So fällt mir Moses Beyspiel ein, da er sich für sein Volk erkühnte, Und gegen Dich, HErr Zebaoth! sich Deines Namens selbst bediente. Soll, sprach er, denn der Heiden Schaar von Deines Na- mens Ehre sagen: Du habest Jsrael erlös'st, sie in der Wüsten zu erschlagen? Auf gleiche Weise bin ich kühn, und stelle, grosser Schöpfer! Dir Die Ehre Deines grossen Namens, in tiefster Unterwerfung, für. Soll, denk ich, denn ein Atheist (da Du ja aller Welt ver- sprochen: So lang' als Erd' und Himmel steht, hört in dem fest gestellten Lauf Der Frühling, Sommer, Herbst und Winter, in ihrer Ordnung, nimmer auf.) Wohl ungeahndet sagen können: Es wär Dein grosses Wort gebrochen? Jch flehe Dich nicht um ein Volk, in aller Völker Namen an, Wovon kein einzigs ohne Gras, wie wir gesehn, bestehen kann. Ach laß, HErr, Deiner Gnaden Schein, in lauer Wärme, wiederkehren! Schenk uns aufs neue Laub und Gras, damit sich Thier' und Menschen nähren, Und laß, im frohen Danken, uns dafür mehr, als zuvor, Dich ehren!*
Ver-
* Siehe die sehr späte Heu-Erndte.
Klaͤgliche Folgen ꝛc.
So faͤllt mir Moſes Beyſpiel ein, da er ſich fuͤr ſein Volk erkuͤhnte, Und gegen Dich, HErr Zebaoth! ſich Deines Namens ſelbſt bediente. Soll, ſprach er, denn der Heiden Schaar von Deines Na- mens Ehre ſagen: Du habeſt Jſrael erloͤſ’ſt, ſie in der Wuͤſten zu erſchlagen? Auf gleiche Weiſe bin ich kuͤhn, und ſtelle, groſſer Schoͤpfer! Dir Die Ehre Deines groſſen Namens, in tiefſter Unterwerfung, fuͤr. Soll, denk ich, denn ein Atheiſt (da Du ja aller Welt ver- ſprochen: So lang’ als Erd’ und Himmel ſteht, hoͤrt in dem feſt geſtellten Lauf Der Fruͤhling, Sommer, Herbſt und Winter, in ihrer Ordnung, nimmer auf.) Wohl ungeahndet ſagen koͤnnen: Es waͤr Dein groſſes Wort gebrochen? Jch flehe Dich nicht um ein Volk, in aller Voͤlker Namen an, Wovon kein einzigs ohne Gras, wie wir geſehn, beſtehen kann. Ach laß, HErr, Deiner Gnaden Schein, in lauer Waͤrme, wiederkehren! Schenk uns aufs neue Laub und Gras, damit ſich Thier’ und Menſchen naͤhren, Und laß, im frohen Danken, uns dafuͤr mehr, als zuvor, Dich ehren!*
Ver-
* Siehe die ſehr ſpaͤte Heu-Erndte.
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Klaͤgliche Folgen ꝛc.
So faͤllt mir Moſes Beyſpiel ein, da er ſich fuͤr ſein Volk
erkuͤhnte,
Und gegen Dich, HErr Zebaoth! ſich Deines Namens ſelbſt
bediente.
Soll, ſprach er, denn der Heiden Schaar von Deines Na-
mens Ehre ſagen:
Du habeſt Jſrael erloͤſ’ſt, ſie in der Wuͤſten zu erſchlagen?
Auf gleiche Weiſe bin ich kuͤhn, und ſtelle, groſſer Schoͤpfer!
Dir
Die Ehre Deines groſſen Namens, in tiefſter Unterwerfung,
fuͤr.
Soll, denk ich, denn ein Atheiſt (da Du ja aller Welt ver-
ſprochen:
So lang’ als Erd’ und Himmel ſteht, hoͤrt in dem feſt
geſtellten Lauf
Der Fruͤhling, Sommer, Herbſt und Winter, in ihrer
Ordnung, nimmer auf.)
Wohl ungeahndet ſagen koͤnnen: Es waͤr Dein groſſes
Wort gebrochen?
Jch flehe Dich nicht um ein Volk, in aller Voͤlker Namen an,
Wovon kein einzigs ohne Gras, wie wir geſehn, beſtehen
kann.
Ach laß, HErr, Deiner Gnaden Schein, in lauer Waͤrme,
wiederkehren!
Schenk uns aufs neue Laub und Gras, damit ſich Thier’ und
Menſchen naͤhren,
Und laß, im frohen Danken, uns dafuͤr mehr, als zuvor,
Dich ehren! *
Ver-
* Siehe die ſehr ſpaͤte Heu-Erndte.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/670>, abgerufen am 22.11.2024.
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