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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Anhang zur Seifen-Blase.
Und was uns rings umher umgiebt, ist nichts, das uns
von Jhm nicht spricht,
Das uns, durch Zeichen einer Güte, nicht reizt, und uns
zur Liebe bringet,
Wie oder auch durch strenge Proben, und ein zu fürchtend
Straf-Gericht,
Uns nicht Sein majestätisch Wesen zu ehren und zu fürch-
ten zwinget.
Zudem sind Ungewitter nicht nur bloß bestimmt, uns zu
belehren,
Sie dienen, den durch lange Ruh verdickten Luft-Kreis
aufzuklären,
Und aus dem Grunde zu verbessern, sie tödten der Jnsecten
Brut,
Die sonst zwar nützet, aber doch, durch ihre Menge, Scha-
den thut.
Sie füllen trockene Cysternen da, wo sonst keine Brunnen
quellen,
Und taugen, oft in einer Stunde, verseigte Ströhme her-
zustellen,
Die sonsten kaum, (wenn nicht zuweilen ein Regen-reicher
Donner brüllt)
Mit einem schwach- und langen Fluß der Winter in viel
Wochen füllt.
Ach, laßt uns denn, nebst Seiner Macht, des Schöpfers
Huld und Liebe fassen,
Und uns von Seinen weisen Wegen in der Natur beleh-
ren lassen!
Ach, laßt uns Ordnung, Kunst und Absicht auch in den
Cörpern, die so klein,
Und doch so grosse Dinge wirken, bewundern, froh und
dankbar seyn!


Gedanken
Anhang zur Seifen-Blaſe.
Und was uns rings umher umgiebt, iſt nichts, das uns
von Jhm nicht ſpricht,
Das uns, durch Zeichen einer Guͤte, nicht reizt, und uns
zur Liebe bringet,
Wie oder auch durch ſtrenge Proben, und ein zu fuͤrchtend
Straf-Gericht,
Uns nicht Sein majeſtaͤtiſch Weſen zu ehren und zu fuͤrch-
ten zwinget.
Zudem ſind Ungewitter nicht nur bloß beſtimmt, uns zu
belehren,
Sie dienen, den durch lange Ruh verdickten Luft-Kreis
aufzuklaͤren,
Und aus dem Grunde zu verbeſſern, ſie toͤdten der Jnſecten
Brut,
Die ſonſt zwar nuͤtzet, aber doch, durch ihre Menge, Scha-
den thut.
Sie fuͤllen trockene Cyſternen da, wo ſonſt keine Brunnen
quellen,
Und taugen, oft in einer Stunde, verſeigte Stroͤhme her-
zuſtellen,
Die ſonſten kaum, (wenn nicht zuweilen ein Regen-reicher
Donner bruͤllt)
Mit einem ſchwach- und langen Fluß der Winter in viel
Wochen fuͤllt.
Ach, laßt uns denn, nebſt Seiner Macht, des Schoͤpfers
Huld und Liebe faſſen,
Und uns von Seinen weiſen Wegen in der Natur beleh-
ren laſſen!
Ach, laßt uns Ordnung, Kunſt und Abſicht auch in den
Coͤrpern, die ſo klein,
Und doch ſo groſſe Dinge wirken, bewundern, froh und
dankbar ſeyn!


Gedanken
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[493/0511] Anhang zur Seifen-Blaſe. Und was uns rings umher umgiebt, iſt nichts, das uns von Jhm nicht ſpricht, Das uns, durch Zeichen einer Guͤte, nicht reizt, und uns zur Liebe bringet, Wie oder auch durch ſtrenge Proben, und ein zu fuͤrchtend Straf-Gericht, Uns nicht Sein majeſtaͤtiſch Weſen zu ehren und zu fuͤrch- ten zwinget. Zudem ſind Ungewitter nicht nur bloß beſtimmt, uns zu belehren, Sie dienen, den durch lange Ruh verdickten Luft-Kreis aufzuklaͤren, Und aus dem Grunde zu verbeſſern, ſie toͤdten der Jnſecten Brut, Die ſonſt zwar nuͤtzet, aber doch, durch ihre Menge, Scha- den thut. Sie fuͤllen trockene Cyſternen da, wo ſonſt keine Brunnen quellen, Und taugen, oft in einer Stunde, verſeigte Stroͤhme her- zuſtellen, Die ſonſten kaum, (wenn nicht zuweilen ein Regen-reicher Donner bruͤllt) Mit einem ſchwach- und langen Fluß der Winter in viel Wochen fuͤllt. Ach, laßt uns denn, nebſt Seiner Macht, des Schoͤpfers Huld und Liebe faſſen, Und uns von Seinen weiſen Wegen in der Natur beleh- ren laſſen! Ach, laßt uns Ordnung, Kunſt und Abſicht auch in den Coͤrpern, die ſo klein, Und doch ſo groſſe Dinge wirken, bewundern, froh und dankbar ſeyn! Gedanken

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/511>, abgerufen am 26.11.2024.