Der dunkel-blau, wie ein Sapphir. Wenn man, von dieser Höhe, denket, Daß sie aus Wasser bloß bestehe, so faßt man kaum, wie es geschicht, Daß sich dieß wäßrigte Gebirge nicht augenblicklich abwerts senket, Den nicht so hoch erhabnen Strand (so wie es scheinet) nicht ertränket, Und daß sie Baken, Thurm und Blüse, zusammt der ganzen Jnsel, nicht Verschlinget, und nicht überschwemmet, zumahl, wenn die erzürnte Wellen, Von Aeols rasendem Gesinde gepeitscht und fortgestossen, schwellen. Wahrhaftig, es verdient Bewundrung, daß ein so leicht- und flacher Sand Der wilden Fluht zum Riegel dient, und gnugsam starken Widerstand, Des Wassers ungeheure Last durch seine eigne Last verdäm- met.
Wenn wir nun auf der blauen Höhe bald weiß- bald rohte Segel seh'n, Die von der Sonnen hell bestrahlt, und, durch den dunkel- blauen Grund, Noch desto mehr annoch erhoben, den Augen oft recht feurig bunt, Und fast illuminiret scheinen, bald sich entfernen, bald sich nah'n, Bald in die Läng' und aus dem Meer, Bald oberwerts von Hamburg her, Bald anderweitig in die Quer,
Auf
Vom Neuen-Werk.
Der dunkel-blau, wie ein Sapphir. Wenn man, von dieſer Hoͤhe, denket, Daß ſie aus Waſſer bloß beſtehe, ſo faßt man kaum, wie es geſchicht, Daß ſich dieß waͤßrigte Gebirge nicht augenblicklich abwerts ſenket, Den nicht ſo hoch erhabnen Strand (ſo wie es ſcheinet) nicht ertraͤnket, Und daß ſie Baken, Thurm und Bluͤſe, zuſammt der ganzen Jnſel, nicht Verſchlinget, und nicht uͤberſchwemmet, zumahl, wenn die erzuͤrnte Wellen, Von Aeols raſendem Geſinde gepeitſcht und fortgeſtoſſen, ſchwellen. Wahrhaftig, es verdient Bewundrung, daß ein ſo leicht- und flacher Sand Der wilden Fluht zum Riegel dient, und gnugſam ſtarken Widerſtand, Des Waſſers ungeheure Laſt durch ſeine eigne Laſt verdaͤm- met.
Wenn wir nun auf der blauen Hoͤhe bald weiß- bald rohte Segel ſeh’n, Die von der Sonnen hell beſtrahlt, und, durch den dunkel- blauen Grund, Noch deſto mehr annoch erhoben, den Augen oft recht feurig bunt, Und faſt illuminiret ſcheinen, bald ſich entfernen, bald ſich nah’n, Bald in die Laͤng’ und aus dem Meer, Bald oberwerts von Hamburg her, Bald anderweitig in die Quer,
Auf
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Vom Neuen-Werk.
Der dunkel-blau, wie ein Sapphir. Wenn man, von dieſer
Hoͤhe, denket,
Daß ſie aus Waſſer bloß beſtehe, ſo faßt man kaum, wie es
geſchicht,
Daß ſich dieß waͤßrigte Gebirge nicht augenblicklich abwerts
ſenket,
Den nicht ſo hoch erhabnen Strand (ſo wie es ſcheinet) nicht
ertraͤnket,
Und daß ſie Baken, Thurm und Bluͤſe, zuſammt der ganzen
Jnſel, nicht
Verſchlinget, und nicht uͤberſchwemmet, zumahl, wenn die
erzuͤrnte Wellen,
Von Aeols raſendem Geſinde gepeitſcht und fortgeſtoſſen,
ſchwellen.
Wahrhaftig, es verdient Bewundrung, daß ein ſo leicht- und
flacher Sand
Der wilden Fluht zum Riegel dient, und gnugſam ſtarken
Widerſtand,
Des Waſſers ungeheure Laſt durch ſeine eigne Laſt verdaͤm-
met.
Wenn wir nun auf der blauen Hoͤhe bald weiß- bald rohte
Segel ſeh’n,
Die von der Sonnen hell beſtrahlt, und, durch den dunkel-
blauen Grund,
Noch deſto mehr annoch erhoben, den Augen oft recht feurig
bunt,
Und faſt illuminiret ſcheinen, bald ſich entfernen, bald ſich
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Bald in die Laͤng’ und aus dem Meer,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/298>, abgerufen am 24.11.2024.
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