Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Winter.
Ja, worinn oft, selbst von der Sonnen, nicht nur ihr güld-
nes Rund sich bildet,
Zugleich auch eine Menge Strahlen den glatten Grund oft
ganz vergüldet.
Viel' Stellen, von gedämpften weissen, viel-förmgen krum-
men Adern reich,
Sehn schönem grau-polierten Marmor an Farben, Glanz
und Glätte gleich.
Der hart gefrorne Schnee-Staub scheint, in seinen kleinen
glatten Trümmern,
Wie Millionen Edelsteine, wie diamantner Staub, zu
schimmern,
Jndem darauf, mit ihren Strahlen, die Schönheit-Quell',
der Sonnen Licht,
Auf Millionen Art- und Orten, sich in so reinem Schimmer
bricht,
Daß man an einem weissen Himmel glaubt so viel' Sterne
wunderschön,
Als wie, in einer heitern Nacht, am blauen Firmament
zu sehn.
Was nun, in so gefärbten Blitzen, sich schimmernd hier vor
Augen legt,
Wird ihnen, bloß von einer Sonne, wovon sie Bilder, einge-
prägt.
Man sollte denn auf sie den Blick, den so gerührten Blick
nicht lenken,
Ohn' an den Ursprung, an die Sonne, und deren Ursprung
zu gedenken.


Der
Der Winter.
Ja, worinn oft, ſelbſt von der Sonnen, nicht nur ihr guͤld-
nes Rund ſich bildet,
Zugleich auch eine Menge Strahlen den glatten Grund oft
ganz verguͤldet.
Viel’ Stellen, von gedaͤmpften weiſſen, viel-foͤrmgen krum-
men Adern reich,
Sehn ſchoͤnem grau-polierten Marmor an Farben, Glanz
und Glaͤtte gleich.
Der hart gefrorne Schnee-Staub ſcheint, in ſeinen kleinen
glatten Truͤmmern,
Wie Millionen Edelſteine, wie diamantner Staub, zu
ſchimmern,
Jndem darauf, mit ihren Strahlen, die Schoͤnheit-Quell’,
der Sonnen Licht,
Auf Millionen Art- und Orten, ſich in ſo reinem Schimmer
bricht,
Daß man an einem weiſſen Himmel glaubt ſo viel’ Sterne
wunderſchoͤn,
Als wie, in einer heitern Nacht, am blauen Firmament
zu ſehn.
Was nun, in ſo gefaͤrbten Blitzen, ſich ſchimmernd hier vor
Augen legt,
Wird ihnen, bloß von einer Sonne, wovon ſie Bilder, einge-
praͤgt.
Man ſollte denn auf ſie den Blick, den ſo geruͤhrten Blick
nicht lenken,
Ohn’ an den Urſprung, an die Sonne, und deren Urſprung
zu gedenken.


Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0621" n="603"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Winter.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Ja, worinn oft, &#x017F;elb&#x017F;t von der Sonnen, nicht nur ihr gu&#x0364;ld-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nes Rund &#x017F;ich bildet,</hi> </l><lb/>
                <l>Zugleich auch eine Menge Strahlen den glatten Grund oft</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ganz vergu&#x0364;ldet.</hi> </l><lb/>
                <l>Viel&#x2019; Stellen, von geda&#x0364;mpften wei&#x017F;&#x017F;en, viel-fo&#x0364;rmgen krum-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">men Adern reich,</hi> </l><lb/>
                <l>Sehn &#x017F;cho&#x0364;nem grau-polierten Marmor an Farben, Glanz</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und Gla&#x0364;tte gleich.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Der hart gefrorne Schnee-Staub &#x017F;cheint, in &#x017F;einen kleinen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">glatten Tru&#x0364;mmern,</hi> </l><lb/>
                <l>Wie Millionen Edel&#x017F;teine, wie diamantner Staub, zu</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chimmern,</hi> </l><lb/>
                <l>Jndem darauf, mit ihren Strahlen, die Scho&#x0364;nheit-Quell&#x2019;,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">der Sonnen Licht,</hi> </l><lb/>
                <l>Auf Millionen Art- und Orten, &#x017F;ich in &#x017F;o reinem Schimmer</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bricht,</hi> </l><lb/>
                <l>Daß man an einem wei&#x017F;&#x017F;en Himmel glaubt &#x017F;o viel&#x2019; Sterne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wunder&#x017F;cho&#x0364;n,</hi> </l><lb/>
                <l>Als wie, in einer heitern Nacht, am blauen Firmament</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zu &#x017F;ehn.</hi> </l><lb/>
                <l>Was nun, in &#x017F;o gefa&#x0364;rbten Blitzen, &#x017F;ich &#x017F;chimmernd hier vor</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Augen legt,</hi> </l><lb/>
                <l>Wird ihnen, bloß von einer Sonne, wovon &#x017F;ie Bilder, einge-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">pra&#x0364;gt.</hi> </l><lb/>
                <l>Man &#x017F;ollte denn auf &#x017F;ie den Blick, den &#x017F;o geru&#x0364;hrten Blick</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nicht lenken,</hi> </l><lb/>
                <l>Ohn&#x2019; an den Ur&#x017F;prung, an die Sonne, und deren <hi rendition="#fr">Ur&#x017F;prung</hi></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zu gedenken.</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[603/0621] Der Winter. Ja, worinn oft, ſelbſt von der Sonnen, nicht nur ihr guͤld- nes Rund ſich bildet, Zugleich auch eine Menge Strahlen den glatten Grund oft ganz verguͤldet. Viel’ Stellen, von gedaͤmpften weiſſen, viel-foͤrmgen krum- men Adern reich, Sehn ſchoͤnem grau-polierten Marmor an Farben, Glanz und Glaͤtte gleich. Der hart gefrorne Schnee-Staub ſcheint, in ſeinen kleinen glatten Truͤmmern, Wie Millionen Edelſteine, wie diamantner Staub, zu ſchimmern, Jndem darauf, mit ihren Strahlen, die Schoͤnheit-Quell’, der Sonnen Licht, Auf Millionen Art- und Orten, ſich in ſo reinem Schimmer bricht, Daß man an einem weiſſen Himmel glaubt ſo viel’ Sterne wunderſchoͤn, Als wie, in einer heitern Nacht, am blauen Firmament zu ſehn. Was nun, in ſo gefaͤrbten Blitzen, ſich ſchimmernd hier vor Augen legt, Wird ihnen, bloß von einer Sonne, wovon ſie Bilder, einge- praͤgt. Man ſollte denn auf ſie den Blick, den ſo geruͤhrten Blick nicht lenken, Ohn’ an den Urſprung, an die Sonne, und deren Urſprung zu gedenken. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/621
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/621>, abgerufen am 22.11.2024.