Die halten sich und bleiben oben, woselbst sie zwischen einer Luft, Die schwehrer, und noch einer andern, die leichter ist, bestän- dig schweben. Von weiten scheinet ihr Verband ein dichter Leib, ein fester Duft, Dem wir denn insgemein den Namen von Wolken und Gewölke geben. Doch haben tausend Reisende befunden auf der Berge Höh'n, Daß das, was sie von unten auf für dicke Wolken ange- seh'n, Nichts anders, als ein feuchter Nebel, so wie er auf der Unterwelt Zuweilen um uns treibt und schwebet, wenn er von oben abwerts fällt.
Die Winde, die die Luft bewegen, woher dieselben auch entsteh'n, Vereinen sich mit allen Graden der Luft, bewegen, trennen, fügen Die in die Höh' gestiegnen Dünste, daß sie bald hie, bald dort- werts fliegen. Begegnen diese kleine Bläsgen, die in der obern Luft zerstreut, Nun etwan einer kalten Luft, die größre Kraft, hat sie zu drücken, Als wie das Feur sie auszuspannen; so ziehn die Bläsgen allezeit Sich in sich selber gleich zusammen, wodurch die Rinden sich verdicken. Jndem sie nun auf diese Weise weit mehr, als wie vorhero, klein; So nehmen sie auch mindern Raum, als sie vorher befaßten, ein.
Sie
Anhang zur Seifen-Blaſe.
Die halten ſich und bleiben oben, woſelbſt ſie zwiſchen einer Luft, Die ſchwehrer, und noch einer andern, die leichter iſt, beſtaͤn- dig ſchweben. Von weiten ſcheinet ihr Verband ein dichter Leib, ein feſter Duft, Dem wir denn insgemein den Namen von Wolken und Gewoͤlke geben. Doch haben tauſend Reiſende befunden auf der Berge Hoͤh’n, Daß das, was ſie von unten auf fuͤr dicke Wolken ange- ſeh’n, Nichts anders, als ein feuchter Nebel, ſo wie er auf der Unterwelt Zuweilen um uns treibt und ſchwebet, wenn er von oben abwerts faͤllt.
Die Winde, die die Luft bewegen, woher dieſelben auch entſteh’n, Vereinen ſich mit allen Graden der Luft, bewegen, trennen, fuͤgen Die in die Hoͤh’ geſtiegnen Duͤnſte, daß ſie bald hie, bald dort- werts fliegen. Begegnen dieſe kleine Blaͤsgen, die in der obern Luft zerſtreut, Nun etwan einer kalten Luft, die groͤßre Kraft, hat ſie zu druͤcken, Als wie das Feur ſie auszuſpannen; ſo ziehn die Blaͤsgen allezeit Sich in ſich ſelber gleich zuſammen, wodurch die Rinden ſich verdicken. Jndem ſie nun auf dieſe Weiſe weit mehr, als wie vorhero, klein; So nehmen ſie auch mindern Raum, als ſie vorher befaßten, ein.
Sie
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Anhang zur Seifen-Blaſe.
Die halten ſich und bleiben oben, woſelbſt ſie zwiſchen einer
Luft,
Die ſchwehrer, und noch einer andern, die leichter iſt, beſtaͤn-
dig ſchweben.
Von weiten ſcheinet ihr Verband ein dichter Leib, ein feſter
Duft,
Dem wir denn insgemein den Namen von Wolken und
Gewoͤlke geben.
Doch haben tauſend Reiſende befunden auf der Berge
Hoͤh’n,
Daß das, was ſie von unten auf fuͤr dicke Wolken ange-
ſeh’n,
Nichts anders, als ein feuchter Nebel, ſo wie er auf der
Unterwelt
Zuweilen um uns treibt und ſchwebet, wenn er von oben
abwerts faͤllt.
Die Winde, die die Luft bewegen, woher dieſelben auch
entſteh’n,
Vereinen ſich mit allen Graden der Luft, bewegen, trennen,
fuͤgen
Die in die Hoͤh’ geſtiegnen Duͤnſte, daß ſie bald hie, bald dort-
werts fliegen.
Begegnen dieſe kleine Blaͤsgen, die in der obern Luft zerſtreut,
Nun etwan einer kalten Luft, die groͤßre Kraft, hat ſie zu
druͤcken,
Als wie das Feur ſie auszuſpannen; ſo ziehn die Blaͤsgen
allezeit
Sich in ſich ſelber gleich zuſammen, wodurch die Rinden ſich
verdicken.
Jndem ſie nun auf dieſe Weiſe weit mehr, als wie vorhero,
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So nehmen ſie auch mindern Raum, als ſie vorher befaßten,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/502>, abgerufen am 22.11.2024.
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