Jndem nun Gott die ewge
Liebe
Jn ſeinem Wort ſich ſelber nennt; imgleichen Paulus uns
erklaͤrt,
Mit einem Feur, das zu bewundern, und mit ſo großem Nach-
druck lehrt,
Daß auch von allem, was auf Erden, doch nichts der Liebe
ſich vergleiche,
Daß auch von allem, was im Himmel, doch nichts an ihrem
Werthe reiche:
So iſt der herrlichſte Begriff, den wir von Gott uns machen
koͤnnen,
Daß wir im Jnnerſten der Seelen ihn als die ewge Liebe
kennen,
Wodurch wir aber, wenn wir Gott nur bloß die ewge Liebe
nennen,
Durchaus die Macht und Weisheit nicht, die von ihr unzer-
trennlich, trennen.
Wir werden ihn dadurch zugleich das Beſte ſchuldig ſeyn zu
goͤnnen,
Und voller Ehrfurcht gegen ihn in Gegenliebe zu entbrennen,
Unmoͤglich uns enthalten koͤnnen,
Wir werden uns auf nichts verlaſſen, als nur auf ſeine Lieb allein,
Und ihm, in kindlichem Vertrauen und Glauben, zugeeignet ſeyn.
Aus dieſem feſten Glauben nun entſtehet dieſer feſte Schluß,
Den man, zum Ruhm der ewgen Liebe unwiderſprechlich ma-
chen muß.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/690>, abgerufen am 24.11.2024.
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