Da jenes uns in unserm Leben Zwar dient, doch wir auch wieder ihnen, Da wir ihm Heu im Winter geben, Wenn man es recht bedenket, dienen. Durch welche kleine Wechsel-Müh Die grosse Ordnung in der Welt Sich bindet und zusammen hält: Hiedurch erhält sich Mensch und Vieh. Sie nähren uns, wir nähren sie.
Die grosse wunderbare Kette des Fingers Gottes, der Natur, Führt, wenn wir recht als Menschen denken, uns unver- merkt auf eine Spur, Zu welcher viele nicht gelangen. Sie zeiget uns ein göttlich Walten, So wohl im Schaffen, als Regieren, im Ordnen, Lenken und Erhalten, Das unsern Witz weit übertrift, und welches insbesondre wehrt, Daß man ein uns verborgnes Wesen, so sich doch allenthalben weist, Jn ehrerbietiger Bewundrung bemerkt, in Andacht Jhn verehrt, * Sein Daseyn, Seine Lieb' empfindet, und Jhn erhebet, lobt und preist.
Gedanken
*Vid. klägliche Folgen des strengen Winters.
Die ſehr ſpaͤte Heu-Erndte.
Da jenes uns in unſerm Leben Zwar dient, doch wir auch wieder ihnen, Da wir ihm Heu im Winter geben, Wenn man es recht bedenket, dienen. Durch welche kleine Wechſel-Muͤh Die groſſe Ordnung in der Welt Sich bindet und zuſammen haͤlt: Hiedurch erhaͤlt ſich Menſch und Vieh. Sie naͤhren uns, wir naͤhren ſie.
Die groſſe wunderbare Kette des Fingers Gottes, der Natur, Fuͤhrt, wenn wir recht als Menſchen denken, uns unver- merkt auf eine Spur, Zu welcher viele nicht gelangen. Sie zeiget uns ein goͤttlich Walten, So wohl im Schaffen, als Regieren, im Ordnen, Lenken und Erhalten, Das unſern Witz weit uͤbertrift, und welches insbeſondre wehrt, Daß man ein uns verborgnes Weſen, ſo ſich doch allenthalben weiſt, Jn ehrerbietiger Bewundrung bemerkt, in Andacht Jhn verehrt, * Sein Daſeyn, Seine Lieb’ empfindet, und Jhn erhebet, lobt und preiſt.
Gedanken
*Vid. klaͤgliche Folgen des ſtrengen Winters.
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Die ſehr ſpaͤte Heu-Erndte.
Da jenes uns in unſerm Leben
Zwar dient, doch wir auch wieder ihnen,
Da wir ihm Heu im Winter geben,
Wenn man es recht bedenket, dienen.
Durch welche kleine Wechſel-Muͤh
Die groſſe Ordnung in der Welt
Sich bindet und zuſammen haͤlt:
Hiedurch erhaͤlt ſich Menſch und Vieh.
Sie naͤhren uns, wir naͤhren ſie.
Die groſſe wunderbare Kette des Fingers Gottes, der
Natur,
Fuͤhrt, wenn wir recht als Menſchen denken, uns unver-
merkt auf eine Spur,
Zu welcher viele nicht gelangen. Sie zeiget uns ein goͤttlich
Walten,
So wohl im Schaffen, als Regieren, im Ordnen, Lenken
und Erhalten,
Das unſern Witz weit uͤbertrift, und welches insbeſondre
wehrt,
Daß man ein uns verborgnes Weſen, ſo ſich doch allenthalben
weiſt,
Jn ehrerbietiger Bewundrung bemerkt, in Andacht Jhn
verehrt,
* Sein Daſeyn, Seine Lieb’ empfindet, und Jhn erhebet,
lobt und preiſt.
Gedanken
* Vid. klaͤgliche Folgen des ſtrengen Winters.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/381>, abgerufen am 22.11.2024.
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