Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.nebst genauer Betrachtung der Aeren. Es bestehet, an der Aehre, die so zierliche StructurBloß aus einerley Gehäuse, einer netten Hülse, nur, Die, wo sich der obre Theil ihres Halms gemählich spitzet, Als ein eigenes Gewächs, in so netter Ordnung sitzet, Daß es nett die eine Seite von der Aehren Bau beschlägt, Da die andre Seite gleichfalls eine solche Hülse trägt, Die ein wenig höher sitzet; dieß geht wechselsweise fort, Bis zu ihres Halmes Spitze, an dem allerhöchsten Ort. Dieß Gehäus ist sonderlich, und bewunderns-werth formirt. Es bestehet aus zwey Theilen, die sich unterwerts vereinen, Und, wenn sie sich etwan öffnen, gleichsam Tulpen-förmig scheinen. Unten ists, an beyden Seiten, mit zwey Zäserchen geziert, Welche purpurfärbig sind; und da sie, zu beyden Seiten, Recht der Aehren Mitte treffen, wird ein schöner rother Strich, Durch dieselbigen, formiret, welcher mit dem Grünen sich Gleichsam einzuflechten scheinet, und, so lang die Aehre grün, Jhr ein lieblich Ansehn giebt. Von der äussern Hülsen Ecken, Die von aussen hart und rauch, da die innre Seite platt, Und, wo sie am Hälmchen sitzet, fast durchsichtig, weich und glatt) Sieht man, sich ein grünes Stänglein voller zarten Spitzen strecken, Welche fühlbar zwar genug, aber kaum zu sehen seyn. Jede von den äussern Hülsen schließt ein' ander' in sich ein, Welche weichlicher und zarter, die die Blühten in sich heget, Deren sechs, da jede drey wohl verwahret in sich träget. Welche drey ein Korn erzielen, wie ich es nachher gesehn, Daß auf einem jeden Korn allemal drey Blühten stehn. Diese wachsen, bis dieselben ihr Gehäuse ganz erfüllen, Dann aus seiner offnen Seiten dringen, plötzlich sich enthüllen, Und aus ihrem Sitze fallen, da sie, an sehr zarten Stielen, Lange Zeit noch hängen bleiben, und beweglich schwebend spielen. Aber E 5
nebſt genauer Betrachtung der Aeren. Es beſtehet, an der Aehre, die ſo zierliche StructurBloß aus einerley Gehaͤuſe, einer netten Huͤlſe, nur, Die, wo ſich der obre Theil ihres Halms gemaͤhlich ſpitzet, Als ein eigenes Gewaͤchs, in ſo netter Ordnung ſitzet, Daß es nett die eine Seite von der Aehren Bau beſchlaͤgt, Da die andre Seite gleichfalls eine ſolche Huͤlſe traͤgt, Die ein wenig hoͤher ſitzet; dieß geht wechſelsweiſe fort, Bis zu ihres Halmes Spitze, an dem allerhoͤchſten Ort. Dieß Gehaͤuſ iſt ſonderlich, und bewunderns-werth formirt. Es beſtehet aus zwey Theilen, die ſich unterwerts vereinen, Und, weñ ſie ſich etwan oͤffnen, gleichſam Tulpen-foͤrmig ſcheinen. Unten iſts, an beyden Seiten, mit zwey Zaͤſerchen geziert, Welche purpurfaͤrbig ſind; und da ſie, zu beyden Seiten, Recht der Aehren Mitte treffen, wird ein ſchoͤner rother Strich, Durch dieſelbigen, formiret, welcher mit dem Gruͤnen ſich Gleichſam einzuflechten ſcheinet, und, ſo lang die Aehre gruͤn, Jhr ein lieblich Anſehn giebt. Von der aͤuſſern Huͤlſen Ecken, Die von auſſen hart und rauch, da die innre Seite platt, Und, wo ſie am Haͤlmchen ſitzet, faſt durchſichtig, weich und glatt) Sieht man, ſich ein gruͤnes Staͤnglein voller zarten Spitzen ſtrecken, Welche fuͤhlbar zwar genug, aber kaum zu ſehen ſeyn. Jede von den aͤuſſern Huͤlſen ſchließt ein’ ander’ in ſich ein, Welche weichlicher und zarter, die die Bluͤhten in ſich heget, Deren ſechs, da jede drey wohl verwahret in ſich traͤget. Welche drey ein Korn erzielen, wie ich es nachher geſehn, Daß auf einem jeden Korn allemal drey Bluͤhten ſtehn. Dieſe wachſen, bis dieſelben ihr Gehaͤuſe ganz erfuͤllen, Dann aus ſeiner offnen Seiten dringen, ploͤtzlich ſich enthuͤllen, Und aus ihrem Sitze fallen, da ſie, an ſehr zarten Stielen, Lange Zeit noch haͤngen bleiben, und beweglich ſchwebend ſpielen. Aber E 5
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nebſt genauer Betrachtung der Aeren.
Es beſtehet, an der Aehre, die ſo zierliche Structur
Bloß aus einerley Gehaͤuſe, einer netten Huͤlſe, nur,
Die, wo ſich der obre Theil ihres Halms gemaͤhlich ſpitzet,
Als ein eigenes Gewaͤchs, in ſo netter Ordnung ſitzet,
Daß es nett die eine Seite von der Aehren Bau beſchlaͤgt,
Da die andre Seite gleichfalls eine ſolche Huͤlſe traͤgt,
Die ein wenig hoͤher ſitzet; dieß geht wechſelsweiſe fort,
Bis zu ihres Halmes Spitze, an dem allerhoͤchſten Ort.
Dieß Gehaͤuſ iſt ſonderlich, und bewunderns-werth formirt.
Es beſtehet aus zwey Theilen, die ſich unterwerts vereinen,
Und, weñ ſie ſich etwan oͤffnen, gleichſam Tulpen-foͤrmig ſcheinen.
Unten iſts, an beyden Seiten, mit zwey Zaͤſerchen geziert,
Welche purpurfaͤrbig ſind; und da ſie, zu beyden Seiten,
Recht der Aehren Mitte treffen, wird ein ſchoͤner rother Strich,
Durch dieſelbigen, formiret, welcher mit dem Gruͤnen ſich
Gleichſam einzuflechten ſcheinet, und, ſo lang die Aehre gruͤn,
Jhr ein lieblich Anſehn giebt. Von der aͤuſſern Huͤlſen Ecken,
Die von auſſen hart und rauch, da die innre Seite platt,
Und, wo ſie am Haͤlmchen ſitzet, faſt durchſichtig, weich und glatt)
Sieht man, ſich ein gruͤnes Staͤnglein voller zarten Spitzen
ſtrecken,
Welche fuͤhlbar zwar genug, aber kaum zu ſehen ſeyn.
Jede von den aͤuſſern Huͤlſen ſchließt ein’ ander’ in ſich ein,
Welche weichlicher und zarter, die die Bluͤhten in ſich heget,
Deren ſechs, da jede drey wohl verwahret in ſich traͤget.
Welche drey ein Korn erzielen, wie ich es nachher geſehn,
Daß auf einem jeden Korn allemal drey Bluͤhten ſtehn.
Dieſe wachſen, bis dieſelben ihr Gehaͤuſe ganz erfuͤllen,
Dann aus ſeiner offnen Seiten dringen, ploͤtzlich ſich enthuͤllen,
Und aus ihrem Sitze fallen, da ſie, an ſehr zarten Stielen,
Lange Zeit noch haͤngen bleiben, und beweglich ſchwebend
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