Das unbegrenzte Firmament, des Sternen-Himmels blauer Bogen Hat oft durch seinen tiefen Raum so Blick als Geist zu GOtt gezogen. Die Berge sind von ihrem Schöpfer mit Segen- schwangrer Huld gekrönt, Wovon, nicht weniger gesegnet, in jedem Thal Sein Lob ertönt. Die wunderreichen Gegenwürfe, die uns hier überall um- ringen, Und die, wie wir bereits erwiesen, aus sich nicht, bloß aus GOtt, entspringen, Ja selber eines kühlen Waldes begrünte stille Dunkel- heit, Erregen oft in mir ein Feuer, von Andacht und voll Heilig- keit. Es lassen mir die grünen Schatten, in einem angenehmen Grauen, Ein Etwas, das mehr fühl- als sichtbar, in einem dunklen Lichte, schauen.
Ein abgelegner, dicht-verwachs'ner, einsiedlerischer, wilder Ort Zeugt was beträchtlichs überall, und zeigt es mir bald hier, bald dort. Hier unterhalt' ich mich zuweilen, voll inniger geheimen Regung, Mit ehrerbietigen Gedanken, mit still- und tiefer Ueberle- gung, Die der so schönen Gegenwürfe so Schmuck als Meng' in mir erregt, Und öfters, einen fühlbarn Eindruck der Gottheit, mir ins Herze prägt.
Hier
in GOtt vergnuͤgte Seele.
Das unbegrenzte Firmament, des Sternen-Himmels blauer Bogen Hat oft durch ſeinen tiefen Raum ſo Blick als Geiſt zu GOtt gezogen. Die Berge ſind von ihrem Schoͤpfer mit Segen- ſchwangrer Huld gekroͤnt, Wovon, nicht weniger geſegnet, in jedem Thal Sein Lob ertoͤnt. Die wunderreichen Gegenwuͤrfe, die uns hier uͤberall um- ringen, Und die, wie wir bereits erwieſen, aus ſich nicht, bloß aus GOtt, entſpringen, Ja ſelber eines kuͤhlen Waldes begruͤnte ſtille Dunkel- heit, Erregen oft in mir ein Feuer, von Andacht und voll Heilig- keit. Es laſſen mir die gruͤnen Schatten, in einem angenehmen Grauen, Ein Etwas, das mehr fuͤhl- als ſichtbar, in einem dunklen Lichte, ſchauen.
Ein abgelegner, dicht-verwachſ’ner, einſiedleriſcher, wilder Ort Zeugt was betraͤchtlichs uͤberall, und zeigt es mir bald hier, bald dort. Hier unterhalt’ ich mich zuweilen, voll inniger geheimen Regung, Mit ehrerbietigen Gedanken, mit ſtill- und tiefer Ueberle- gung, Die der ſo ſchoͤnen Gegenwuͤrfe ſo Schmuck als Meng’ in mir erregt, Und oͤfters, einen fuͤhlbarn Eindruck der Gottheit, mir ins Herze praͤgt.
Hier
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0321"n="303"/><fwplace="top"type="header">in GOtt vergnuͤgte Seele.</fw><lb/><lgn="3"><l>Das unbegrenzte Firmament, des Sternen-Himmels</l><lb/><l><hirendition="#et">blauer Bogen</hi></l><lb/><l>Hat oft durch ſeinen tiefen Raum ſo Blick als Geiſt zu GOtt</l><lb/><l><hirendition="#et">gezogen.</hi></l><lb/><l>Die Berge ſind von ihrem Schoͤpfer mit Segen- ſchwangrer</l><lb/><l><hirendition="#et">Huld gekroͤnt,</hi></l><lb/><l>Wovon, nicht weniger geſegnet, in jedem Thal Sein Lob</l><lb/><l><hirendition="#et">ertoͤnt.</hi></l><lb/><l>Die wunderreichen Gegenwuͤrfe, die uns hier uͤberall um-</l><lb/><l><hirendition="#et">ringen,</hi></l><lb/><l>Und die, wie wir bereits erwieſen, aus ſich nicht, bloß aus</l><lb/><l><hirendition="#et">GOtt, entſpringen,</hi></l><lb/><l>Ja ſelber eines kuͤhlen Waldes begruͤnte ſtille Dunkel-</l><lb/><l><hirendition="#et">heit,</hi></l><lb/><l>Erregen oft in mir ein Feuer, von Andacht und voll Heilig-</l><lb/><l><hirendition="#et">keit.</hi></l><lb/><l>Es laſſen mir die gruͤnen Schatten, in einem angenehmen</l><lb/><l><hirendition="#et">Grauen,</hi></l><lb/><l>Ein Etwas, das mehr fuͤhl- als ſichtbar, in einem dunklen</l><lb/><l><hirendition="#et">Lichte, ſchauen.</hi></l></lg><lb/><lgn="4"><l>Ein abgelegner, dicht-verwachſ’ner, einſiedleriſcher, wilder</l><lb/><l><hirendition="#et">Ort</hi></l><lb/><l>Zeugt was betraͤchtlichs uͤberall, und zeigt es mir bald hier,</l><lb/><l><hirendition="#et">bald dort.</hi></l><lb/><l>Hier unterhalt’ ich mich zuweilen, voll inniger geheimen</l><lb/><l><hirendition="#et">Regung,</hi></l><lb/><l>Mit ehrerbietigen Gedanken, mit ſtill- und tiefer Ueberle-</l><lb/><l><hirendition="#et">gung,</hi></l><lb/><l>Die der ſo ſchoͤnen Gegenwuͤrfe ſo Schmuck als Meng’ in</l><lb/><l><hirendition="#et">mir erregt,</hi></l><lb/><l>Und oͤfters, einen fuͤhlbarn Eindruck der Gottheit, mir ins</l><lb/><l><hirendition="#et">Herze praͤgt.</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Hier</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[303/0321]
in GOtt vergnuͤgte Seele.
Das unbegrenzte Firmament, des Sternen-Himmels
blauer Bogen
Hat oft durch ſeinen tiefen Raum ſo Blick als Geiſt zu GOtt
gezogen.
Die Berge ſind von ihrem Schoͤpfer mit Segen- ſchwangrer
Huld gekroͤnt,
Wovon, nicht weniger geſegnet, in jedem Thal Sein Lob
ertoͤnt.
Die wunderreichen Gegenwuͤrfe, die uns hier uͤberall um-
ringen,
Und die, wie wir bereits erwieſen, aus ſich nicht, bloß aus
GOtt, entſpringen,
Ja ſelber eines kuͤhlen Waldes begruͤnte ſtille Dunkel-
heit,
Erregen oft in mir ein Feuer, von Andacht und voll Heilig-
keit.
Es laſſen mir die gruͤnen Schatten, in einem angenehmen
Grauen,
Ein Etwas, das mehr fuͤhl- als ſichtbar, in einem dunklen
Lichte, ſchauen.
Ein abgelegner, dicht-verwachſ’ner, einſiedleriſcher, wilder
Ort
Zeugt was betraͤchtlichs uͤberall, und zeigt es mir bald hier,
bald dort.
Hier unterhalt’ ich mich zuweilen, voll inniger geheimen
Regung,
Mit ehrerbietigen Gedanken, mit ſtill- und tiefer Ueberle-
gung,
Die der ſo ſchoͤnen Gegenwuͤrfe ſo Schmuck als Meng’ in
mir erregt,
Und oͤfters, einen fuͤhlbarn Eindruck der Gottheit, mir ins
Herze praͤgt.
Hier
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/321>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.