Als ich an einem Wasser-Graben, der, hohe Felder in der Mitte, Jn einem lang- geraden Strich, so weit man sehen kann, durchschnitte, Der rein und klar, als ein Krystall, so recht mit Fleiß poliert, mich setzte, Und an dem Erd- und Himmels-Spiegel des klaren Wassers mich ergetzte; Ward ich, zu meiner Lust Vermehrung, am Ufer einer Bluh- men Schaar, Von ungezählter Farb' und Art, mit inniglicher Lust, gewahr.
Zu unterst war am jungen Schilf ein Grün, das unbe- schreiblich- schön, Zumahl vom Sonnen-Licht durchstrahlet, ein recht durch- läuchtig Grün zu sehn, An diesem stand, in hellem Purpur, manch Blühmchen, das Levcojen gleich, Dort war ein Platz an Silber- weissen und riechenden Camillen reich. Die röhtlich- gelben Wucher-Bluhmen, der Grase-Bluhmen güldner Glanz, Die Schwefel- gelben Jrides, der holde weiss' und rohte Klee, Formierten öfters hin und wieder, aus manchem Theil, ein buntes Ganz, Bey welchen ich denn auch zugleich, bey gelblich- grünen Wasser-Linsen, Ein Büschel dunkel- grüner Binsen, Aus klarem Wasser, ragen seh'.
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Feld-Bluhmen am Waſſer.
Als ich an einem Waſſer-Graben, der, hohe Felder in der Mitte, Jn einem lang- geraden Strich, ſo weit man ſehen kann, durchſchnitte, Der rein und klar, als ein Kryſtall, ſo recht mit Fleiß poliert, mich ſetzte, Und an dem Erd- und Himmels-Spiegel des klaren Waſſers mich ergetzte; Ward ich, zu meiner Luſt Vermehrung, am Ufer einer Bluh- men Schaar, Von ungezaͤhlter Farb’ und Art, mit inniglicher Luſt, gewahr.
Zu unterſt war am jungen Schilf ein Gruͤn, das unbe- ſchreiblich- ſchoͤn, Zumahl vom Sonnen-Licht durchſtrahlet, ein recht durch- laͤuchtig Gruͤn zu ſehn, An dieſem ſtand, in hellem Purpur, manch Bluͤhmchen, das Levcojen gleich, Dort war ein Platz an Silber- weiſſen und riechenden Camillen reich. Die roͤhtlich- gelben Wucher-Bluhmen, der Graſe-Bluhmen guͤldner Glanz, Die Schwefel- gelben Jrides, der holde weiſſ’ und rohte Klee, Formierten oͤfters hin und wieder, aus manchem Theil, ein buntes Ganz, Bey welchen ich denn auch zugleich, bey gelblich- gruͤnen Waſſer-Linſen, Ein Buͤſchel dunkel- gruͤner Binſen, Aus klarem Waſſer, ragen ſeh’.
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Feld-Bluhmen am Waſſer.
Als ich an einem Waſſer-Graben, der, hohe Felder in der
Mitte,
Jn einem lang- geraden Strich, ſo weit man ſehen kann,
durchſchnitte,
Der rein und klar, als ein Kryſtall, ſo recht mit Fleiß poliert,
mich ſetzte,
Und an dem Erd- und Himmels-Spiegel des klaren Waſſers
mich ergetzte;
Ward ich, zu meiner Luſt Vermehrung, am Ufer einer Bluh-
men Schaar,
Von ungezaͤhlter Farb’ und Art, mit inniglicher Luſt,
gewahr.
Zu unterſt war am jungen Schilf ein Gruͤn, das unbe-
ſchreiblich- ſchoͤn,
Zumahl vom Sonnen-Licht durchſtrahlet, ein recht durch-
laͤuchtig Gruͤn zu ſehn,
An dieſem ſtand, in hellem Purpur, manch Bluͤhmchen, das
Levcojen gleich,
Dort war ein Platz an Silber- weiſſen und riechenden
Camillen reich.
Die roͤhtlich- gelben Wucher-Bluhmen, der Graſe-Bluhmen
guͤldner Glanz,
Die Schwefel- gelben Jrides, der holde weiſſ’ und rohte
Klee,
Formierten oͤfters hin und wieder, aus manchem Theil, ein
buntes Ganz,
Bey welchen ich denn auch zugleich, bey gelblich- gruͤnen
Waſſer-Linſen,
Ein Buͤſchel dunkel- gruͤner Binſen,
Aus klarem Waſſer, ragen ſeh’.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/313>, abgerufen am 24.11.2024.
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