Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Die, in göttlichen Werken, in Gott etc.
Die Kinder heller Morgen-Sterne sind von Verwundrung
angefüllet,
Ob sie die Grenzen gleich nur seh'n vom Glanz, der aus Dir
Selber quillet:
Sie beten, bloß in sel'ger Stille, Dein unbegreiflich Wesen
an,
Das aller Himmel Himmel Menge nicht fassen, nicht ergrün-
den kann.
Du gründetest des Firmaments erhabne Seulen, und es
zogen,
Bloß durch Dein Wort, gewölbt sich abwerts die glänzende
sapphirne Bogen.
Es flößt dem flammenden Gestirn das Glänzen bloß Dein
Hauchen ein,
Dem Mond den Silber-weissen Schimmer, der Sonnen
ihren güldnen Schein.
Jnzwischen zeigt mir Deine Würde von meiner denkenden
Natur,
Daß, da ich etwas geistigs bin, ich billig zu dem Geist die
Spur
Zu suchen schuldig, Der unendlich, zur Gottheit, woraus ich
entstanden,
Die wahre Quell' erschaffner Geister, Der in der ganzen
Welt vorhanden,
Und Der, wie sehr Sein göttlich Wesen die Creaturen über-
steigt,
Sein' Allmacht und Sein wahres Daseyn, in Seinen Crea-
turen, zeigt.


Lehrender
Die, in goͤttlichen Werken, in Gott ꝛc.
Die Kinder heller Morgen-Sterne ſind von Verwundrung
angefuͤllet,
Ob ſie die Grenzen gleich nur ſeh’n vom Glanz, der aus Dir
Selber quillet:
Sie beten, bloß in ſel’ger Stille, Dein unbegreiflich Weſen
an,
Das aller Himmel Himmel Menge nicht faſſen, nicht ergruͤn-
den kann.
Du gruͤndeteſt des Firmaments erhabne Seulen, und es
zogen,
Bloß durch Dein Wort, gewoͤlbt ſich abwerts die glaͤnzende
ſapphirne Bogen.
Es floͤßt dem flammenden Geſtirn das Glaͤnzen bloß Dein
Hauchen ein,
Dem Mond den Silber-weiſſen Schimmer, der Sonnen
ihren guͤldnen Schein.
Jnzwiſchen zeigt mir Deine Wuͤrde von meiner denkenden
Natur,
Daß, da ich etwas geiſtigs bin, ich billig zu dem Geiſt die
Spur
Zu ſuchen ſchuldig, Der unendlich, zur Gottheit, woraus ich
entſtanden,
Die wahre Quell’ erſchaffner Geiſter, Der in der ganzen
Welt vorhanden,
Und Der, wie ſehr Sein goͤttlich Weſen die Creaturen uͤber-
ſteigt,
Sein’ Allmacht und Sein wahres Daſeyn, in Seinen Crea-
turen, zeigt.


Lehrender
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0324" n="306"/>
              <fw place="top" type="header">Die, in go&#x0364;ttlichen Werken, in Gott &#xA75B;c.</fw><lb/>
              <lg n="9">
                <l>Die Kinder heller Morgen-Sterne &#x017F;ind von Verwundrung</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">angefu&#x0364;llet,</hi> </l><lb/>
                <l>Ob &#x017F;ie die Grenzen gleich nur &#x017F;eh&#x2019;n vom Glanz, der aus Dir</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Selber quillet:</hi> </l><lb/>
                <l>Sie beten, bloß in &#x017F;el&#x2019;ger Stille, Dein unbegreiflich We&#x017F;en</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">an,</hi> </l><lb/>
                <l>Das aller Himmel Himmel Menge nicht fa&#x017F;&#x017F;en, nicht ergru&#x0364;n-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">den kann.</hi> </l><lb/>
                <l>Du gru&#x0364;ndete&#x017F;t des Firmaments erhabne Seulen, und es</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zogen,</hi> </l><lb/>
                <l>Bloß durch Dein Wort, gewo&#x0364;lbt &#x017F;ich abwerts die gla&#x0364;nzende</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;apphirne Bogen.</hi> </l><lb/>
                <l>Es flo&#x0364;ßt dem flammenden Ge&#x017F;tirn das Gla&#x0364;nzen bloß Dein</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Hauchen ein,</hi> </l><lb/>
                <l>Dem Mond den Silber-wei&#x017F;&#x017F;en Schimmer, der Sonnen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ihren gu&#x0364;ldnen Schein.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="10">
                <l>Jnzwi&#x017F;chen zeigt mir Deine Wu&#x0364;rde von meiner denkenden</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Natur,</hi> </l><lb/>
                <l>Daß, da ich etwas gei&#x017F;tigs bin, ich billig zu dem Gei&#x017F;t die</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Spur</hi> </l><lb/>
                <l>Zu &#x017F;uchen &#x017F;chuldig, Der unendlich, zur Gottheit, woraus ich</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ent&#x017F;tanden,</hi> </l><lb/>
                <l>Die wahre Quell&#x2019; er&#x017F;chaffner Gei&#x017F;ter, Der in der ganzen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Welt vorhanden,</hi> </l><lb/>
                <l>Und Der, wie &#x017F;ehr Sein go&#x0364;ttlich We&#x017F;en die Creaturen u&#x0364;ber-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;teigt,</hi> </l><lb/>
                <l>Sein&#x2019; Allmacht und Sein wahres Da&#x017F;eyn, in Seinen Crea-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">turen, zeigt.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Lehrender</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0324] Die, in goͤttlichen Werken, in Gott ꝛc. Die Kinder heller Morgen-Sterne ſind von Verwundrung angefuͤllet, Ob ſie die Grenzen gleich nur ſeh’n vom Glanz, der aus Dir Selber quillet: Sie beten, bloß in ſel’ger Stille, Dein unbegreiflich Weſen an, Das aller Himmel Himmel Menge nicht faſſen, nicht ergruͤn- den kann. Du gruͤndeteſt des Firmaments erhabne Seulen, und es zogen, Bloß durch Dein Wort, gewoͤlbt ſich abwerts die glaͤnzende ſapphirne Bogen. Es floͤßt dem flammenden Geſtirn das Glaͤnzen bloß Dein Hauchen ein, Dem Mond den Silber-weiſſen Schimmer, der Sonnen ihren guͤldnen Schein. Jnzwiſchen zeigt mir Deine Wuͤrde von meiner denkenden Natur, Daß, da ich etwas geiſtigs bin, ich billig zu dem Geiſt die Spur Zu ſuchen ſchuldig, Der unendlich, zur Gottheit, woraus ich entſtanden, Die wahre Quell’ erſchaffner Geiſter, Der in der ganzen Welt vorhanden, Und Der, wie ſehr Sein goͤttlich Weſen die Creaturen uͤber- ſteigt, Sein’ Allmacht und Sein wahres Daſeyn, in Seinen Crea- turen, zeigt. Lehrender

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/324
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/324>, abgerufen am 24.11.2024.