Kurz: Alles, was man auf der Erden, in Luft und Wasser sehen kann, Fällt uns voll Anmuht in die Augen, und fieht uns gleichsam lächelnd an.
Man sah bereits den Sonnen-Strahl sich mit der grauen Dämmrung mischen, Und ihn vom nassen Felde schon der Wolken Thränen gleich- sam wischen. Die Welt, durch ihr erquickend Feuer und heitern Schimmer angestrahlt, Ward überall mit einem Glanz, wodurch sich, samt den grü- nen Büschen, Der Kräuter und der Bluhmen Heere, recht, als aufs neu belebt, erfrischen, Und der auf ihren Blättern schwebet, mit einer grünen Gluht bemahlt. Es streckte nah an diesem Walde, voll Nahrungs-reicher fetter Weide, Ein angenehmer grüner Hügel den bunt-beblühmten Rücken her, Von vielen Wollen-reichen Heerden und Horn-Vieh schien er gleichsam schwehr, Der Seiten sanfter Abhang glänzt' vom gelben reifenden Getrayde.
Dort sah man weisse, fette Schafe beschäftiget, das feinste Gras, Mit regem Zahn und kurzem Ruck, von unten aufwerts abzurupfen, Dort, durch verwachsne dunkle Büsche, oft muntre junge Lämmer schlupfen, Hier, wie so manches glatte Kalb das Laub von schlanken Reisern fraß,
Da,
Beſchreibung eines herrlichen Morgens
Kurz: Alles, was man auf der Erden, in Luft und Waſſer ſehen kann, Faͤllt uns voll Anmuht in die Augen, und fieht uns gleichſam laͤchelnd an.
Man ſah bereits den Sonnen-Strahl ſich mit der grauen Daͤmmrung miſchen, Und ihn vom naſſen Felde ſchon der Wolken Thraͤnen gleich- ſam wiſchen. Die Welt, durch ihr erquickend Feuer und heitern Schimmer angeſtrahlt, Ward uͤberall mit einem Glanz, wodurch ſich, ſamt den gruͤ- nen Buͤſchen, Der Kraͤuter und der Bluhmen Heere, recht, als aufs neu belebt, erfriſchen, Und der auf ihren Blaͤttern ſchwebet, mit einer gruͤnen Gluht bemahlt. Es ſtreckte nah an dieſem Walde, voll Nahrungs-reicher fetter Weide, Ein angenehmer gruͤner Huͤgel den bunt-bebluͤhmten Ruͤcken her, Von vielen Wollen-reichen Heerden und Horn-Vieh ſchien er gleichſam ſchwehr, Der Seiten ſanfter Abhang glaͤnzt’ vom gelben reifenden Getrayde.
Dort ſah man weiſſe, fette Schafe beſchaͤftiget, das feinſte Gras, Mit regem Zahn und kurzem Ruck, von unten aufwerts abzurupfen, Dort, durch verwachsne dunkle Buͤſche, oft muntre junge Laͤmmer ſchlupfen, Hier, wie ſo manches glatte Kalb das Laub von ſchlanken Reiſern fraß,
Da,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0132"n="114"/><fwplace="top"type="header">Beſchreibung eines herrlichen Morgens</fw><lb/><lgn="3"><l>Kurz: Alles, was man auf der Erden, in Luft und Waſſer</l><lb/><l><hirendition="#et">ſehen kann,</hi></l><lb/><l>Faͤllt uns voll Anmuht in die Augen, und fieht uns gleichſam</l><lb/><l><hirendition="#et">laͤchelnd an.</hi></l></lg><lb/><lgn="4"><l>Man ſah bereits den Sonnen-Strahl ſich mit der grauen</l><lb/><l><hirendition="#et">Daͤmmrung miſchen,</hi></l><lb/><l>Und ihn vom naſſen Felde ſchon der Wolken Thraͤnen gleich-</l><lb/><l><hirendition="#et">ſam wiſchen.</hi></l><lb/><l>Die Welt, durch ihr erquickend Feuer und heitern Schimmer</l><lb/><l><hirendition="#et">angeſtrahlt,</hi></l><lb/><l>Ward uͤberall mit einem Glanz, wodurch ſich, ſamt den gruͤ-</l><lb/><l><hirendition="#et">nen Buͤſchen,</hi></l><lb/><l>Der Kraͤuter und der Bluhmen Heere, recht, als aufs neu</l><lb/><l><hirendition="#et">belebt, erfriſchen,</hi></l><lb/><l>Und der auf ihren Blaͤttern ſchwebet, mit einer gruͤnen</l><lb/><l><hirendition="#et">Gluht bemahlt.</hi></l><lb/><l>Es ſtreckte nah an dieſem Walde, voll Nahrungs-reicher</l><lb/><l><hirendition="#et">fetter Weide,</hi></l><lb/><l>Ein angenehmer gruͤner Huͤgel den bunt-bebluͤhmten Ruͤcken</l><lb/><l><hirendition="#et">her,</hi></l><lb/><l>Von vielen Wollen-reichen Heerden und Horn-Vieh ſchien</l><lb/><l><hirendition="#et">er gleichſam ſchwehr,</hi></l><lb/><l>Der Seiten ſanfter Abhang glaͤnzt’ vom gelben reifenden</l><lb/><l><hirendition="#et">Getrayde.</hi></l></lg><lb/><lgn="5"><l>Dort ſah man weiſſe, fette Schafe beſchaͤftiget, das feinſte</l><lb/><l><hirendition="#et">Gras,</hi></l><lb/><l>Mit regem Zahn und kurzem Ruck, von unten aufwerts</l><lb/><l><hirendition="#et">abzurupfen,</hi></l><lb/><l>Dort, durch verwachsne dunkle Buͤſche, oft muntre junge</l><lb/><l><hirendition="#et">Laͤmmer ſchlupfen,</hi></l><lb/><l>Hier, wie ſo manches glatte Kalb das Laub von ſchlanken</l><lb/><l><hirendition="#et">Reiſern fraß,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Da,</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[114/0132]
Beſchreibung eines herrlichen Morgens
Kurz: Alles, was man auf der Erden, in Luft und Waſſer
ſehen kann,
Faͤllt uns voll Anmuht in die Augen, und fieht uns gleichſam
laͤchelnd an.
Man ſah bereits den Sonnen-Strahl ſich mit der grauen
Daͤmmrung miſchen,
Und ihn vom naſſen Felde ſchon der Wolken Thraͤnen gleich-
ſam wiſchen.
Die Welt, durch ihr erquickend Feuer und heitern Schimmer
angeſtrahlt,
Ward uͤberall mit einem Glanz, wodurch ſich, ſamt den gruͤ-
nen Buͤſchen,
Der Kraͤuter und der Bluhmen Heere, recht, als aufs neu
belebt, erfriſchen,
Und der auf ihren Blaͤttern ſchwebet, mit einer gruͤnen
Gluht bemahlt.
Es ſtreckte nah an dieſem Walde, voll Nahrungs-reicher
fetter Weide,
Ein angenehmer gruͤner Huͤgel den bunt-bebluͤhmten Ruͤcken
her,
Von vielen Wollen-reichen Heerden und Horn-Vieh ſchien
er gleichſam ſchwehr,
Der Seiten ſanfter Abhang glaͤnzt’ vom gelben reifenden
Getrayde.
Dort ſah man weiſſe, fette Schafe beſchaͤftiget, das feinſte
Gras,
Mit regem Zahn und kurzem Ruck, von unten aufwerts
abzurupfen,
Dort, durch verwachsne dunkle Buͤſche, oft muntre junge
Laͤmmer ſchlupfen,
Hier, wie ſo manches glatte Kalb das Laub von ſchlanken
Reiſern fraß,
Da,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/132>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.