Und doch so viel war, daß noch eben das Boot, aus welchem erst das Kind Gefallen, nach ihm hingetrieben, und, wie es einmahl ihm entglitten, Nicht weg, noch einmahl nach ihm trieb. Noch mehr, daß er den Tag vorher Selbst eben eine kleine Schnur zum Schwerdt am Boot zurecht geschnitten, Auf welcher er den Fuß gesetzt, und daß, ob es gleich schwach, er schwehr, Es dennoch nicht entzwey gebrochen. Dieß ist nun eine grosse Reih Von manchem Umstand, die wir wissen, wovon nicht einer fehlen müssen; Sonst wäre meinem kleinen Garlieb der Lebens-Faden abgerissen. Nun ists vermuhtlich, daß der Umständ' weit eine größre Zahl noch sey, Wovon uns der Zusammenhang noch nicht bekannt. Wofür wir eben So wohl, als die, so wir erkennen, dem Schöpfer Lob und Dank zu geben Verbunden und gehalten seyn. Regierer aller Dinge! Dir, Dem ewig Preis und Dank gebühret, sey ewig Preis und Dank dafür!
Nun mögte jemand meiner Leser vielleicht gedenken: Dieser Fall Betrifft nur dich. Was sollen wir daraus für Trost und Lehre nehmen?
So
Der gerettete Knabe.
Und doch ſo viel war, daß noch eben das Boot, aus welchem erſt das Kind Gefallen, nach ihm hingetrieben, und, wie es einmahl ihm entglitten, Nicht weg, noch einmahl nach ihm trieb. Noch mehr, daß er den Tag vorher Selbſt eben eine kleine Schnur zum Schwerdt am Boot zurecht geſchnitten, Auf welcher er den Fuß geſetzt, und daß, ob es gleich ſchwach, er ſchwehr, Es dennoch nicht entzwey gebrochen. Dieß iſt nun eine groſſe Reih Von manchem Umſtand, die wir wiſſen, wovon nicht einer fehlen muͤſſen; Sonſt waͤre meinem kleinen Garlieb der Lebens-Faden abgeriſſen. Nun iſts vermuhtlich, daß der Umſtaͤnd’ weit eine groͤßre Zahl noch ſey, Wovon uns der Zuſammenhang noch nicht bekannt. Wofuͤr wir eben So wohl, als die, ſo wir erkennen, dem Schoͤpfer Lob und Dank zu geben Verbunden und gehalten ſeyn. Regierer aller Dinge! Dir, Dem ewig Preis und Dank gebuͤhret, ſey ewig Preis und Dank dafuͤr!
Nun moͤgte jemand meiner Leſer vielleicht gedenken: Dieſer Fall Betrifft nur dich. Was ſollen wir daraus fuͤr Troſt und Lehre nehmen?
So
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0536"n="518"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der gerettete Knabe.</hi></fw><lb/><lgn="8"><l>Und doch ſo viel war, daß noch eben das Boot, aus welchem</l><lb/><l><hirendition="#et">erſt das Kind</hi></l><lb/><l>Gefallen, nach ihm hingetrieben, und, wie es einmahl</l><lb/><l><hirendition="#et">ihm entglitten,</hi></l><lb/><l>Nicht weg, noch einmahl nach ihm trieb. Noch mehr,</l><lb/><l><hirendition="#et">daß er den Tag vorher</hi></l><lb/><l>Selbſt eben eine kleine Schnur zum Schwerdt am Boot</l><lb/><l><hirendition="#et">zurecht geſchnitten,</hi></l><lb/><l>Auf welcher er den Fuß geſetzt, und daß, ob es gleich</l><lb/><l><hirendition="#et">ſchwach, er ſchwehr,</hi></l><lb/><l>Es dennoch nicht entzwey gebrochen. Dieß iſt nun eine</l><lb/><l><hirendition="#et">groſſe Reih</hi></l><lb/><l>Von manchem Umſtand, die wir wiſſen, wovon nicht</l><lb/><l><hirendition="#et">einer fehlen muͤſſen;</hi></l><lb/><l>Sonſt waͤre meinem kleinen <hirendition="#fr">Garlieb</hi> der Lebens-Faden</l><lb/><l><hirendition="#et">abgeriſſen.</hi></l><lb/><l>Nun iſts vermuhtlich, daß der Umſtaͤnd’ weit eine groͤßre</l><lb/><l><hirendition="#et">Zahl noch ſey,</hi></l><lb/><l>Wovon uns der Zuſammenhang noch nicht bekannt.</l><lb/><l><hirendition="#et">Wofuͤr wir eben</hi></l><lb/><l>So wohl, als die, ſo wir erkennen, dem Schoͤpfer Lob</l><lb/><l><hirendition="#et">und Dank zu geben</hi></l><lb/><l>Verbunden und gehalten ſeyn. Regierer aller Dinge!</l><lb/><l><hirendition="#et">Dir,</hi></l><lb/><l>Dem ewig Preis und Dank gebuͤhret, ſey ewig Preis und</l><lb/><l><hirendition="#et">Dank dafuͤr!</hi></l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgn="9"><l>Nun moͤgte jemand meiner Leſer vielleicht gedenken:</l><lb/><l><hirendition="#et">Dieſer Fall</hi></l><lb/><l>Betrifft nur dich. Was ſollen wir daraus fuͤr Troſt und</l><lb/><l><hirendition="#et">Lehre nehmen?</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">So</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[518/0536]
Der gerettete Knabe.
Und doch ſo viel war, daß noch eben das Boot, aus welchem
erſt das Kind
Gefallen, nach ihm hingetrieben, und, wie es einmahl
ihm entglitten,
Nicht weg, noch einmahl nach ihm trieb. Noch mehr,
daß er den Tag vorher
Selbſt eben eine kleine Schnur zum Schwerdt am Boot
zurecht geſchnitten,
Auf welcher er den Fuß geſetzt, und daß, ob es gleich
ſchwach, er ſchwehr,
Es dennoch nicht entzwey gebrochen. Dieß iſt nun eine
groſſe Reih
Von manchem Umſtand, die wir wiſſen, wovon nicht
einer fehlen muͤſſen;
Sonſt waͤre meinem kleinen Garlieb der Lebens-Faden
abgeriſſen.
Nun iſts vermuhtlich, daß der Umſtaͤnd’ weit eine groͤßre
Zahl noch ſey,
Wovon uns der Zuſammenhang noch nicht bekannt.
Wofuͤr wir eben
So wohl, als die, ſo wir erkennen, dem Schoͤpfer Lob
und Dank zu geben
Verbunden und gehalten ſeyn. Regierer aller Dinge!
Dir,
Dem ewig Preis und Dank gebuͤhret, ſey ewig Preis und
Dank dafuͤr!
Nun moͤgte jemand meiner Leſer vielleicht gedenken:
Dieſer Fall
Betrifft nur dich. Was ſollen wir daraus fuͤr Troſt und
Lehre nehmen?
So
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/536>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.