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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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in GOtt vergnügte Seele.
Das unbegrenzte Firmament, des Sternen-Himmels
blauer Bogen
Hat oft durch seinen tiefen Raum so Blick als Geist zu GOtt
gezogen.
Die Berge sind von ihrem Schöpfer mit Segen- schwangrer
Huld gekrönt,
Wovon, nicht weniger gesegnet, in jedem Thal Sein Lob
ertönt.
Die wunderreichen Gegenwürfe, die uns hier überall um-
ringen,
Und die, wie wir bereits erwiesen, aus sich nicht, bloß aus
GOtt, entspringen,
Ja selber eines kühlen Waldes begrünte stille Dunkel-
heit,
Erregen oft in mir ein Feuer, von Andacht und voll Heilig-
keit.
Es lassen mir die grünen Schatten, in einem angenehmen
Grauen,
Ein Etwas, das mehr fühl- als sichtbar, in einem dunklen
Lichte, schauen.
Ein abgelegner, dicht-verwachs'ner, einsiedlerischer, wilder
Ort
Zeugt was beträchtlichs überall, und zeigt es mir bald hier,
bald dort.
Hier unterhalt' ich mich zuweilen, voll inniger geheimen
Regung,
Mit ehrerbietigen Gedanken, mit still- und tiefer Ueberle-
gung,
Die der so schönen Gegenwürfe so Schmuck als Meng' in
mir erregt,
Und öfters, einen fühlbarn Eindruck der Gottheit, mir ins
Herze prägt.
Hier
in GOtt vergnuͤgte Seele.
Das unbegrenzte Firmament, des Sternen-Himmels
blauer Bogen
Hat oft durch ſeinen tiefen Raum ſo Blick als Geiſt zu GOtt
gezogen.
Die Berge ſind von ihrem Schoͤpfer mit Segen- ſchwangrer
Huld gekroͤnt,
Wovon, nicht weniger geſegnet, in jedem Thal Sein Lob
ertoͤnt.
Die wunderreichen Gegenwuͤrfe, die uns hier uͤberall um-
ringen,
Und die, wie wir bereits erwieſen, aus ſich nicht, bloß aus
GOtt, entſpringen,
Ja ſelber eines kuͤhlen Waldes begruͤnte ſtille Dunkel-
heit,
Erregen oft in mir ein Feuer, von Andacht und voll Heilig-
keit.
Es laſſen mir die gruͤnen Schatten, in einem angenehmen
Grauen,
Ein Etwas, das mehr fuͤhl- als ſichtbar, in einem dunklen
Lichte, ſchauen.
Ein abgelegner, dicht-verwachſ’ner, einſiedleriſcher, wilder
Ort
Zeugt was betraͤchtlichs uͤberall, und zeigt es mir bald hier,
bald dort.
Hier unterhalt’ ich mich zuweilen, voll inniger geheimen
Regung,
Mit ehrerbietigen Gedanken, mit ſtill- und tiefer Ueberle-
gung,
Die der ſo ſchoͤnen Gegenwuͤrfe ſo Schmuck als Meng’ in
mir erregt,
Und oͤfters, einen fuͤhlbarn Eindruck der Gottheit, mir ins
Herze praͤgt.
Hier
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[303/0321] in GOtt vergnuͤgte Seele. Das unbegrenzte Firmament, des Sternen-Himmels blauer Bogen Hat oft durch ſeinen tiefen Raum ſo Blick als Geiſt zu GOtt gezogen. Die Berge ſind von ihrem Schoͤpfer mit Segen- ſchwangrer Huld gekroͤnt, Wovon, nicht weniger geſegnet, in jedem Thal Sein Lob ertoͤnt. Die wunderreichen Gegenwuͤrfe, die uns hier uͤberall um- ringen, Und die, wie wir bereits erwieſen, aus ſich nicht, bloß aus GOtt, entſpringen, Ja ſelber eines kuͤhlen Waldes begruͤnte ſtille Dunkel- heit, Erregen oft in mir ein Feuer, von Andacht und voll Heilig- keit. Es laſſen mir die gruͤnen Schatten, in einem angenehmen Grauen, Ein Etwas, das mehr fuͤhl- als ſichtbar, in einem dunklen Lichte, ſchauen. Ein abgelegner, dicht-verwachſ’ner, einſiedleriſcher, wilder Ort Zeugt was betraͤchtlichs uͤberall, und zeigt es mir bald hier, bald dort. Hier unterhalt’ ich mich zuweilen, voll inniger geheimen Regung, Mit ehrerbietigen Gedanken, mit ſtill- und tiefer Ueberle- gung, Die der ſo ſchoͤnen Gegenwuͤrfe ſo Schmuck als Meng’ in mir erregt, Und oͤfters, einen fuͤhlbarn Eindruck der Gottheit, mir ins Herze praͤgt. Hier

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/321>, abgerufen am 15.06.2024.