Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Thürmchen
Dann tritt, als eine Pyramide, der Schiffer Pol, des Stran-
des Zier,
Als wär' es recht zum Aug-Punct da, der Thurm der grossen
Bak herfür.
Zur Linken sieht man einen Quer-Deich, und einige Gebäude
steh'n,
Worinn der Loots-Jnspector wohnt. Hierauf nun sieht
man, wunderschön,
Als eine grosse Wasser-Welt, die Elbe, Strand- und Gren-
zen- los,
Die Last der Fluhten Meer-werts welzen, und aus desselben
tiefen Schos
Beständig wieder rückwerts wallen. Auf dem gewaltigen
Gewässer,
Das öfters blau, wie ein Sapphir, erblickt man hoher Was-
ser-Schlösser
Geschwollne roht- und weisse Seegel, so die beschäumten
Wellen theilen,
Und öfters mit demselben Winde theils Westen- und theils
Ost-werts eilen.
Dieß ist das herrlichste Spectakel, so man fast auf der Welt
erblickt,
Wenn wir auf einmahl Land und Wasser, so wunderwürdig
ausgeschmückt,
Vom güldnen Sonnen-Licht bestrahlt, in einer grünen hier,
dort blauen,
Und fast nicht abzuseh'nden Weite, voll Heerden und voll
Schiffe schauen.
Das
Das Thuͤrmchen
Dann tritt, als eine Pyramide, der Schiffer Pol, des Stran-
des Zier,
Als waͤr’ es recht zum Aug-Punct da, der Thurm der groſſen
Bak herfuͤr.
Zur Linken ſieht man einen Quer-Deich, und einige Gebaͤude
ſteh’n,
Worinn der Loots-Jnſpector wohnt. Hierauf nun ſieht
man, wunderſchoͤn,
Als eine groſſe Waſſer-Welt, die Elbe, Strand- und Gren-
zen- los,
Die Laſt der Fluhten Meer-werts welzen, und aus deſſelben
tiefen Schos
Beſtaͤndig wieder ruͤckwerts wallen. Auf dem gewaltigen
Gewaͤſſer,
Das oͤfters blau, wie ein Sapphir, erblickt man hoher Waſ-
ſer-Schloͤſſer
Geſchwollne roht- und weiſſe Seegel, ſo die beſchaͤumten
Wellen theilen,
Und oͤfters mit demſelben Winde theils Weſten- und theils
Oſt-werts eilen.
Dieß iſt das herrlichſte Spectakel, ſo man faſt auf der Welt
erblickt,
Wenn wir auf einmahl Land und Waſſer, ſo wunderwuͤrdig
ausgeſchmuͤckt,
Vom guͤldnen Sonnen-Licht beſtrahlt, in einer gruͤnen hier,
dort blauen,
Und faſt nicht abzuſeh’nden Weite, voll Heerden und voll
Schiffe ſchauen.
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0338" n="320"/>
                <fw place="top" type="header">Das Thu&#x0364;rmchen</fw><lb/>
                <l>Dann tritt, als eine Pyramide, der Schiffer Pol, des Stran-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">des Zier,</hi> </l><lb/>
                <l>Als wa&#x0364;r&#x2019; es recht zum Aug-Punct da, der Thurm der gro&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Bak herfu&#x0364;r.</hi> </l><lb/>
                <l>Zur Linken &#x017F;ieht man einen Quer-Deich, und einige Geba&#x0364;ude</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;teh&#x2019;n,</hi> </l><lb/>
                <l>Worinn der Loots-Jn&#x017F;pector wohnt. Hierauf nun &#x017F;ieht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">man, wunder&#x017F;cho&#x0364;n,</hi> </l><lb/>
                <l>Als eine gro&#x017F;&#x017F;e Wa&#x017F;&#x017F;er-Welt, die Elbe, Strand- und Gren-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zen- los,</hi> </l><lb/>
                <l>Die La&#x017F;t der Fluhten Meer-werts welzen, und aus de&#x017F;&#x017F;elben</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">tiefen Schos</hi> </l><lb/>
                <l>Be&#x017F;ta&#x0364;ndig wieder ru&#x0364;ckwerts wallen. Auf dem gewaltigen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,</hi> </l><lb/>
                <l>Das o&#x0364;fters blau, wie ein Sapphir, erblickt man hoher Wa&#x017F;-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;er-Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er</hi> </l><lb/>
                <l>Ge&#x017F;chwollne roht- und wei&#x017F;&#x017F;e Seegel, &#x017F;o die be&#x017F;cha&#x0364;umten</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wellen theilen,</hi> </l><lb/>
                <l>Und o&#x0364;fters mit dem&#x017F;elben Winde theils We&#x017F;ten- und theils</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">O&#x017F;t-werts eilen.</hi> </l><lb/>
                <l>Dieß i&#x017F;t das herrlich&#x017F;te Spectakel, &#x017F;o man fa&#x017F;t auf der Welt</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">erblickt,</hi> </l><lb/>
                <l>Wenn wir auf einmahl Land und Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o wunderwu&#x0364;rdig</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ausge&#x017F;chmu&#x0364;ckt,</hi> </l><lb/>
                <l>Vom gu&#x0364;ldnen Sonnen-Licht be&#x017F;trahlt, in einer gru&#x0364;nen hier,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">dort blauen,</hi> </l><lb/>
                <l>Und fa&#x017F;t nicht abzu&#x017F;eh&#x2019;nden Weite, voll Heerden und voll</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Schiffe &#x017F;chauen.</hi> </l>
              </lg>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0338] Das Thuͤrmchen Dann tritt, als eine Pyramide, der Schiffer Pol, des Stran- des Zier, Als waͤr’ es recht zum Aug-Punct da, der Thurm der groſſen Bak herfuͤr. Zur Linken ſieht man einen Quer-Deich, und einige Gebaͤude ſteh’n, Worinn der Loots-Jnſpector wohnt. Hierauf nun ſieht man, wunderſchoͤn, Als eine groſſe Waſſer-Welt, die Elbe, Strand- und Gren- zen- los, Die Laſt der Fluhten Meer-werts welzen, und aus deſſelben tiefen Schos Beſtaͤndig wieder ruͤckwerts wallen. Auf dem gewaltigen Gewaͤſſer, Das oͤfters blau, wie ein Sapphir, erblickt man hoher Waſ- ſer-Schloͤſſer Geſchwollne roht- und weiſſe Seegel, ſo die beſchaͤumten Wellen theilen, Und oͤfters mit demſelben Winde theils Weſten- und theils Oſt-werts eilen. Dieß iſt das herrlichſte Spectakel, ſo man faſt auf der Welt erblickt, Wenn wir auf einmahl Land und Waſſer, ſo wunderwuͤrdig ausgeſchmuͤckt, Vom guͤldnen Sonnen-Licht beſtrahlt, in einer gruͤnen hier, dort blauen, Und faſt nicht abzuſeh’nden Weite, voll Heerden und voll Schiffe ſchauen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/338
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/338>, abgerufen am 24.11.2024.