Mit erstaunendem Gemühte, Daß ein weis' und mächtigs Wesen Uns zum Vorwurf Seiner Güte, Bloß aus Gnaden, auserlesen; Daß Es nichts (o Liebe!) wolle, Als daß man, durch Jhn vergnügt, Unser' eigne Lust Jhm zolle. Daß man, aus Erkenntlichkeit, Das, was Jhm mißfällt, zu fliehen, Sich nach Möglichkeit bemühen, Und freywillig meiden solle; Daß wir, Jhn recht zu erhöhn, Sonst kein Mittel finden können, Als daß, in der Werke Pracht, Wir die Weisheit, Lieb' und Macht Mit Bewunderung erkennen, Und, zu Seinen Ehren, sehn, Hören, riechen, fühlen, schmecken, Auch, wie Er so wunderbar, Jn den Werken, hell und klar, Mit Bewunderung, entdecken. Dieses thu ich nun allhier, Grosser Schöpfer, laß doch Dir Mein durch Dich erregtes Lallen, Als ein Opfer-Rauch, gefallen!
Das
Vorwuͤrfe an mich ſelbſt.
Mit erſtaunendem Gemuͤhte, Daß ein weiſ’ und maͤchtigs Weſen Uns zum Vorwurf Seiner Guͤte, Bloß aus Gnaden, auserleſen; Daß Es nichts (o Liebe!) wolle, Als daß man, durch Jhn vergnuͤgt, Unſer’ eigne Luſt Jhm zolle. Daß man, aus Erkenntlichkeit, Das, was Jhm mißfaͤllt, zu fliehen, Sich nach Moͤglichkeit bemuͤhen, Und freywillig meiden ſolle; Daß wir, Jhn recht zu erhoͤhn, Sonſt kein Mittel finden koͤnnen, Als daß, in der Werke Pracht, Wir die Weisheit, Lieb’ und Macht Mit Bewunderung erkennen, Und, zu Seinen Ehren, ſehn, Hoͤren, riechen, fuͤhlen, ſchmecken, Auch, wie Er ſo wunderbar, Jn den Werken, hell und klar, Mit Bewunderung, entdecken. Dieſes thu ich nun allhier, Groſſer Schoͤpfer, laß doch Dir Mein durch Dich erregtes Lallen, Als ein Opfer-Rauch, gefallen!
Das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0238"n="220"/><fwplace="top"type="header">Vorwuͤrfe an mich ſelbſt.</fw><lb/><lgn="6"><l>Mit erſtaunendem Gemuͤhte,</l><lb/><l>Daß ein weiſ’ und maͤchtigs Weſen</l><lb/><l>Uns zum Vorwurf Seiner Guͤte,</l><lb/><l>Bloß aus Gnaden, auserleſen;</l><lb/><l>Daß Es nichts (o Liebe!) wolle,</l><lb/><l>Als daß man, durch Jhn vergnuͤgt,</l><lb/><l>Unſer’ eigne Luſt Jhm zolle.</l><lb/><l>Daß man, aus Erkenntlichkeit,</l><lb/><l>Das, was Jhm mißfaͤllt, zu fliehen,</l><lb/><l>Sich nach Moͤglichkeit bemuͤhen,</l><lb/><l>Und freywillig meiden ſolle;</l><lb/><l>Daß wir, Jhn recht zu erhoͤhn,</l><lb/><l>Sonſt kein Mittel finden koͤnnen,</l><lb/><l>Als daß, in der Werke Pracht,</l><lb/><l>Wir die Weisheit, Lieb’ und Macht</l><lb/><l>Mit Bewunderung erkennen,</l><lb/><l>Und, zu Seinen Ehren, ſehn,</l><lb/><l>Hoͤren, riechen, fuͤhlen, ſchmecken,</l><lb/><l>Auch, wie Er ſo wunderbar,</l><lb/><l>Jn den Werken, hell und klar,</l><lb/><l>Mit Bewunderung, entdecken.</l><lb/><l>Dieſes thu ich nun allhier,</l><lb/><l>Groſſer Schoͤpfer, laß doch Dir</l><lb/><l>Mein durch Dich erregtes Lallen,</l><lb/><l>Als ein Opfer-Rauch, gefallen!</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Das</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
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Vorwuͤrfe an mich ſelbſt.
Mit erſtaunendem Gemuͤhte,
Daß ein weiſ’ und maͤchtigs Weſen
Uns zum Vorwurf Seiner Guͤte,
Bloß aus Gnaden, auserleſen;
Daß Es nichts (o Liebe!) wolle,
Als daß man, durch Jhn vergnuͤgt,
Unſer’ eigne Luſt Jhm zolle.
Daß man, aus Erkenntlichkeit,
Das, was Jhm mißfaͤllt, zu fliehen,
Sich nach Moͤglichkeit bemuͤhen,
Und freywillig meiden ſolle;
Daß wir, Jhn recht zu erhoͤhn,
Sonſt kein Mittel finden koͤnnen,
Als daß, in der Werke Pracht,
Wir die Weisheit, Lieb’ und Macht
Mit Bewunderung erkennen,
Und, zu Seinen Ehren, ſehn,
Hoͤren, riechen, fuͤhlen, ſchmecken,
Auch, wie Er ſo wunderbar,
Jn den Werken, hell und klar,
Mit Bewunderung, entdecken.
Dieſes thu ich nun allhier,
Groſſer Schoͤpfer, laß doch Dir
Mein durch Dich erregtes Lallen,
Als ein Opfer-Rauch, gefallen!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/238>, abgerufen am 24.11.2024.
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