Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Winter-Witterung in Ritzebüttel.
Weil aber doch die Luft nicht kalt, verging der erst gefallne
Schnee,
Worauf es denn bis Nachmittag, mit Süden-Winde,
regnete.
Die Sonne brach nachhero durch, so daß man diesen
Tag wird können,
Zwar nicht so schön, als wie die andern, doch auch nicht
sehr verdrießlich nennen.

3 Den dritten war die Luft bedeckt, nicht weniger das
Sonnen-Licht,
Der Wind ging etwas, doch nicht kalt, es thaute nicht,
es fror auch nicht.
4 Es war des vierten Witterung fast wie des dritten;
aber doch
Noch eh gelinder, als derselbe. Man ward nicht durch
des Frostes Joch,
Nicht durch den Wind, auch nicht durch Regen, durch
nichts beschwehrliches beschwehrt,
Daher auch dieser zu den Tagen des strengen Winters
nicht gehört.
5 Am fünften regnet' es ein wenig, auch weheten die We-
sten-Winde,
Doch war es übrigens nicht kalt, und blieb das Wetter
noch gelinde.
6 Den sechsten schien die Sonne wieder, die Luft war kalt,
entwölkt und rein,
Der Wind ging etwas, doch nicht kalt. Jch ging, im
hellen Sonnenschein,
Ver-
7 Theil. N n

Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Weil aber doch die Luft nicht kalt, verging der erſt gefallne
Schnee,
Worauf es denn bis Nachmittag, mit Suͤden-Winde,
regnete.
Die Sonne brach nachhero durch, ſo daß man dieſen
Tag wird koͤnnen,
Zwar nicht ſo ſchoͤn, als wie die andern, doch auch nicht
ſehr verdrießlich nennen.

3 Den dritten war die Luft bedeckt, nicht weniger das
Sonnen-Licht,
Der Wind ging etwas, doch nicht kalt, es thaute nicht,
es fror auch nicht.
4 Es war des vierten Witterung faſt wie des dritten;
aber doch
Noch eh gelinder, als derſelbe. Man ward nicht durch
des Froſtes Joch,
Nicht durch den Wind, auch nicht durch Regen, durch
nichts beſchwehrliches beſchwehrt,
Daher auch dieſer zu den Tagen des ſtrengen Winters
nicht gehoͤrt.
5 Am fuͤnften regnet’ es ein wenig, auch weheten die We-
ſten-Winde,
Doch war es uͤbrigens nicht kalt, und blieb das Wetter
noch gelinde.
6 Den ſechsten ſchien die Sonne wieder, die Luft war kalt,
entwoͤlkt und rein,
Der Wind ging etwas, doch nicht kalt. Jch ging, im
hellen Sonnenſchein,
Ver-
7 Theil. N n
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="32">
                <pb facs="#f0579" n="561"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Winter-Witterung in Ritzebu&#x0364;ttel.</hi> </fw><lb/>
                <l>Weil aber doch die Luft nicht kalt, verging der er&#x017F;t gefallne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Schnee,</hi> </l><lb/>
                <l>Worauf es denn bis Nachmittag, mit Su&#x0364;den-Winde,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">regnete.</hi> </l><lb/>
                <l>Die Sonne brach nachhero durch, &#x017F;o daß man die&#x017F;en</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Tag wird ko&#x0364;nnen,</hi> </l><lb/>
                <l>Zwar nicht &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n, als wie die andern, doch auch nicht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ehr verdrießlich nennen.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="33">
                <l><note place="left">3</note> Den dritten war die Luft bedeckt, nicht weniger das</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Sonnen-Licht,</hi> </l><lb/>
                <l>Der Wind ging etwas, doch nicht kalt, es thaute nicht,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">es fror auch nicht.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="34">
                <l><note place="left">4</note> Es war des vierten Witterung fa&#x017F;t wie des dritten;</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">aber doch</hi> </l><lb/>
                <l>Noch eh gelinder, als der&#x017F;elbe. Man ward nicht durch</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">des Fro&#x017F;tes Joch,</hi> </l><lb/>
                <l>Nicht durch den Wind, auch nicht durch Regen, durch</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nichts be&#x017F;chwehrliches be&#x017F;chwehrt,</hi> </l><lb/>
                <l>Daher auch die&#x017F;er zu den Tagen des &#x017F;trengen Winters</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nicht geho&#x0364;rt.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="35">
                <l><note place="left">5</note> Am fu&#x0364;nften regnet&#x2019; es ein wenig, auch weheten die We-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ten-Winde,</hi> </l><lb/>
                <l>Doch war es u&#x0364;brigens nicht kalt, und blieb das Wetter</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">noch gelinde.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="36">
                <l><note place="left">6</note> Den &#x017F;echsten &#x017F;chien die Sonne wieder, die Luft war kalt,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">entwo&#x0364;lkt und rein,</hi> </l><lb/>
                <l>Der Wind ging etwas, doch nicht kalt. Jch ging, im</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">hellen Sonnen&#x017F;chein,</hi> </l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">7 <hi rendition="#fr">Theil.</hi> N n</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[561/0579] Winter-Witterung in Ritzebuͤttel. Weil aber doch die Luft nicht kalt, verging der erſt gefallne Schnee, Worauf es denn bis Nachmittag, mit Suͤden-Winde, regnete. Die Sonne brach nachhero durch, ſo daß man dieſen Tag wird koͤnnen, Zwar nicht ſo ſchoͤn, als wie die andern, doch auch nicht ſehr verdrießlich nennen. Den dritten war die Luft bedeckt, nicht weniger das Sonnen-Licht, Der Wind ging etwas, doch nicht kalt, es thaute nicht, es fror auch nicht. Es war des vierten Witterung faſt wie des dritten; aber doch Noch eh gelinder, als derſelbe. Man ward nicht durch des Froſtes Joch, Nicht durch den Wind, auch nicht durch Regen, durch nichts beſchwehrliches beſchwehrt, Daher auch dieſer zu den Tagen des ſtrengen Winters nicht gehoͤrt. Am fuͤnften regnet’ es ein wenig, auch weheten die We- ſten-Winde, Doch war es uͤbrigens nicht kalt, und blieb das Wetter noch gelinde. Den ſechsten ſchien die Sonne wieder, die Luft war kalt, entwoͤlkt und rein, Der Wind ging etwas, doch nicht kalt. Jch ging, im hellen Sonnenſchein, Ver- 7 Theil. N n

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/579
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/579>, abgerufen am 22.11.2024.