Die verworrne Mähne flieget. Seht, wie spielt sein reges Ohr! Seht, es peitscht sein Schweif die Luft! Seht, wie an ver- schiednen Stellen, Von dem wallenden Geblüt, die gedehnten Adern schwellen. Bricht doch aus geschwärzten Wolken kaum so hell ein Stern hervor, Als der Stern an seiner Stirn, von dem dunklen Haar begrenzet, Mitten an dem netten Kopf, zwischen beyden Augen, glänzet.
Wie dieß Thier ein Meisterstück von der bildenden Natur; So ist die durch wenig Striche hier gebildete Figur Auch des Meisters Meisterstück. Laß dieß Bild das letzte seyn, Jch kann dir nicht weiter folgen, Ridinger, sonst mahl' allein.
Folgende
Das wilde Pferd.
Die verworrne Maͤhne flieget. Seht, wie ſpielt ſein reges Ohr! Seht, es peitſcht ſein Schweif die Luft! Seht, wie an ver- ſchiednen Stellen, Von dem wallenden Gebluͤt, die gedehnten Adern ſchwellen. Bricht doch aus geſchwaͤrzten Wolken kaum ſo hell ein Stern hervor, Als der Stern an ſeiner Stirn, von dem dunklen Haar begrenzet, Mitten an dem netten Kopf, zwiſchen beyden Augen, glaͤnzet.
Wie dieß Thier ein Meiſterſtuͤck von der bildenden Natur; So iſt die durch wenig Striche hier gebildete Figur Auch des Meiſters Meiſterſtuͤck. Laß dieß Bild das letzte ſeyn, Jch kann dir nicht weiter folgen, Ridinger, ſonſt mahl’ allein.
Folgende
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Das wilde Pferd.
Die verworrne Maͤhne flieget. Seht, wie ſpielt ſein
reges Ohr!
Seht, es peitſcht ſein Schweif die Luft! Seht, wie an ver-
ſchiednen Stellen,
Von dem wallenden Gebluͤt, die gedehnten Adern ſchwellen.
Bricht doch aus geſchwaͤrzten Wolken kaum ſo hell ein Stern
hervor,
Als der Stern an ſeiner Stirn, von dem dunklen Haar
begrenzet,
Mitten an dem netten Kopf, zwiſchen beyden Augen, glaͤnzet.
Wie dieß Thier ein Meiſterſtuͤck von der bildenden Natur;
So iſt die durch wenig Striche hier gebildete Figur
Auch des Meiſters Meiſterſtuͤck. Laß dieß Bild das letzte
ſeyn,
Jch kann dir nicht weiter folgen, Ridinger, ſonſt mahl’
allein.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/426>, abgerufen am 22.11.2024.
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