Ein noch nicht lang' gepflügter Acker, woraus jedoch, zu meiner Freude, Von dem darinn gesäeten schon aufgelaufenen Getrayde Die grünen Spitzen sich schon zeigten, war frühe ganz von Frost bereift. Der Reif war in der Mittags-Stunde geschmolzen, so daß an den Spitzen, Wohin des Wassers Feuchtigkeit, so sich daselbst gemach gehäuft, Jn Kügelgen sich hingesenkt. Hiedurch entstand ein bun- tes Blitzen Vom Strahl der ganz entwölkten Sonnen. Weil nun ein jeder Tröpfgen grösser, Als wie man sie im Thau sonst sieht; so war derselben Glanz auch besser, Und flammte noch vortreflicher, so daß ein Tröpfgen nicht allein Für sich in bunten Flammen spielte; ein schnell aus ihm erzeugter Schein Umgab in einem Strahlen-Kreise, der oft sechs Zoll im Durchschnitt groß, Den kleinen hellen Mittelpunct. Der Blättergen Be- weglichkeit, Nebst einem von den regen Lüften oft wiederholten sanften Stoß, Erregt ein stets beweglichs Glänzen, ein unaufhörlich funkelnd Zittern, Nicht anders, als wenn, voller Gluht, bewegte Zitter- Nadeln schüttern.
Daher
Ein glaͤnzendes Gefilde.
Ein noch nicht lang’ gepfluͤgter Acker, woraus jedoch, zu meiner Freude, Von dem darinn geſaͤeten ſchon aufgelaufenen Getrayde Die gruͤnen Spitzen ſich ſchon zeigten, war fruͤhe ganz von Froſt bereift. Der Reif war in der Mittags-Stunde geſchmolzen, ſo daß an den Spitzen, Wohin des Waſſers Feuchtigkeit, ſo ſich daſelbſt gemach gehaͤuft, Jn Kuͤgelgen ſich hingeſenkt. Hiedurch entſtand ein bun- tes Blitzen Vom Strahl der ganz entwoͤlkten Sonnen. Weil nun ein jeder Troͤpfgen groͤſſer, Als wie man ſie im Thau ſonſt ſieht; ſo war derſelben Glanz auch beſſer, Und flammte noch vortreflicher, ſo daß ein Troͤpfgen nicht allein Fuͤr ſich in bunten Flammen ſpielte; ein ſchnell aus ihm erzeugter Schein Umgab in einem Strahlen-Kreiſe, der oft ſechs Zoll im Durchſchnitt groß, Den kleinen hellen Mittelpunct. Der Blaͤttergen Be- weglichkeit, Nebſt einem von den regen Luͤften oft wiederholten ſanften Stoß, Erregt ein ſtets beweglichs Glaͤnzen, ein unaufhoͤrlich funkelnd Zittern, Nicht anders, als wenn, voller Gluht, bewegte Zitter- Nadeln ſchuͤttern.
Daher
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0544"n="526"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Ein glaͤnzendes Gefilde.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">E</hi>in noch nicht lang’ gepfluͤgter Acker, woraus jedoch, zu</l><lb/><l><hirendition="#et">meiner Freude,</hi></l><lb/><l>Von dem darinn geſaͤeten ſchon aufgelaufenen Getrayde</l><lb/><l>Die gruͤnen Spitzen ſich ſchon zeigten, war fruͤhe ganz</l><lb/><l><hirendition="#et">von Froſt bereift.</hi></l><lb/><l>Der Reif war in der Mittags-Stunde geſchmolzen, ſo daß</l><lb/><l><hirendition="#et">an den Spitzen,</hi></l><lb/><l>Wohin des Waſſers Feuchtigkeit, ſo ſich daſelbſt gemach</l><lb/><l><hirendition="#et">gehaͤuft,</hi></l><lb/><l>Jn Kuͤgelgen ſich hingeſenkt. Hiedurch entſtand ein bun-</l><lb/><l><hirendition="#et">tes Blitzen</hi></l><lb/><l>Vom Strahl der ganz entwoͤlkten Sonnen. Weil nun ein</l><lb/><l><hirendition="#et">jeder Troͤpfgen groͤſſer,</hi></l><lb/><l>Als wie man ſie im Thau ſonſt ſieht; ſo war derſelben</l><lb/><l><hirendition="#et">Glanz auch beſſer,</hi></l><lb/><l>Und flammte noch vortreflicher, ſo daß ein Troͤpfgen nicht</l><lb/><l><hirendition="#et">allein</hi></l><lb/><l>Fuͤr ſich in bunten Flammen ſpielte; ein ſchnell aus ihm</l><lb/><l><hirendition="#et">erzeugter Schein</hi></l><lb/><l>Umgab in einem Strahlen-Kreiſe, der oft ſechs Zoll im</l><lb/><l><hirendition="#et">Durchſchnitt groß,</hi></l><lb/><l>Den kleinen hellen Mittelpunct. Der Blaͤttergen Be-</l><lb/><l><hirendition="#et">weglichkeit,</hi></l><lb/><l>Nebſt einem von den regen Luͤften oft wiederholten ſanften</l><lb/><l><hirendition="#et">Stoß,</hi></l><lb/><l>Erregt ein ſtets beweglichs Glaͤnzen, ein unaufhoͤrlich</l><lb/><l><hirendition="#et">funkelnd Zittern,</hi></l><lb/><l>Nicht anders, als wenn, voller Gluht, bewegte Zitter-</l><lb/><l><hirendition="#et">Nadeln ſchuͤttern.</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Daher</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[526/0544]
Ein glaͤnzendes Gefilde.
Ein noch nicht lang’ gepfluͤgter Acker, woraus jedoch, zu
meiner Freude,
Von dem darinn geſaͤeten ſchon aufgelaufenen Getrayde
Die gruͤnen Spitzen ſich ſchon zeigten, war fruͤhe ganz
von Froſt bereift.
Der Reif war in der Mittags-Stunde geſchmolzen, ſo daß
an den Spitzen,
Wohin des Waſſers Feuchtigkeit, ſo ſich daſelbſt gemach
gehaͤuft,
Jn Kuͤgelgen ſich hingeſenkt. Hiedurch entſtand ein bun-
tes Blitzen
Vom Strahl der ganz entwoͤlkten Sonnen. Weil nun ein
jeder Troͤpfgen groͤſſer,
Als wie man ſie im Thau ſonſt ſieht; ſo war derſelben
Glanz auch beſſer,
Und flammte noch vortreflicher, ſo daß ein Troͤpfgen nicht
allein
Fuͤr ſich in bunten Flammen ſpielte; ein ſchnell aus ihm
erzeugter Schein
Umgab in einem Strahlen-Kreiſe, der oft ſechs Zoll im
Durchſchnitt groß,
Den kleinen hellen Mittelpunct. Der Blaͤttergen Be-
weglichkeit,
Nebſt einem von den regen Luͤften oft wiederholten ſanften
Stoß,
Erregt ein ſtets beweglichs Glaͤnzen, ein unaufhoͤrlich
funkelnd Zittern,
Nicht anders, als wenn, voller Gluht, bewegte Zitter-
Nadeln ſchuͤttern.
Daher
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/544>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.