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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Winter-Gesang.
1.
Was man itzt sieht, ist alles weiß,
So Luft, als Land deckt Schnee und Eis,
Dem Felsen gleichen starre Fluhten,
Dem Mond gleicht fast der Erden Ball,
Die Schollen gleichen dem Krystall,
Die kahlen Bäume grossen Ruhten.
2.
Der Glanz der weissen Erde scheint,
Daß er sich mit der Luft vereint;
Denn kein Gesicht-Kreis ist zu sehen.
Nur leget er sich da zur Schau,
Wo selbst die Luft so dunkel- grau,
Daß wir den Unterscheid verstehen.
3.
Wie ist doch, dacht' ich, itzt die Welt
Verändert, wie so sehr verstellt,
Wie sehr hat sie der Frost mißhandelt,
Wohin ist ihr beblühmtes Grün,
Und was an ihr so reizend schien,
Hat sich denn die Natur verwandelt?
4.
O ja! doch nur auf kurze Zeit.
Sie wird bald ihre Lieblichkeit,
Und
Winter-Geſang.
1.
Was man itzt ſieht, iſt alles weiß,
So Luft, als Land deckt Schnee und Eis,
Dem Felſen gleichen ſtarre Fluhten,
Dem Mond gleicht faſt der Erden Ball,
Die Schollen gleichen dem Kryſtall,
Die kahlen Baͤume groſſen Ruhten.
2.
Der Glanz der weiſſen Erde ſcheint,
Daß er ſich mit der Luft vereint;
Denn kein Geſicht-Kreis iſt zu ſehen.
Nur leget er ſich da zur Schau,
Wo ſelbſt die Luft ſo dunkel- grau,
Daß wir den Unterſcheid verſtehen.
3.
Wie iſt doch, dacht’ ich, itzt die Welt
Veraͤndert, wie ſo ſehr verſtellt,
Wie ſehr hat ſie der Froſt mißhandelt,
Wohin iſt ihr bebluͤhmtes Gruͤn,
Und was an ihr ſo reizend ſchien,
Hat ſich denn die Natur verwandelt?
4.
O ja! doch nur auf kurze Zeit.
Sie wird bald ihre Lieblichkeit,
Und
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[610/0628] Winter-Geſang. 1. Was man itzt ſieht, iſt alles weiß, So Luft, als Land deckt Schnee und Eis, Dem Felſen gleichen ſtarre Fluhten, Dem Mond gleicht faſt der Erden Ball, Die Schollen gleichen dem Kryſtall, Die kahlen Baͤume groſſen Ruhten. 2. Der Glanz der weiſſen Erde ſcheint, Daß er ſich mit der Luft vereint; Denn kein Geſicht-Kreis iſt zu ſehen. Nur leget er ſich da zur Schau, Wo ſelbſt die Luft ſo dunkel- grau, Daß wir den Unterſcheid verſtehen. 3. Wie iſt doch, dacht’ ich, itzt die Welt Veraͤndert, wie ſo ſehr verſtellt, Wie ſehr hat ſie der Froſt mißhandelt, Wohin iſt ihr bebluͤhmtes Gruͤn, Und was an ihr ſo reizend ſchien, Hat ſich denn die Natur verwandelt? 4. O ja! doch nur auf kurze Zeit. Sie wird bald ihre Lieblichkeit, Und

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/628>, abgerufen am 22.11.2024.