Bewegst und allenthalben wirkst, und das, was wird, zuwege bringest! Nur Er allein wirkt, sonder Aufschub, und Er allein scheint nicht zu wirken Jn dem bewundernswehrten Abriß der so vollkommenen Gestalten, Die die Materie bezirken, Und die sie bloß von Jhm erhalten. Doch ist Er weniger verhohlen, und läßt Er sich in seinen Werken, Und in dem Firmament des Himmels, die Grösse, reinen Augen merken. So wohl die Sonn', als auch der Mond, es sey, daß die des Tages scheinet, Wie oder jener mit den Schatten den lind- und sanftern Glanz vereinet, Sind nichts als bloß von Jhm ein Strahl. Es schimmert, Jhm allein zur Ehr, Das ungezählte Sternen-Heer, Und singt in stiller Mitternacht, Vom tiefen Denken wohl verstanden, von seines Schöpfers Wunder-Macht. Er winket. Gleich wird alles still. Die Stürme zeigen Seine Kraft, Entwurzeln den verwachsnen Wald, und kehren selbst das Welt-Meer üm. Es ist der rohte Blitz Sein Schwerdt, der laute Donner Seine Stimm. Er rührt die Felsen, und sie rauchen. Durch Jhn sind Völker weggerafft. Doch wird in solchen strengen Wundern die GOttheit nicht allein erblicket; Auch selbst in den gemeinsten Dingen, und überall, ist GOtt zu sehn.
Ein
Fruͤhlings-Gedicht.
Bewegſt und allenthalben wirkſt, und das, was wird, zuwege bringeſt! Nur Er allein wirkt, ſonder Aufſchub, und Er allein ſcheint nicht zu wirken Jn dem bewundernswehrten Abriß der ſo vollkommenen Geſtalten, Die die Materie bezirken, Und die ſie bloß von Jhm erhalten. Doch iſt Er weniger verhohlen, und laͤßt Er ſich in ſeinen Werken, Und in dem Firmament des Himmels, die Groͤſſe, reinen Augen merken. So wohl die Sonn’, als auch der Mond, es ſey, daß die des Tages ſcheinet, Wie oder jener mit den Schatten den lind- und ſanftern Glanz vereinet, Sind nichts als bloß von Jhm ein Strahl. Es ſchimmert, Jhm allein zur Ehr, Das ungezaͤhlte Sternen-Heer, Und ſingt in ſtiller Mitternacht, Vom tiefen Denken wohl verſtanden, von ſeines Schoͤpfers Wunder-Macht. Er winket. Gleich wird alles ſtill. Die Stuͤrme zeigen Seine Kraft, Entwurzeln den verwachsnen Wald, und kehren ſelbſt das Welt-Meer uͤm. Es iſt der rohte Blitz Sein Schwerdt, der laute Donner Seine Stimm. Er ruͤhrt die Felſen, und ſie rauchen. Durch Jhn ſind Voͤlker weggerafft. Doch wird in ſolchen ſtrengen Wundern die GOttheit nicht allein erblicket; Auch ſelbſt in den gemeinſten Dingen, und uͤberall, iſt GOtt zu ſehn.
Ein
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Fruͤhlings-Gedicht.
Bewegſt und allenthalben wirkſt, und das, was wird, zuwege
bringeſt!
Nur Er allein wirkt, ſonder Aufſchub, und Er allein ſcheint
nicht zu wirken
Jn dem bewundernswehrten Abriß der ſo vollkommenen
Geſtalten,
Die die Materie bezirken,
Und die ſie bloß von Jhm erhalten.
Doch iſt Er weniger verhohlen, und laͤßt Er ſich in ſeinen
Werken,
Und in dem Firmament des Himmels, die Groͤſſe, reinen
Augen merken.
So wohl die Sonn’, als auch der Mond, es ſey, daß die
des Tages ſcheinet,
Wie oder jener mit den Schatten den lind- und ſanftern
Glanz vereinet,
Sind nichts als bloß von Jhm ein Strahl. Es ſchimmert,
Jhm allein zur Ehr,
Das ungezaͤhlte Sternen-Heer,
Und ſingt in ſtiller Mitternacht,
Vom tiefen Denken wohl verſtanden, von ſeines Schoͤpfers
Wunder-Macht.
Er winket. Gleich wird alles ſtill. Die Stuͤrme zeigen
Seine Kraft,
Entwurzeln den verwachsnen Wald, und kehren ſelbſt das
Welt-Meer uͤm.
Es iſt der rohte Blitz Sein Schwerdt, der laute Donner
Seine Stimm.
Er ruͤhrt die Felſen, und ſie rauchen. Durch Jhn ſind
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Doch wird in ſolchen ſtrengen Wundern die GOttheit nicht
allein erblicket;
Auch ſelbſt in den gemeinſten Dingen, und uͤberall, iſt GOtt
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/66>, abgerufen am 21.11.2024.
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