Nicht, daß es nicht in der That eben so vortrefflich bliebe; Sondern der geschwollne Stolz unsrer eitlen Eigenliebe Hebt sich über es empor. Wer das Triebwerk recht ergründet, Welches zum Begreifen treibt, und zum Wissen, der befindet, Daß in der Gelehrten Brust oft ein kleiner Lucifer, Jn Erkenntniß seiner Wege, gerne wär, wie Gott, der Herr.
Dadurch aber wird mit nichten Untersuchen untersaget, Sondern ernstlich eingeschärft, weil, wenn wir der Seelen Kraft, Die so reg ist, wohl gebrauchen, wir von aller Eigenschaft Der Unendlichkeit des Schöpfers, aller Himmel und der Erden, Jmmermehr noch überwiesen, klärer überführet werden, Und (wir mögen Gottes Wege nicht begreifen oder finden,) Dennoch sehn, daß seiner Ordnung weiser Rath nicht zu er- gründen. Durch ein solch Erkennen nun wird in uns, zu Gottes Ehren, Sich ein kindliches Vertrauen, wahre Lieb und Ehrfurcht mehren.
Aber diesen wahren Satz muß die Menschheit unterdessen Nimmer aus den Herzen lassen, sondern immer dieß ermessen: Gott hat uns auf dieser Erden zu der Absicht werden lassen, Jhn, in seiner Wunder Menge, zu bewundern, nicht zu fassen.
Es wird zum Beweise dienen, der unwidersprechlich ist, Daß nur die Bewunderung göttlicher Vollkommenheit Bloß allein das Mittel sey, uns zur Ehre zu bereiten, Aller Ding und unsers Schöpfers, wenn man nemlich dieß ermißt,
Daß
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in der Betrachtung vom Nichts.
Nicht, daß es nicht in der That eben ſo vortrefflich bliebe; Sondern der geſchwollne Stolz unſrer eitlen Eigenliebe Hebt ſich uͤber es empor. Wer das Triebwerk recht ergruͤndet, Welches zum Begreifen treibt, und zum Wiſſen, der befindet, Daß in der Gelehrten Bruſt oft ein kleiner Lucifer, Jn Erkenntniß ſeiner Wege, gerne waͤr, wie Gott, der Herr.
Dadurch aber wird mit nichten Unterſuchen unterſaget, Sondern ernſtlich eingeſchaͤrft, weil, wenn wir der Seelen Kraft, Die ſo reg iſt, wohl gebrauchen, wir von aller Eigenſchaft Der Unendlichkeit des Schoͤpfers, aller Himmel und der Erden, Jmmermehr noch uͤberwieſen, klaͤrer uͤberfuͤhret werden, Und (wir moͤgen Gottes Wege nicht begreifen oder finden,) Dennoch ſehn, daß ſeiner Ordnung weiſer Rath nicht zu er- gruͤnden. Durch ein ſolch Erkennen nun wird in uns, zu Gottes Ehren, Sich ein kindliches Vertrauen, wahre Lieb und Ehrfurcht mehren.
Aber dieſen wahren Satz muß die Menſchheit unterdeſſen Nimmer aus den Herzen laſſen, ſondern immer dieß ermeſſen: Gott hat uns auf dieſer Erden zu der Abſicht werden laſſen, Jhn, in ſeiner Wunder Menge, zu bewundern, nicht zu faſſen.
Es wird zum Beweiſe dienen, der unwiderſprechlich iſt, Daß nur die Bewunderung goͤttlicher Vollkommenheit Bloß allein das Mittel ſey, uns zur Ehre zu bereiten, Aller Ding und unſers Schoͤpfers, wenn man nemlich dieß ermißt,
Daß
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in der Betrachtung vom Nichts.
Nicht, daß es nicht in der That eben ſo vortrefflich bliebe;
Sondern der geſchwollne Stolz unſrer eitlen Eigenliebe
Hebt ſich uͤber es empor. Wer das Triebwerk recht ergruͤndet,
Welches zum Begreifen treibt, und zum Wiſſen, der befindet,
Daß in der Gelehrten Bruſt oft ein kleiner Lucifer,
Jn Erkenntniß ſeiner Wege, gerne waͤr, wie Gott, der Herr.
Dadurch aber wird mit nichten Unterſuchen unterſaget,
Sondern ernſtlich eingeſchaͤrft, weil, wenn wir der Seelen
Kraft,
Die ſo reg iſt, wohl gebrauchen, wir von aller Eigenſchaft
Der Unendlichkeit des Schoͤpfers, aller Himmel und der
Erden,
Jmmermehr noch uͤberwieſen, klaͤrer uͤberfuͤhret werden,
Und (wir moͤgen Gottes Wege nicht begreifen oder finden,)
Dennoch ſehn, daß ſeiner Ordnung weiſer Rath nicht zu er-
gruͤnden.
Durch ein ſolch Erkennen nun wird in uns, zu Gottes Ehren,
Sich ein kindliches Vertrauen, wahre Lieb und Ehrfurcht
mehren.
Aber dieſen wahren Satz muß die Menſchheit unterdeſſen
Nimmer aus den Herzen laſſen, ſondern immer dieß ermeſſen:
Gott hat uns auf dieſer Erden zu der Abſicht
werden laſſen,
Jhn, in ſeiner Wunder Menge, zu bewundern,
nicht zu faſſen.
Es wird zum Beweiſe dienen, der unwiderſprechlich iſt,
Daß nur die Bewunderung goͤttlicher Vollkommenheit
Bloß allein das Mittel ſey, uns zur Ehre zu bereiten,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/721>, abgerufen am 24.11.2024.
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