Alles, was sich regt und lebet, wird von einem Geist regiert, Welcher der Bewegung Ursprung. Wann nun der Pla- neten Heer, Und, nebst ihnen, unsre Erde von der Sonnen umgeführt, Auch von ihr erwärmet wird, so daß, wenn nur sie nicht wär, Alles Leben und Bewegen ihrer aller stille stehn, Ja den Augenblick vergehn, Stocken und verkommen müßte; sollte man, mit wahren Schlüssen, Denn die Sonne nicht die Seele der Planeten nennen müssen? Ja sie wird wohl nimmer anders, auch von dieser unsrer Erden, Als derselben wahre Seele können angesehen werden.
Ach! so schaue künftighin unsre Sonne jedermann, Anders als bisher geschehen, mit vermehrter Andacht, an! Da sie aus der Gottheit stammet, Zu der Creaturen Besten leuchtet, sie belebet, flammet, Und weit mehr, als alle Dinge, GOtt, als wie im Spiegel, weiset; Wird in ihr die wahre Gottheit auch am würdigsten gepreiset.
Die
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Die Sonne.
Alles, was ſich regt und lebet, wird von einem Geiſt regiert, Welcher der Bewegung Urſprung. Wann nun der Pla- neten Heer, Und, nebſt ihnen, unſre Erde von der Sonnen umgefuͤhrt, Auch von ihr erwaͤrmet wird, ſo daß, wenn nur ſie nicht waͤr, Alles Leben und Bewegen ihrer aller ſtille ſtehn, Ja den Augenblick vergehn, Stocken und verkommen muͤßte; ſollte man, mit wahren Schluͤſſen, Denn die Sonne nicht die Seele der Planeten nennen muͤſſen? Ja ſie wird wohl nimmer anders, auch von dieſer unſrer Erden, Als derſelben wahre Seele koͤnnen angeſehen werden.
Ach! ſo ſchaue kuͤnftighin unſre Sonne jedermann, Anders als bisher geſchehen, mit vermehrter Andacht, an! Da ſie aus der Gottheit ſtammet, Zu der Creaturen Beſten leuchtet, ſie belebet, flammet, Und weit mehr, als alle Dinge, GOtt, als wie im Spiegel, weiſet; Wird in ihr die wahre Gottheit auch am wuͤrdigſten gepreiſet.
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Die Sonne.
Alles, was ſich regt und lebet, wird von einem Geiſt
regiert,
Welcher der Bewegung Urſprung. Wann nun der Pla-
neten Heer,
Und, nebſt ihnen, unſre Erde von der Sonnen umgefuͤhrt,
Auch von ihr erwaͤrmet wird, ſo daß, wenn nur ſie nicht
waͤr,
Alles Leben und Bewegen ihrer aller ſtille ſtehn,
Ja den Augenblick vergehn,
Stocken und verkommen muͤßte; ſollte man, mit wahren
Schluͤſſen,
Denn die Sonne nicht die Seele der Planeten nennen
muͤſſen?
Ja ſie wird wohl nimmer anders, auch von dieſer unſrer
Erden,
Als derſelben wahre Seele koͤnnen angeſehen werden.
Ach! ſo ſchaue kuͤnftighin unſre Sonne jedermann,
Anders als bisher geſchehen, mit vermehrter Andacht, an!
Da ſie aus der Gottheit ſtammet,
Zu der Creaturen Beſten leuchtet, ſie belebet, flammet,
Und weit mehr, als alle Dinge, GOtt, als wie im Spiegel,
weiſet;
Wird in ihr die wahre Gottheit auch am wuͤrdigſten gepreiſet.
Die
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. [201]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/219>, abgerufen am 24.11.2024.
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