Daß GOtt, vor allen andern Thieren, auf Erden uns vergnügen wollen, Und daß es eigentlich Sein Wille, daß wir uns hier ver- gnügen sollen, Davon scheint in der That das Lachen ein deutlicher Be- weis zu seyn, Als welches allen Thieren fehlt, es hat es bloß der Mensch allein. Sprich nicht: Ja, ja, wir können lachen; wie aber wirds ums Weinen stehen? Jm selben können wir nicht minder ein Merkmahl der Betrübniß sehen. Nein, wenn du es recht überlegst; so kann das Weinen dieß nicht hindern; Es dient nicht, unser Leid zu mehren; vielmehr dasselbige zu lindern, Wie uns ja die Erfahrung lehrt. Wenn ein Betrübter weinen kann; So greift der schwarze Gram sein Herz so heftig, wie vor- her, nicht an; Ja, Thränen können einen Trost in andern uns sogar er- regen, Und öfters andere zu Thränen, zum Mitleid, ja zur Hülf', bewegen; Drum bleibt mein erster Lehr-Satz fest, zu welchem ich mich wieder lenke: Das Lachen selbst zeigt GOttes Güte, und ist ein göttli- ches Geschenke.
Be-
Das Lachen.
Daß GOtt, vor allen andern Thieren, auf Erden uns vergnuͤgen wollen, Und daß es eigentlich Sein Wille, daß wir uns hier ver- gnuͤgen ſollen, Davon ſcheint in der That das Lachen ein deutlicher Be- weis zu ſeyn, Als welches allen Thieren fehlt, es hat es bloß der Menſch allein. Sprich nicht: Ja, ja, wir koͤnnen lachen; wie aber wirds ums Weinen ſtehen? Jm ſelben koͤnnen wir nicht minder ein Merkmahl der Betruͤbniß ſehen. Nein, wenn du es recht uͤberlegſt; ſo kann das Weinen dieß nicht hindern; Es dient nicht, unſer Leid zu mehren; vielmehr daſſelbige zu lindern, Wie uns ja die Erfahrung lehrt. Wenn ein Betruͤbter weinen kann; So greift der ſchwarze Gram ſein Herz ſo heftig, wie vor- her, nicht an; Ja, Thraͤnen koͤnnen einen Troſt in andern uns ſogar er- regen, Und oͤfters andere zu Thraͤnen, zum Mitleid, ja zur Huͤlf’, bewegen; Drum bleibt mein erſter Lehr-Satz feſt, zu welchem ich mich wieder lenke: Das Lachen ſelbſt zeigt GOttes Guͤte, und iſt ein goͤttli- ches Geſchenke.
Be-
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Das Lachen.
Daß GOtt, vor allen andern Thieren, auf Erden uns
vergnuͤgen wollen,
Und daß es eigentlich Sein Wille, daß wir uns hier ver-
gnuͤgen ſollen,
Davon ſcheint in der That das Lachen ein deutlicher Be-
weis zu ſeyn,
Als welches allen Thieren fehlt, es hat es bloß der Menſch
allein.
Sprich nicht: Ja, ja, wir koͤnnen lachen; wie aber wirds
ums Weinen ſtehen?
Jm ſelben koͤnnen wir nicht minder ein Merkmahl der
Betruͤbniß ſehen.
Nein, wenn du es recht uͤberlegſt; ſo kann das Weinen
dieß nicht hindern;
Es dient nicht, unſer Leid zu mehren; vielmehr daſſelbige
zu lindern,
Wie uns ja die Erfahrung lehrt. Wenn ein Betruͤbter
weinen kann;
So greift der ſchwarze Gram ſein Herz ſo heftig, wie vor-
her, nicht an;
Ja, Thraͤnen koͤnnen einen Troſt in andern uns ſogar er-
regen,
Und oͤfters andere zu Thraͤnen, zum Mitleid, ja zur Huͤlf’,
bewegen;
Drum bleibt mein erſter Lehr-Satz feſt, zu welchem ich mich
wieder lenke:
Das Lachen ſelbſt zeigt GOttes Guͤte, und iſt ein goͤttli-
ches Geſchenke.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/705>, abgerufen am 22.11.2024.
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