Daß, in jeglicher Secunde, sechzig tausend Millionen, Und annoch sechs tausend drüber, nebst noch acht und zwan- zig Nullen, Welches eine solche Zahl, daß der menschliche Verstand Ganz darob erstaunt und stutzt. * Da so viele Körner Sand Nicht in tausend malen tausend Millionen unsrer Erden, Ungeachtet ihrer Menge, können angetroffen werden.
Wann nun einer dunklen Monas (wäre sie auch noch so klein,) Durch ein dichtes Glas zu dringen, nimmermehr wird mög- lich seyn; Und wir doch vom Licht die Theilchen, daß sie durch die Glä- ser gehen, Und zwar sonder Widerstand, mit erstaunten Blicken, sehen; Merkt man, daß die dunkle Monas und die lichte zweyerley, Folglich daß derselben Kleinheit noch nicht zu vergleichen sey.
Hier nun scheint der Menschen Geist, daß er von sich selbst sich trenne, Und unmöglich in die Kleinheit schärf-und tiefer dringen könne. Hier vergehet ihm das Denken, hier verlischet seines Lichts, Scharfer und subtiler Glanz, Durch die gar zu große Kleinheit gleichsam unterdrückt, fast ganz. Denn indem der Körper Theile wirklich nicht unendlich klein, Und wie sehr sie zu verkleinern, nicht unendlich theilbar seyn; Müssen hier, von dem was ist, da die theilbarn Theile schwinden Von dem unfühlbaren Etwas, sich die zarten Gränzen finden, Und was körperlich, sich enden. Das entsetzlich dunkle Nichts Scheint hier seinen schwarzen Abgrund, ohne Grund, ihm zu entdecken,
Jhn
* 660000000000000000000000000000000. Million.
U u 3
in der Betrachtung vom Nichts.
Daß, in jeglicher Secunde, ſechzig tauſend Millionen, Und annoch ſechs tauſend druͤber, nebſt noch acht und zwan- zig Nullen, Welches eine ſolche Zahl, daß der menſchliche Verſtand Ganz darob erſtaunt und ſtutzt. * Da ſo viele Koͤrner Sand Nicht in tauſend malen tauſend Millionen unſrer Erden, Ungeachtet ihrer Menge, koͤnnen angetroffen werden.
Wann nun einer dunklen Monas (waͤre ſie auch noch ſo klein,) Durch ein dichtes Glas zu dringen, nimmermehr wird moͤg- lich ſeyn; Und wir doch vom Licht die Theilchen, daß ſie durch die Glaͤ- ſer gehen, Und zwar ſonder Widerſtand, mit erſtaunten Blicken, ſehen; Merkt man, daß die dunkle Monas und die lichte zweyerley, Folglich daß derſelben Kleinheit noch nicht zu vergleichen ſey.
Hier nun ſcheint der Menſchen Geiſt, daß er von ſich ſelbſt ſich trenne, Und unmoͤglich in die Kleinheit ſchaͤrf-und tiefer dringen koͤnne. Hier vergehet ihm das Denken, hier verliſchet ſeines Lichts, Scharfer und ſubtiler Glanz, Durch die gar zu große Kleinheit gleichſam unterdruͤckt, faſt ganz. Denn indem der Koͤrper Theile wirklich nicht unendlich klein, Und wie ſehr ſie zu verkleinern, nicht unendlich theilbar ſeyn; Muͤſſen hier, von dem was iſt, da die theilbarn Theile ſchwinden Von dem unfuͤhlbaren Etwas, ſich die zarten Graͤnzen finden, Und was koͤrperlich, ſich enden. Das entſetzlich dunkle Nichts Scheint hier ſeinen ſchwarzen Abgrund, ohne Grund, ihm zu entdecken,
Jhn
* 660000000000000000000000000000000. Million.
U u 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="7"><l><pbfacs="#f0701"n="677"/><fwplace="top"type="header">in der Betrachtung vom Nichts.</fw><lb/>
Daß, in jeglicher Secunde, ſechzig tauſend Millionen,</l><lb/><l>Und annoch ſechs tauſend druͤber, nebſt noch acht und zwan-<lb/><hirendition="#et">zig Nullen,</hi></l><lb/><l>Welches eine ſolche Zahl, daß der menſchliche Verſtand</l><lb/><l>Ganz darob erſtaunt und ſtutzt. <noteplace="foot"n="*">660000000000000000000000000000000. Million.</note> Da ſo viele Koͤrner Sand</l><lb/><l>Nicht in tauſend malen tauſend Millionen unſrer Erden,</l><lb/><l>Ungeachtet ihrer Menge, koͤnnen angetroffen werden.</l></lg><lb/><lgn="8"><l>Wann nun einer dunklen Monas (waͤre ſie auch noch ſo klein,)</l><lb/><l>Durch ein dichtes Glas zu dringen, nimmermehr wird moͤg-<lb/><hirendition="#et">lich ſeyn;</hi></l><lb/><l>Und wir doch vom Licht die Theilchen, daß ſie durch die Glaͤ-<lb/><hirendition="#et">ſer gehen,</hi></l><lb/><l>Und zwar ſonder Widerſtand, mit erſtaunten Blicken, ſehen;</l><lb/><l>Merkt man, daß die dunkle Monas und die lichte zweyerley,</l><lb/><l>Folglich daß derſelben Kleinheit noch nicht zu vergleichen ſey.</l></lg><lb/><lgn="9"><l>Hier nun ſcheint der Menſchen Geiſt, daß er von ſich ſelbſt<lb/><hirendition="#et">ſich trenne,</hi></l><lb/><l>Und unmoͤglich in die Kleinheit ſchaͤrf-und tiefer dringen koͤnne.</l><lb/><l>Hier vergehet ihm das Denken, hier verliſchet ſeines Lichts,</l><lb/><l>Scharfer und ſubtiler Glanz,</l><lb/><l>Durch die gar zu große Kleinheit gleichſam unterdruͤckt, faſt<lb/><hirendition="#et">ganz.</hi></l><lb/><l>Denn indem der Koͤrper Theile wirklich nicht unendlich klein,</l><lb/><l>Und wie ſehr ſie zu verkleinern, nicht unendlich theilbar ſeyn;</l><lb/><l>Muͤſſen hier, von dem was iſt, da die theilbarn Theile ſchwinden</l><lb/><l>Von dem unfuͤhlbaren <hirendition="#fr">Etwas</hi>, ſich die zarten Graͤnzen finden,</l><lb/><l>Und was koͤrperlich, ſich enden. Das entſetzlich dunkle <hirendition="#fr">Nichts</hi></l><lb/><l>Scheint hier ſeinen ſchwarzen Abgrund, ohne Grund, ihm zu<lb/><hirendition="#et">entdecken,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U u 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Jhn</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[677/0701]
in der Betrachtung vom Nichts.
Daß, in jeglicher Secunde, ſechzig tauſend Millionen,
Und annoch ſechs tauſend druͤber, nebſt noch acht und zwan-
zig Nullen,
Welches eine ſolche Zahl, daß der menſchliche Verſtand
Ganz darob erſtaunt und ſtutzt. * Da ſo viele Koͤrner Sand
Nicht in tauſend malen tauſend Millionen unſrer Erden,
Ungeachtet ihrer Menge, koͤnnen angetroffen werden.
Wann nun einer dunklen Monas (waͤre ſie auch noch ſo klein,)
Durch ein dichtes Glas zu dringen, nimmermehr wird moͤg-
lich ſeyn;
Und wir doch vom Licht die Theilchen, daß ſie durch die Glaͤ-
ſer gehen,
Und zwar ſonder Widerſtand, mit erſtaunten Blicken, ſehen;
Merkt man, daß die dunkle Monas und die lichte zweyerley,
Folglich daß derſelben Kleinheit noch nicht zu vergleichen ſey.
Hier nun ſcheint der Menſchen Geiſt, daß er von ſich ſelbſt
ſich trenne,
Und unmoͤglich in die Kleinheit ſchaͤrf-und tiefer dringen koͤnne.
Hier vergehet ihm das Denken, hier verliſchet ſeines Lichts,
Scharfer und ſubtiler Glanz,
Durch die gar zu große Kleinheit gleichſam unterdruͤckt, faſt
ganz.
Denn indem der Koͤrper Theile wirklich nicht unendlich klein,
Und wie ſehr ſie zu verkleinern, nicht unendlich theilbar ſeyn;
Muͤſſen hier, von dem was iſt, da die theilbarn Theile ſchwinden
Von dem unfuͤhlbaren Etwas, ſich die zarten Graͤnzen finden,
Und was koͤrperlich, ſich enden. Das entſetzlich dunkle Nichts
Scheint hier ſeinen ſchwarzen Abgrund, ohne Grund, ihm zu
entdecken,
Jhn
* 660000000000000000000000000000000. Million.
U u 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/701>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.