Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Klägliche Folgen etc.
So fällt mir Moses Beyspiel ein, da er sich für sein Volk
erkühnte,
Und gegen Dich, HErr Zebaoth! sich Deines Namens selbst
bediente.
Soll, sprach er, denn der Heiden Schaar von Deines Na-
mens Ehre sagen:
Du habest Jsrael erlös'st, sie in der Wüsten zu erschlagen?
Auf gleiche Weise bin ich kühn, und stelle, grosser Schöpfer!
Dir
Die Ehre Deines grossen Namens, in tiefster Unterwerfung,
für.
Soll, denk ich, denn ein Atheist (da Du ja aller Welt ver-
sprochen:
So lang' als Erd' und Himmel steht, hört in dem fest
gestellten Lauf
Der Frühling, Sommer, Herbst und Winter, in ihrer
Ordnung, nimmer auf.)
Wohl ungeahndet sagen können: Es wär Dein grosses
Wort gebrochen?
Jch flehe Dich nicht um ein Volk, in aller Völker Namen an,
Wovon kein einzigs ohne Gras, wie wir gesehn, bestehen
kann.
Ach laß, HErr, Deiner Gnaden Schein, in lauer Wärme,
wiederkehren!
Schenk uns aufs neue Laub und Gras, damit sich Thier' und
Menschen nähren,
Und laß, im frohen Danken, uns dafür mehr, als zuvor,
Dich ehren!*


Ver-
* Siehe die sehr späte Heu-Erndte.
Klaͤgliche Folgen ꝛc.
So faͤllt mir Moſes Beyſpiel ein, da er ſich fuͤr ſein Volk
erkuͤhnte,
Und gegen Dich, HErr Zebaoth! ſich Deines Namens ſelbſt
bediente.
Soll, ſprach er, denn der Heiden Schaar von Deines Na-
mens Ehre ſagen:
Du habeſt Jſrael erloͤſ’ſt, ſie in der Wuͤſten zu erſchlagen?
Auf gleiche Weiſe bin ich kuͤhn, und ſtelle, groſſer Schoͤpfer!
Dir
Die Ehre Deines groſſen Namens, in tiefſter Unterwerfung,
fuͤr.
Soll, denk ich, denn ein Atheiſt (da Du ja aller Welt ver-
ſprochen:
So lang’ als Erd’ und Himmel ſteht, hoͤrt in dem feſt
geſtellten Lauf
Der Fruͤhling, Sommer, Herbſt und Winter, in ihrer
Ordnung, nimmer auf.)
Wohl ungeahndet ſagen koͤnnen: Es waͤr Dein groſſes
Wort gebrochen?
Jch flehe Dich nicht um ein Volk, in aller Voͤlker Namen an,
Wovon kein einzigs ohne Gras, wie wir geſehn, beſtehen
kann.
Ach laß, HErr, Deiner Gnaden Schein, in lauer Waͤrme,
wiederkehren!
Schenk uns aufs neue Laub und Gras, damit ſich Thier’ und
Menſchen naͤhren,
Und laß, im frohen Danken, uns dafuͤr mehr, als zuvor,
Dich ehren!*


Ver-
* Siehe die ſehr ſpaͤte Heu-Erndte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0670" n="652"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Kla&#x0364;gliche Folgen &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="5">
                <l>So fa&#x0364;llt mir Mo&#x017F;es Bey&#x017F;piel ein, da er &#x017F;ich fu&#x0364;r &#x017F;ein Volk</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">erku&#x0364;hnte,</hi> </l><lb/>
                <l>Und gegen Dich, HErr Zebaoth! &#x017F;ich Deines Namens &#x017F;elb&#x017F;t</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bediente.</hi> </l><lb/>
                <l>Soll, &#x017F;prach er, denn der Heiden Schaar von Deines Na-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">mens Ehre &#x017F;agen:</hi> </l><lb/>
                <l>Du habe&#x017F;t J&#x017F;rael erlo&#x0364;&#x017F;&#x2019;&#x017F;t, &#x017F;ie in der Wu&#x0364;&#x017F;ten zu er&#x017F;chlagen?</l><lb/>
                <l>Auf gleiche Wei&#x017F;e bin ich ku&#x0364;hn, und &#x017F;telle, gro&#x017F;&#x017F;er Scho&#x0364;pfer!</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Dir</hi> </l><lb/>
                <l>Die Ehre Deines gro&#x017F;&#x017F;en Namens, in tief&#x017F;ter Unterwerfung,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">fu&#x0364;r.</hi> </l><lb/>
                <l>Soll, denk ich, denn ein Athei&#x017F;t (da Du ja aller Welt ver-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;prochen:</hi> </l><lb/>
                <l>So lang&#x2019; als Erd&#x2019; und Himmel &#x017F;teht, ho&#x0364;rt in dem fe&#x017F;t</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ge&#x017F;tellten Lauf</hi> </l><lb/>
                <l>Der Fru&#x0364;hling, Sommer, Herb&#x017F;t und Winter, in ihrer</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ordnung, nimmer auf.)</hi> </l><lb/>
                <l>Wohl ungeahndet &#x017F;agen ko&#x0364;nnen: Es wa&#x0364;r Dein gro&#x017F;&#x017F;es</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wort gebrochen?</hi> </l><lb/>
                <l>Jch flehe Dich nicht um ein Volk, in aller Vo&#x0364;lker Namen an,</l><lb/>
                <l>Wovon kein einzigs ohne Gras, wie wir ge&#x017F;ehn, be&#x017F;tehen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">kann.</hi> </l><lb/>
                <l>Ach laß, HErr, Deiner Gnaden Schein, in lauer Wa&#x0364;rme,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wiederkehren!</hi> </l><lb/>
                <l>Schenk uns aufs neue Laub und Gras, damit &#x017F;ich Thier&#x2019; und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Men&#x017F;chen na&#x0364;hren,</hi> </l><lb/>
                <l>Und laß, im frohen Danken, uns dafu&#x0364;r mehr, als zuvor,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Dich ehren!<note place="foot" n="*">Siehe die &#x017F;ehr &#x017F;pa&#x0364;te Heu-Erndte.</note></hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[652/0670] Klaͤgliche Folgen ꝛc. So faͤllt mir Moſes Beyſpiel ein, da er ſich fuͤr ſein Volk erkuͤhnte, Und gegen Dich, HErr Zebaoth! ſich Deines Namens ſelbſt bediente. Soll, ſprach er, denn der Heiden Schaar von Deines Na- mens Ehre ſagen: Du habeſt Jſrael erloͤſ’ſt, ſie in der Wuͤſten zu erſchlagen? Auf gleiche Weiſe bin ich kuͤhn, und ſtelle, groſſer Schoͤpfer! Dir Die Ehre Deines groſſen Namens, in tiefſter Unterwerfung, fuͤr. Soll, denk ich, denn ein Atheiſt (da Du ja aller Welt ver- ſprochen: So lang’ als Erd’ und Himmel ſteht, hoͤrt in dem feſt geſtellten Lauf Der Fruͤhling, Sommer, Herbſt und Winter, in ihrer Ordnung, nimmer auf.) Wohl ungeahndet ſagen koͤnnen: Es waͤr Dein groſſes Wort gebrochen? Jch flehe Dich nicht um ein Volk, in aller Voͤlker Namen an, Wovon kein einzigs ohne Gras, wie wir geſehn, beſtehen kann. Ach laß, HErr, Deiner Gnaden Schein, in lauer Waͤrme, wiederkehren! Schenk uns aufs neue Laub und Gras, damit ſich Thier’ und Menſchen naͤhren, Und laß, im frohen Danken, uns dafuͤr mehr, als zuvor, Dich ehren! * Ver- * Siehe die ſehr ſpaͤte Heu-Erndte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/670
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/670>, abgerufen am 22.11.2024.