Ja selbst, nebst eurer Lust zugleich, für euch der Schöpfer selbst verschwinden? Es steckt in euerem Betragen, statt seiner Ehre, nur Ver- achtung. Ja, wo wir uns, mit rechtem Ernst, und mehrerm Fleisse nicht bestreben, Die unglückselgen Hindernissen der Unempfindlichkeit zu heben; So scheinen wir den starken Vorwurf der freyen Geister Recht zu geben, Die sagen: Es erscheine klar, daß, Gott zu Ehren nimmermehr, (Wie wir allein aus Hochmuth glaubten) die Menschheit je geschaffen wär. Es gäb es die Erfahrung ja, daß wir nichts we- niger im Leben, Als einem Gott zu Ehren lebten, die Werke Got- tes, ihre Pracht, Nähm' ja von so viel tausend Menschen, fast nicht ein einziger in Acht, Sie wären nur umsonst für uns. Das letzte scheinet leider wahr, So gar, daß wenn wir nicht auf Gott, der ewgen Lieb, uns könnten gründen, Wir in uns selber nimmermehr den Grund von unsrer Dau- er finden, Noch einen Himmel hoffen könnten. Hieraus nun folgete so gar, Daß selber die Religion, in augenscheinliche Gefahr, Zu gleicher Zeit gerathen würde. Jndem ja selbe sich am meisten, Auf die dem Menschen von der Gottheit geschenkten Würdig- keiten gründet, Weil, wo sich keine Fähigkeit in uns zum Lobe Gottes findet,
Und
Gedichte au Hrn. Reinbeck.
Ja ſelbſt, nebſt eurer Luſt zugleich, fuͤr euch der Schoͤpfer ſelbſt verſchwinden? Es ſteckt in euerem Betragen, ſtatt ſeiner Ehre, nur Ver- achtung. Ja, wo wir uns, mit rechtem Ernſt, und mehrerm Fleiſſe nicht beſtreben, Die ungluͤckſelgen Hinderniſſen der Unempfindlichkeit zu heben; So ſcheinen wir den ſtarken Vorwurf der freyen Geiſter Recht zu geben, Die ſagen: Es erſcheine klar, daß, Gott zu Ehren nimmermehr, (Wie wir allein aus Hochmuth glaubten) die Menſchheit je geſchaffen waͤr. Es gaͤb es die Erfahrung ja, daß wir nichts we- niger im Leben, Als einem Gott zu Ehren lebten, die Werke Got- tes, ihre Pracht, Naͤhm’ ja von ſo viel tauſend Menſchen, faſt nicht ein einziger in Acht, Sie waͤren nur umſonſt fuͤr uns. Das letzte ſcheinet leider wahr, So gar, daß wenn wir nicht auf Gott, der ewgen Lieb, uns koͤnnten gruͤnden, Wir in uns ſelber nimmermehr den Grund von unſrer Dau- er finden, Noch einen Himmel hoffen koͤnnten. Hieraus nun folgete ſo gar, Daß ſelber die Religion, in augenſcheinliche Gefahr, Zu gleicher Zeit gerathen wuͤrde. Jndem ja ſelbe ſich am meiſten, Auf die dem Menſchen von der Gottheit geſchenkten Wuͤrdig- keiten gruͤndet, Weil, wo ſich keine Faͤhigkeit in uns zum Lobe Gottes findet,
Und
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Gedichte au Hrn. Reinbeck.
Ja ſelbſt, nebſt eurer Luſt zugleich, fuͤr euch der Schoͤpfer ſelbſt
verſchwinden?
Es ſteckt in euerem Betragen, ſtatt ſeiner Ehre, nur Ver-
achtung.
Ja, wo wir uns, mit rechtem Ernſt, und mehrerm Fleiſſe nicht
beſtreben,
Die ungluͤckſelgen Hinderniſſen der Unempfindlichkeit zu heben;
So ſcheinen wir den ſtarken Vorwurf der freyen Geiſter Recht
zu geben,
Die ſagen: Es erſcheine klar, daß, Gott zu Ehren
nimmermehr,
(Wie wir allein aus Hochmuth glaubten) die
Menſchheit je geſchaffen waͤr.
Es gaͤb es die Erfahrung ja, daß wir nichts we-
niger im Leben,
Als einem Gott zu Ehren lebten, die Werke Got-
tes, ihre Pracht,
Naͤhm’ ja von ſo viel tauſend Menſchen, faſt nicht
ein einziger in Acht,
Sie waͤren nur umſonſt fuͤr uns. Das letzte ſcheinet
leider wahr,
So gar, daß wenn wir nicht auf Gott, der ewgen Lieb, uns
koͤnnten gruͤnden,
Wir in uns ſelber nimmermehr den Grund von unſrer Dau-
er finden,
Noch einen Himmel hoffen koͤnnten. Hieraus nun folgete ſo gar,
Daß ſelber die Religion, in augenſcheinliche Gefahr,
Zu gleicher Zeit gerathen wuͤrde. Jndem ja ſelbe ſich am
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Auf die dem Menſchen von der Gottheit geſchenkten Wuͤrdig-
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Weil, wo ſich keine Faͤhigkeit in uns zum Lobe Gottes findet,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/756>, abgerufen am 21.11.2024.
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