Und sich daran vergnügen sollte; so springet, recht wie Licht und Blick Von allen plötzlich rückwerts springet, auch ebenfalls der Geist zurück, Ohn' in der Cörper Schmuck und Ordnung, wie es doch nöhtig, einzudringen, Ohn' in uns Lust, Erkenntlichkeit und Dank aus uns herauszubringen. Der Unlust und des Undanks Quell', den wahren Unglücks- Brunnen nun Zu stopfen, und, nach Menschen-Art zu sehen, etwas doch zu thun, Und uns zum Sehn geschickt zu machen; raht ich ein Mittel anzuwenden, Das, wie ich neulich auf dem Felde spatzieren ging, von unge- fehr, Bey den Betrachtungen, mir beyfiel, und das, zu brauchen, gar nicht schwehr. Es hat ein jeder von uns allen dieß Mittel selber in den Händen. Man darf, wofern man es gebraucht, inskünftige nicht ferner klagen: Jch weiß nicht was ich sehen soll, das Feld ist gelb, die Luft ist blau, Der Wald ist licht- und dunkel- grün, und dieß ist alles, was ich schau. Jhr seyd, durch meinen schlechten Vorschlag, gewiß geschick- ter GOtt zu preisen. Jn einem flachen offnen Felde, in welchem ihr spatzieren geht, Und, durch der Vorwürf' Anzahl, nichts, als etwan Feld und Himmel, seht,
Will
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Bewaͤhrtes Mittel fuͤr die Augen.
Und ſich daran vergnuͤgen ſollte; ſo ſpringet, recht wie Licht und Blick Von allen ploͤtzlich ruͤckwerts ſpringet, auch ebenfalls der Geiſt zuruͤck, Ohn’ in der Coͤrper Schmuck und Ordnung, wie es doch noͤhtig, einzudringen, Ohn’ in uns Luſt, Erkenntlichkeit und Dank aus uns herauszubringen. Der Unluſt und des Undanks Quell’, den wahren Ungluͤcks- Brunnen nun Zu ſtopfen, und, nach Menſchen-Art zu ſehen, etwas doch zu thun, Und uns zum Sehn geſchickt zu machen; raht ich ein Mittel anzuwenden, Das, wie ich neulich auf dem Felde ſpatzieren ging, von unge- fehr, Bey den Betrachtungen, mir beyfiel, und das, zu brauchen, gar nicht ſchwehr. Es hat ein jeder von uns allen dieß Mittel ſelber in den Haͤnden. Man darf, wofern man es gebraucht, inskuͤnftige nicht ferner klagen: Jch weiß nicht was ich ſehen ſoll, das Feld iſt gelb, die Luft iſt blau, Der Wald iſt licht- und dunkel- gruͤn, und dieß iſt alles, was ich ſchau. Jhr ſeyd, durch meinen ſchlechten Vorſchlag, gewiß geſchick- ter GOtt zu preiſen. Jn einem flachen offnen Felde, in welchem ihr ſpatzieren geht, Und, durch der Vorwuͤrf’ Anzahl, nichts, als etwan Feld und Himmel, ſeht,
Will
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Bewaͤhrtes Mittel fuͤr die Augen.
Und ſich daran vergnuͤgen ſollte; ſo ſpringet, recht wie
Licht und Blick
Von allen ploͤtzlich ruͤckwerts ſpringet, auch ebenfalls der
Geiſt zuruͤck,
Ohn’ in der Coͤrper Schmuck und Ordnung, wie es doch
noͤhtig, einzudringen,
Ohn’ in uns Luſt, Erkenntlichkeit und Dank aus uns
herauszubringen.
Der Unluſt und des Undanks Quell’, den wahren Ungluͤcks-
Brunnen nun
Zu ſtopfen, und, nach Menſchen-Art zu ſehen, etwas doch
zu thun,
Und uns zum Sehn geſchickt zu machen; raht ich ein Mittel
anzuwenden,
Das, wie ich neulich auf dem Felde ſpatzieren ging, von unge-
fehr,
Bey den Betrachtungen, mir beyfiel, und das, zu brauchen,
gar nicht ſchwehr.
Es hat ein jeder von uns allen dieß Mittel ſelber in den
Haͤnden.
Man darf, wofern man es gebraucht, inskuͤnftige nicht
ferner klagen:
Jch weiß nicht was ich ſehen ſoll, das Feld iſt gelb, die
Luft iſt blau,
Der Wald iſt licht- und dunkel- gruͤn, und dieß iſt alles, was
ich ſchau.
Jhr ſeyd, durch meinen ſchlechten Vorſchlag, gewiß geſchick-
ter GOtt zu preiſen.
Jn einem flachen offnen Felde, in welchem ihr ſpatzieren
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Und, durch der Vorwuͤrf’ Anzahl, nichts, als etwan Feld
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/679>, abgerufen am 22.11.2024.
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