So sind dergleichen Gegenden auch in des Meeres tiefen Gründen, Nebst Höhlen, Grüften, Brüch- und Klüften, weit mehr, als hier genannt, zu finden.
Dieß wäre denn, was von den Wundern, die in des Mee- res Tiefen stecken, Mein Geist, mein ganz erstaunter Geist, geschickt gewesen zu entdecken. Nunmehro scheinet Blick und Geist ermüdet. Jch kann, ohne Grauen, Das dunkle Reich der Meeres-Tiefe, fast ganz erstarrt, nicht ferner schauen. Es schwinget sich denn, aus dem Abgrund, itzt mein betäubter Geist empor, Und steiget, durch die dunkle Last der Fluhten, an das Licht hervor. Jtzt schau ich, weil ich mich, vom Meer, noch nicht entfernen kann noch muß, Auch seiner Oberfläch im Sturm entsetzlich wütende Gewalt; Denn auch, wenn Luft und Wellen still, desselben lieb- liche Gestalt; Und endlich seiner Bürger Art, Verschiedenheit und Ueber- fluß, Mit Loben und Bewundern an. O grosser Schöpfer! laß mein Lallen Von Dir, in Deinen Wunderwerken, wie schlecht es gleich, Dir doch gefallen!
Die
Betrachtung der Meeres-Tiefe.
So ſind dergleichen Gegenden auch in des Meeres tiefen Gruͤnden, Nebſt Hoͤhlen, Gruͤften, Bruͤch- und Kluͤften, weit mehr, als hier genannt, zu finden.
Dieß waͤre denn, was von den Wundern, die in des Mee- res Tiefen ſtecken, Mein Geiſt, mein ganz erſtaunter Geiſt, geſchickt geweſen zu entdecken. Nunmehro ſcheinet Blick und Geiſt ermuͤdet. Jch kann, ohne Grauen, Das dunkle Reich der Meeres-Tiefe, faſt ganz erſtarrt, nicht ferner ſchauen. Es ſchwinget ſich denn, aus dem Abgrund, itzt mein betaͤubter Geiſt empor, Und ſteiget, durch die dunkle Laſt der Fluhten, an das Licht hervor. Jtzt ſchau ich, weil ich mich, vom Meer, noch nicht entfernen kann noch muß, Auch ſeiner Oberflaͤch im Sturm entſetzlich wuͤtende Gewalt; Denn auch, wenn Luft und Wellen ſtill, deſſelben lieb- liche Geſtalt; Und endlich ſeiner Buͤrger Art, Verſchiedenheit und Ueber- fluß, Mit Loben und Bewundern an. O groſſer Schoͤpfer! laß mein Lallen Von Dir, in Deinen Wunderwerken, wie ſchlecht es gleich, Dir doch gefallen!
Die
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[86/0104]
Betrachtung der Meeres-Tiefe.
So ſind dergleichen Gegenden auch in des Meeres tiefen
Gruͤnden,
Nebſt Hoͤhlen, Gruͤften, Bruͤch- und Kluͤften, weit mehr, als
hier genannt, zu finden.
Dieß waͤre denn, was von den Wundern, die in des Mee-
res Tiefen ſtecken,
Mein Geiſt, mein ganz erſtaunter Geiſt, geſchickt geweſen zu
entdecken.
Nunmehro ſcheinet Blick und Geiſt ermuͤdet. Jch kann, ohne
Grauen,
Das dunkle Reich der Meeres-Tiefe, faſt ganz erſtarrt, nicht
ferner ſchauen.
Es ſchwinget ſich denn, aus dem Abgrund, itzt mein betaͤubter
Geiſt empor,
Und ſteiget, durch die dunkle Laſt der Fluhten, an das Licht
hervor.
Jtzt ſchau ich, weil ich mich, vom Meer, noch nicht entfernen
kann noch muß,
Auch ſeiner Oberflaͤch im Sturm entſetzlich wuͤtende
Gewalt;
Denn auch, wenn Luft und Wellen ſtill, deſſelben lieb-
liche Geſtalt;
Und endlich ſeiner Buͤrger Art, Verſchiedenheit und Ueber-
fluß,
Mit Loben und Bewundern an. O groſſer Schoͤpfer!
laß mein Lallen
Von Dir, in Deinen Wunderwerken, wie ſchlecht es
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/104>, abgerufen am 21.11.2024.
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