Zum Bande der Geselligkeit viel minder nützlich und er- sprießlich, Und kurz: den Zustand unsrer Welt gewiß viel schlimmer machen müßte. Von der Bewegung, der Gewohnheit, wodurch sie ihre Müh' ertragen, Und der Bewunderns-wehrten Ordnung, worinn sie stehn, nicht einst zu sagen, So daß man von der Arbeit selber kann eine klare Probe geben, Sie sey so nöhtig und so nütze, als unser Brod, ja selbst das Leben. Es scheint, der Schöpfer habe hier die Faulheit, die uns wirklich plaget, Jn diesem grossen Werk, dem Land-Bau, durch die Noht- wendigkeit verjaget. Und ob gleich Er nur bloß allein das, was wir säen, lä gedeyn; So scheint, Er wolle Seinen Segen im Schatten unsrer Müh' verstecken, Und lieber durch der Menschen Arbeit die wahre Segens- Quell' bedecken, Als uns die Fülle Seiner Güter unmittelbar, wie sonst, zu schenken, Daß wir uns nur in den Morast des Müßiggangs nicht mögten senken; Jndem, durch Arbeit und Bewegung, zugleich von Krank- heit und Beschwehrden, Nebst vielen sonst gewissen Lastern, wir wunderbar befreyet werden. Jch sehe ferner auch den Segen, den man Jhm nie verdan- ken kann,
Daß,
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Der Korn-Boden.
Zum Bande der Geſelligkeit viel minder nuͤtzlich und er- ſprießlich, Und kurz: den Zuſtand unſrer Welt gewiß viel ſchlimmer machen muͤßte. Von der Bewegung, der Gewohnheit, wodurch ſie ihre Muͤh’ ertragen, Und der Bewunderns-wehrten Ordnung, worinn ſie ſtehn, nicht einſt zu ſagen, So daß man von der Arbeit ſelber kann eine klare Probe geben, Sie ſey ſo noͤhtig und ſo nuͤtze, als unſer Brod, ja ſelbſt das Leben. Es ſcheint, der Schoͤpfer habe hier die Faulheit, die uns wirklich plaget, Jn dieſem groſſen Werk, dem Land-Bau, durch die Noht- wendigkeit verjaget. Und ob gleich Er nur bloß allein das, was wir ſaͤen, laͤ gedeyn; So ſcheint, Er wolle Seinen Segen im Schatten unſrer Muͤh’ verſtecken, Und lieber durch der Menſchen Arbeit die wahre Segens- Quell’ bedecken, Als uns die Fuͤlle Seiner Guͤter unmittelbar, wie ſonſt, zu ſchenken, Daß wir uns nur in den Moraſt des Muͤßiggangs nicht moͤgten ſenken; Jndem, durch Arbeit und Bewegung, zugleich von Krank- heit und Beſchwehrden, Nebſt vielen ſonſt gewiſſen Laſtern, wir wunderbar befreyet werden. Jch ſehe ferner auch den Segen, den man Jhm nie verdan- ken kann,
Daß,
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Der Korn-Boden.
Zum Bande der Geſelligkeit viel minder nuͤtzlich und er-
ſprießlich,
Und kurz: den Zuſtand unſrer Welt gewiß viel ſchlimmer
machen muͤßte.
Von der Bewegung, der Gewohnheit, wodurch ſie ihre
Muͤh’ ertragen,
Und der Bewunderns-wehrten Ordnung, worinn ſie ſtehn,
nicht einſt zu ſagen,
So daß man von der Arbeit ſelber kann eine klare Probe
geben,
Sie ſey ſo noͤhtig und ſo nuͤtze, als unſer Brod, ja ſelbſt
das Leben.
Es ſcheint, der Schoͤpfer habe hier die Faulheit, die
uns wirklich plaget,
Jn dieſem groſſen Werk, dem Land-Bau, durch die Noht-
wendigkeit verjaget.
Und ob gleich Er nur bloß allein das, was wir ſaͤen, laͤ
gedeyn;
So ſcheint, Er wolle Seinen Segen im Schatten unſrer
Muͤh’ verſtecken,
Und lieber durch der Menſchen Arbeit die wahre Segens-
Quell’ bedecken,
Als uns die Fuͤlle Seiner Guͤter unmittelbar, wie ſonſt,
zu ſchenken,
Daß wir uns nur in den Moraſt des Muͤßiggangs nicht
moͤgten ſenken;
Jndem, durch Arbeit und Bewegung, zugleich von Krank-
heit und Beſchwehrden,
Nebſt vielen ſonſt gewiſſen Laſtern, wir wunderbar befreyet
werden.
Jch ſehe ferner auch den Segen, den man Jhm nie verdan-
ken kann,
Daß,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/663>, abgerufen am 22.11.2024.
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