Nebst Mangel plagt uns manche Noht, Und endlich würget uns der Tod.
8.
Dieß sind die Plagen, so ich hier An meinem Wesen selbst verspühr. Allein, wer zählt die Qual und Pein, Der wir noch unterwürfig seyn, Wodurch uns andrer Bosheit kränkt, Und uns mit bitterm Wermuht tränkt?
9.
Haß, Undank, Ungerechtigkeit, Verleumdung, Mißgunst, Zank und Streit, Verfolgung, List und Heucheley, Verdacht, Betrug, Verrähterey, Wie oft thürmt noch ein Unglücks-Meer, Bey allen Lastern, auf uns her.
10.
Ja, wär auch hier gleich etwas gut, Verfließt es wie die schnelle Fluht; Die Lust ist recht als ein Geschrey, Fast, eh' man sie genießt, vorbey, Dann stellt, nach kurzem Sonnen-Schein, Sich Sturm und Ungewitter ein.
11.
Doch halt! halt ein, verwirrter Sinn, Wo soll dein grämlich Klagen hin?
Du
B b 2
Lob-Geſang.
Nebſt Mangel plagt uns manche Noht, Und endlich wuͤrget uns der Tod.
8.
Dieß ſind die Plagen, ſo ich hier An meinem Weſen ſelbſt verſpuͤhr. Allein, wer zaͤhlt die Qual und Pein, Der wir noch unterwuͤrfig ſeyn, Wodurch uns andrer Bosheit kraͤnkt, Und uns mit bitterm Wermuht traͤnkt?
9.
Haß, Undank, Ungerechtigkeit, Verleumdung, Mißgunſt, Zank und Streit, Verfolgung, Liſt und Heucheley, Verdacht, Betrug, Verraͤhterey, Wie oft thuͤrmt noch ein Ungluͤcks-Meer, Bey allen Laſtern, auf uns her.
10.
Ja, waͤr auch hier gleich etwas gut, Verfließt es wie die ſchnelle Fluht; Die Luſt iſt recht als ein Geſchrey, Faſt, eh’ man ſie genießt, vorbey, Dann ſtellt, nach kurzem Sonnen-Schein, Sich Sturm und Ungewitter ein.
11.
Doch halt! halt ein, verwirrter Sinn, Wo ſoll dein graͤmlich Klagen hin?
Du
B b 2
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Lob-Geſang.
Nebſt Mangel plagt uns manche Noht,
Und endlich wuͤrget uns der Tod.
8.
Dieß ſind die Plagen, ſo ich hier
An meinem Weſen ſelbſt verſpuͤhr.
Allein, wer zaͤhlt die Qual und Pein,
Der wir noch unterwuͤrfig ſeyn,
Wodurch uns andrer Bosheit kraͤnkt,
Und uns mit bitterm Wermuht traͤnkt?
9.
Haß, Undank, Ungerechtigkeit,
Verleumdung, Mißgunſt, Zank und Streit,
Verfolgung, Liſt und Heucheley,
Verdacht, Betrug, Verraͤhterey,
Wie oft thuͤrmt noch ein Ungluͤcks-Meer,
Bey allen Laſtern, auf uns her.
10.
Ja, waͤr auch hier gleich etwas gut,
Verfließt es wie die ſchnelle Fluht;
Die Luſt iſt recht als ein Geſchrey,
Faſt, eh’ man ſie genießt, vorbey,
Dann ſtellt, nach kurzem Sonnen-Schein,
Sich Sturm und Ungewitter ein.
11.
Doch halt! halt ein, verwirrter Sinn,
Wo ſoll dein graͤmlich Klagen hin?
Du
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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