Ach wie oft, wenn ich, die Schönheit dieses Ortes zu beschreiben, Kopf und Feder angestreckt, zwang mich nicht des Urbilds Pracht, Meine Feder wegzulegen, von dem Sessel aufzustehn, Nichts zu thun, als nur zu sehn, Weil es gar zu wunderschön.
Ein unabzusehend blaues, und ein bunt beblühmtes Feld Werden durch die grüne Höh' eines Dammes in der Mitten, Als durch einen langen Strich, abgesondert, abgeschnitten, Welcher den gewalt'gen Strohm nicht allein zurücke hält, Sondern noch die Landschaft zieret. An desselben Fuß erscheinet Ein fast güldner Strich von Bluhmen, oben ein hell-grüner Strich, Der sich mit der blauen Luft, diese mit der Fluht vereinet. Recht als einen Himmels-Spiegel seh ich hier das stille Meer Voller Schimmer, Glanz und Schein. Oefters seh ich auch das Heer Seiner aufgebrachten Wellen Toben, schäumen, brausen, schwellen.
Oftmahls kommt des Meeres Zorn und desselben stille Pracht, Grösse, Tief' und Fülle mir Gleichsam als ein Schatten für Von der Gottheit Lieb' und Macht. Denn Sein Wesen ist zugleich Groß, gewaltig, majestätisch, schön, erschrecklich, Segen-reich.
Der
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Die ſchoͤne Gegend zu Ritzbuͤttel.
Ach wie oft, wenn ich, die Schoͤnheit dieſes Ortes zu beſchreiben, Kopf und Feder angeſtreckt, zwang mich nicht des Urbilds Pracht, Meine Feder wegzulegen, von dem Seſſel aufzuſtehn, Nichts zu thun, als nur zu ſehn, Weil es gar zu wunderſchoͤn.
Ein unabzuſehend blaues, und ein bunt bebluͤhmtes Feld Werden durch die gruͤne Hoͤh’ eines Dammes in der Mitten, Als durch einen langen Strich, abgeſondert, abgeſchnitten, Welcher den gewalt’gen Strohm nicht allein zuruͤcke haͤlt, Sondern noch die Landſchaft zieret. An deſſelben Fuß erſcheinet Ein faſt guͤldner Strich von Bluhmen, oben ein hell-gruͤner Strich, Der ſich mit der blauen Luft, dieſe mit der Fluht vereinet. Recht als einen Himmels-Spiegel ſeh ich hier das ſtille Meer Voller Schimmer, Glanz und Schein. Oefters ſeh ich auch das Heer Seiner aufgebrachten Wellen Toben, ſchaͤumen, brauſen, ſchwellen.
Oftmahls kommt des Meeres Zorn und deſſelben ſtille Pracht, Groͤſſe, Tief’ und Fuͤlle mir Gleichſam als ein Schatten fuͤr Von der Gottheit Lieb’ und Macht. Denn Sein Weſen iſt zugleich Groß, gewaltig, majeſtaͤtiſch, ſchoͤn, erſchrecklich, Segen-reich.
Der
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Die ſchoͤne Gegend zu Ritzbuͤttel.
Ach wie oft, wenn ich, die Schoͤnheit dieſes Ortes zu
beſchreiben,
Kopf und Feder angeſtreckt, zwang mich nicht des Urbilds
Pracht,
Meine Feder wegzulegen, von dem Seſſel aufzuſtehn,
Nichts zu thun, als nur zu ſehn,
Weil es gar zu wunderſchoͤn.
Ein unabzuſehend blaues, und ein bunt bebluͤhmtes Feld
Werden durch die gruͤne Hoͤh’ eines Dammes in der Mitten,
Als durch einen langen Strich, abgeſondert, abgeſchnitten,
Welcher den gewalt’gen Strohm nicht allein zuruͤcke haͤlt,
Sondern noch die Landſchaft zieret. An deſſelben Fuß
erſcheinet
Ein faſt guͤldner Strich von Bluhmen, oben ein hell-gruͤner
Strich,
Der ſich mit der blauen Luft, dieſe mit der Fluht vereinet.
Recht als einen Himmels-Spiegel ſeh ich hier das ſtille Meer
Voller Schimmer, Glanz und Schein. Oefters ſeh ich auch
das Heer
Seiner aufgebrachten Wellen
Toben, ſchaͤumen, brauſen, ſchwellen.
Oftmahls kommt des Meeres Zorn und deſſelben
ſtille Pracht,
Groͤſſe, Tief’ und Fuͤlle mir
Gleichſam als ein Schatten fuͤr
Von der Gottheit Lieb’ und Macht.
Denn Sein Weſen iſt zugleich
Groß, gewaltig, majeſtaͤtiſch, ſchoͤn, erſchrecklich,
Segen-reich.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/25>, abgerufen am 21.11.2024.
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