Die aufangs zwar den Wagen-Rädern, durch ihre kleine runde Höhen, Wenn man im Trab darüber fährt, bemühet sind zu wider- stehen, So, daß man, weil man auf dem Wagen, dadurch ein Schüt- tern fühlt und hört, Es auf dem Watt nicht anders läßt, als ob man auf dem Pflaster fährt, Da doch der Grund so feucht und weich, daß, wo man nur ein wenig stehet, Und nicht beständig in Bewegung darüber reitet, fährt und gehet, Man durch und in den Trieb-Sand sinkt, so daß, wie sehr sie sich bemüh'n, Die Pferde den gesunknen Wagen nicht mächtig sind hervor zu zieh'n, Weswegen man, so viel es möglich, hier immer in Bewegung bleibet. Wann auch verschiedne tiefe Rillen, woraus nicht alles Wasser treibet, Wodurch man fahren muß, vorhanden, und diese sehr verän- derlich, Und oftermahl viel tiefer werden, und schlammigter; versieht man sich Mit einem sogenannten Lootsen, dem auf dem wandelbaren Sand, Der öfters sicht- und oft nicht sichtbar, so Weg', als Tiefen wohl bekannt. An welcher letztern noch am meisten auf dieser fremden Fahrt gelegen; Denn mancher ist hier umgekommen um einer viertel Stunde wegen,
Die
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Vom Neuen-Werk.
Die aufangs zwar den Wagen-Raͤdern, durch ihre kleine runde Hoͤhen, Wenn man im Trab daruͤber faͤhrt, bemuͤhet ſind zu wider- ſtehen, So, daß man, weil man auf dem Wagen, dadurch ein Schuͤt- tern fuͤhlt und hoͤrt, Es auf dem Watt nicht anders laͤßt, als ob man auf dem Pflaſter faͤhrt, Da doch der Grund ſo feucht und weich, daß, wo man nur ein wenig ſtehet, Und nicht beſtaͤndig in Bewegung daruͤber reitet, faͤhrt und gehet, Man durch und in den Trieb-Sand ſinkt, ſo daß, wie ſehr ſie ſich bemuͤh’n, Die Pferde den geſunknen Wagen nicht maͤchtig ſind hervor zu zieh’n, Weswegen man, ſo viel es moͤglich, hier immer in Bewegung bleibet. Wann auch verſchiedne tiefe Rillen, woraus nicht alles Waſſer treibet, Wodurch man fahren muß, vorhanden, und dieſe ſehr veraͤn- derlich, Und oftermahl viel tiefer werden, und ſchlammigter; verſieht man ſich Mit einem ſogenannten Lootſen, dem auf dem wandelbaren Sand, Der oͤfters ſicht- und oft nicht ſichtbar, ſo Weg’, als Tiefen wohl bekannt. An welcher letztern noch am meiſten auf dieſer fremden Fahrt gelegen; Denn mancher iſt hier umgekommen um einer viertel Stunde wegen,
Die
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Vom Neuen-Werk.
Die aufangs zwar den Wagen-Raͤdern, durch ihre kleine
runde Hoͤhen,
Wenn man im Trab daruͤber faͤhrt, bemuͤhet ſind zu wider-
ſtehen,
So, daß man, weil man auf dem Wagen, dadurch ein Schuͤt-
tern fuͤhlt und hoͤrt,
Es auf dem Watt nicht anders laͤßt, als ob man auf dem
Pflaſter faͤhrt,
Da doch der Grund ſo feucht und weich, daß, wo man nur ein
wenig ſtehet,
Und nicht beſtaͤndig in Bewegung daruͤber reitet, faͤhrt und
gehet,
Man durch und in den Trieb-Sand ſinkt, ſo daß, wie ſehr
ſie ſich bemuͤh’n,
Die Pferde den geſunknen Wagen nicht maͤchtig ſind hervor
zu zieh’n,
Weswegen man, ſo viel es moͤglich, hier immer in Bewegung
bleibet.
Wann auch verſchiedne tiefe Rillen, woraus nicht alles
Waſſer treibet,
Wodurch man fahren muß, vorhanden, und dieſe ſehr veraͤn-
derlich,
Und oftermahl viel tiefer werden, und ſchlammigter; verſieht
man ſich
Mit einem ſogenannten Lootſen, dem auf dem wandelbaren
Sand,
Der oͤfters ſicht- und oft nicht ſichtbar, ſo Weg’, als Tiefen
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Denn mancher iſt hier umgekommen um einer viertel Stunde
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/295>, abgerufen am 24.11.2024.
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