Es füllt die Welt, auch bey dem Frost, sich öfters mit so schönen Bildern, Daß ich mich nicht enthalten kann, wie sehr sie, auch im Win- ter, schön, Dem Schöpfer der Natur zum Preise, nicht nur aufmerksam anzusehn; Jch muß noch eine Winter-Landschaft in meinen Liedern abzuschildern, Und zwar, so viel es möglich ist, recht eigentlich und nach dem Leben, So daß sie auch im Sommer sichtbar, und zu bewundern, mich bestreben.
Der Erden Fläch' ist weiß beschneit, die Fluht, so weit man sieht, gefroren, Und ganz mit klarem Eis erfüllt. Dadurch erblickt man überall, Wohin man sieht, dem Ansehn nach, fast nichts als Silber und Krystall. Wann nun an einem heitern Tag die scharfen Winde sich verlohren, Und man sodann im Sonnenschein, wenn sie aufs aller- höchste steht, Am Ufer, oder auf dem Eise, bedachtsamlich spatzieren geht; Glänzt alles, was man um sich sieht, in tausendfach gebrochnem Licht, So daß den fast durchstrahlten Augen, dem fast geblendeten Gesicht,
Kein
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Der Winter.
Es fuͤllt die Welt, auch bey dem Froſt, ſich oͤfters mit ſo ſchoͤnen Bildern, Daß ich mich nicht enthalten kann, wie ſehr ſie, auch im Win- ter, ſchoͤn, Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe, nicht nur aufmerkſam anzuſehn; Jch muß noch eine Winter-Landſchaft in meinen Liedern abzuſchildern, Und zwar, ſo viel es moͤglich iſt, recht eigentlich und nach dem Leben, So daß ſie auch im Sommer ſichtbar, und zu bewundern, mich beſtreben.
Der Erden Flaͤch’ iſt weiß beſchneit, die Fluht, ſo weit man ſieht, gefroren, Und ganz mit klarem Eis erfuͤllt. Dadurch erblickt man uͤberall, Wohin man ſieht, dem Anſehn nach, faſt nichts als Silber und Kryſtall. Wann nun an einem heitern Tag die ſcharfen Winde ſich verlohren, Und man ſodann im Sonnenſchein, wenn ſie aufs aller- hoͤchſte ſteht, Am Ufer, oder auf dem Eiſe, bedachtſamlich ſpatzieren geht; Glaͤnzt alles, was man um ſich ſieht, in tauſendfach gebrochnem Licht, So daß den faſt durchſtrahlten Augen, dem faſt geblendeten Geſicht,
Kein
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Der Winter.
Es fuͤllt die Welt, auch bey dem Froſt, ſich oͤfters mit ſo
ſchoͤnen Bildern,
Daß ich mich nicht enthalten kann, wie ſehr ſie, auch im Win-
ter, ſchoͤn,
Dem Schoͤpfer der Natur zum Preiſe, nicht nur aufmerkſam
anzuſehn;
Jch muß noch eine Winter-Landſchaft in meinen Liedern
abzuſchildern,
Und zwar, ſo viel es moͤglich iſt, recht eigentlich und nach
dem Leben,
So daß ſie auch im Sommer ſichtbar, und zu bewundern,
mich beſtreben.
Der Erden Flaͤch’ iſt weiß beſchneit, die Fluht, ſo weit man
ſieht, gefroren,
Und ganz mit klarem Eis erfuͤllt. Dadurch erblickt man
uͤberall,
Wohin man ſieht, dem Anſehn nach, faſt nichts als Silber
und Kryſtall.
Wann nun an einem heitern Tag die ſcharfen Winde ſich
verlohren,
Und man ſodann im Sonnenſchein, wenn ſie aufs aller-
hoͤchſte ſteht,
Am Ufer, oder auf dem Eiſe, bedachtſamlich ſpatzieren
geht;
Glaͤnzt alles, was man um ſich ſieht, in tauſendfach
gebrochnem Licht,
So daß den faſt durchſtrahlten Augen, dem faſt geblendeten
Geſicht,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/619>, abgerufen am 22.11.2024.
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