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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Musicalische Andacht zur Zeit der Erndte.
ARIA.
Jst denn, was euch GOtt beschehrt,
Etwan keines Dankens wehrt?
Es ist ja wohl unerhört,
Daß ihr solchen GOtt nicht ehrt,
Der, nur eure Lust, begehrt.
Jst denn etc.
Betrachtung.
Wohin man geht und fährt auf allen Wegen,
Da geht und fährt man itzt durch lauter Segen.
Man siehet hinten, seitwerts, vorn
Nichts, als nur wachsend Brodt im Korn.
Es segnete der Schöpfer unsre Müh,
Jm frischen Heu, für unser Vieh.
Nur Er hat euch, zur Erndte-Zeit,
Und, wie das reife Gras gemeyt,
Mit guter Witterung erfreut.
Was eure Saat versehren können,
Das hat sie nicht versehrt.
Der Sonnen gar zu starkes Brennen,
Zu vielen Regen, Mäuse, Brand
Hat GOtt so gnädig abgewandt.
Hingegen hat Er Sonnen-Schein und Regen
Euch, in der rechten Maaß, und Seinen Segen
Dadurch, im Ueberfluß, beschehrt.
Seht, wie itzt überall Alleen
Vom reifenden Getrayde stehen!
Erinnerung.
Höret doch, in jeder Aehre
Sanftem Lispeln, diese Lehre:
Arioso
R 5
Muſicaliſche Andacht zur Zeit der Erndte.
ARIA.
Jſt denn, was euch GOtt beſchehrt,
Etwan keines Dankens wehrt?
Es iſt ja wohl unerhoͤrt,
Daß ihr ſolchen GOtt nicht ehrt,
Der, nur eure Luſt, begehrt.
Jſt denn ꝛc.
Betrachtung.
Wohin man geht und faͤhrt auf allen Wegen,
Da geht und faͤhrt man itzt durch lauter Segen.
Man ſiehet hinten, ſeitwerts, vorn
Nichts, als nur wachſend Brodt im Korn.
Es ſegnete der Schoͤpfer unſre Muͤh,
Jm friſchen Heu, fuͤr unſer Vieh.
Nur Er hat euch, zur Erndte-Zeit,
Und, wie das reife Gras gemeyt,
Mit guter Witterung erfreut.
Was eure Saat verſehren koͤnnen,
Das hat ſie nicht verſehrt.
Der Sonnen gar zu ſtarkes Brennen,
Zu vielen Regen, Maͤuſe, Brand
Hat GOtt ſo gnaͤdig abgewandt.
Hingegen hat Er Sonnen-Schein und Regen
Euch, in der rechten Maaß, und Seinen Segen
Dadurch, im Ueberfluß, beſchehrt.
Seht, wie itzt uͤberall Alleen
Vom reifenden Getrayde ſtehen!
Erinnerung.
Hoͤret doch, in jeder Aehre
Sanftem Liſpeln, dieſe Lehre:
Arioſo
R 5
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[265/0283] Muſicaliſche Andacht zur Zeit der Erndte. ARIA. Jſt denn, was euch GOtt beſchehrt, Etwan keines Dankens wehrt? Es iſt ja wohl unerhoͤrt, Daß ihr ſolchen GOtt nicht ehrt, Der, nur eure Luſt, begehrt. Jſt denn ꝛc. Betrachtung. Wohin man geht und faͤhrt auf allen Wegen, Da geht und faͤhrt man itzt durch lauter Segen. Man ſiehet hinten, ſeitwerts, vorn Nichts, als nur wachſend Brodt im Korn. Es ſegnete der Schoͤpfer unſre Muͤh, Jm friſchen Heu, fuͤr unſer Vieh. Nur Er hat euch, zur Erndte-Zeit, Und, wie das reife Gras gemeyt, Mit guter Witterung erfreut. Was eure Saat verſehren koͤnnen, Das hat ſie nicht verſehrt. Der Sonnen gar zu ſtarkes Brennen, Zu vielen Regen, Maͤuſe, Brand Hat GOtt ſo gnaͤdig abgewandt. Hingegen hat Er Sonnen-Schein und Regen Euch, in der rechten Maaß, und Seinen Segen Dadurch, im Ueberfluß, beſchehrt. Seht, wie itzt uͤberall Alleen Vom reifenden Getrayde ſtehen! Erinnerung. Hoͤret doch, in jeder Aehre Sanftem Liſpeln, dieſe Lehre: Arioſo R 5

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/283>, abgerufen am 16.06.2024.