Durch ein besonders schön und lieblich Farben-Spiel, Zuweilen in ein Grün, fast als Smaragden, siel, Wie denn der Unterleib beständig grün, Smaragden gleich, in hellem Glanze schien. Von solchem grünen Glanz und Scheine Sind ebenfalls desselben Beine.
Was man von Jndiens bekanntem Vögelein, Dem schönen Colibri (der ja so schön als klein, Der einer Fliege kaum an Grösse gleich soll seyn) Und seinen hellen Farben schreibet, Die man fast bis zum Glanz der Edelsteine treibet, Und den, zum zierlichen Gepränge, Das Frauenzimmer dort als Ohr-Gehänge Vernünftig brauchen soll, gehöret fast hieher; Da jenes Federn Pracht unmöglich mehr, Als dieses Würmchen, glänzen kann. Man schau es denn so obenhin nicht an, Vergnüge das Gesicht An seines Cörpers buntem Licht. Erwege Dessen Wunder-Macht, Der solcher Farben Glanz darinn gesenkt, Und welcher uns das Wunder unsrer Augen, Wodurch wir das, was schön, zu sehen taugen, Aus lauter Lieb', auf dieser Welt geschenkt.
Der
Das ſchoͤne Wuͤrmchen.
Durch ein beſonders ſchoͤn und lieblich Farben-Spiel, Zuweilen in ein Gruͤn, faſt als Smaragden, ſiel, Wie denn der Unterleib beſtaͤndig gruͤn, Smaragden gleich, in hellem Glanze ſchien. Von ſolchem gruͤnen Glanz und Scheine Sind ebenfalls deſſelben Beine.
Was man von Jndiens bekanntem Voͤgelein, Dem ſchoͤnen Colibri (der ja ſo ſchoͤn als klein, Der einer Fliege kaum an Groͤſſe gleich ſoll ſeyn) Und ſeinen hellen Farben ſchreibet, Die man faſt bis zum Glanz der Edelſteine treibet, Und den, zum zierlichen Gepraͤnge, Das Frauenzimmer dort als Ohr-Gehaͤnge Vernuͤnftig brauchen ſoll, gehoͤret faſt hieher; Da jenes Federn Pracht unmoͤglich mehr, Als dieſes Wuͤrmchen, glaͤnzen kann. Man ſchau es denn ſo obenhin nicht an, Vergnuͤge das Geſicht An ſeines Coͤrpers buntem Licht. Erwege Deſſen Wunder-Macht, Der ſolcher Farben Glanz darinn geſenkt, Und welcher uns das Wunder unſrer Augen, Wodurch wir das, was ſchoͤn, zu ſehen taugen, Aus lauter Lieb’, auf dieſer Welt geſchenkt.
Der
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Das ſchoͤne Wuͤrmchen.
Durch ein beſonders ſchoͤn und lieblich Farben-Spiel,
Zuweilen in ein Gruͤn, faſt als Smaragden, ſiel,
Wie denn der Unterleib beſtaͤndig gruͤn,
Smaragden gleich, in hellem Glanze ſchien.
Von ſolchem gruͤnen Glanz und Scheine
Sind ebenfalls deſſelben Beine.
Was man von Jndiens bekanntem Voͤgelein,
Dem ſchoͤnen Colibri (der ja ſo ſchoͤn als klein,
Der einer Fliege kaum an Groͤſſe gleich ſoll ſeyn)
Und ſeinen hellen Farben ſchreibet,
Die man faſt bis zum Glanz der Edelſteine treibet,
Und den, zum zierlichen Gepraͤnge,
Das Frauenzimmer dort als Ohr-Gehaͤnge
Vernuͤnftig brauchen ſoll, gehoͤret faſt hieher;
Da jenes Federn Pracht unmoͤglich mehr,
Als dieſes Wuͤrmchen, glaͤnzen kann.
Man ſchau es denn ſo obenhin nicht an,
Vergnuͤge das Geſicht
An ſeines Coͤrpers buntem Licht.
Erwege Deſſen Wunder-Macht,
Der ſolcher Farben Glanz darinn geſenkt,
Und welcher uns das Wunder unſrer Augen,
Wodurch wir das, was ſchoͤn, zu ſehen taugen,
Aus lauter Lieb’, auf dieſer Welt geſchenkt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/410>, abgerufen am 22.11.2024.
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