Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.nebst der Beantwortung. Durch deinen wilden Geist verführt, durch dein vergalltes Blut verderbet, Aus lauter Schreck-Gespenstern formt, mit lauter todten Farben färbet. Musik, Licht, Farben, Balsam, Honig, die Lieblichkeit der süssen Triebe, Die aus beflammten Augen quellen, der Seelen Nectar- Saft, die Liebe, Wein, säurlich-süsse Früchte, Freundschaft, samt allem, was uns hier gefällt, Reißt deine schwarze Räuber-Faust, durch deine Welt- Chart', aus der Welt. Zwar finden sich auf Erden Wüsten, gesengter Sand, nie schmelzend Eis; Allein es mehrt ein solcher Stand, in unsrer Lust, des Schöp- fers Preis, Jndem, durch ihren Gegensatz, wir das, was GOtt uns wollen gönnen, Noch desto herrlicher befinden, uns mehr daran ergetzen können. Erwege deiner Schlüsse Falschheit, und des verführten Herzens Tücke. Du wirfst auf nichts, als was auf Erden betrübt und widrig ist, die Blicke. Dieß klaubest du mit Müh zusammen, und machst, mit kluger Wut erfüllt, Aus diesem grämlichen Gemisch ein dir selbst unerträg- lichs Bild. Hingegen alle Herrlichkeiten, das Firmament, das Son- nen-Licht, Die Gras- und Bluhmen-reichen Wiesen, die kühlen Schat- ten-reichen Wälder, Die
nebſt der Beantwortung. Durch deinen wilden Geiſt verfuͤhrt, durch dein vergalltes Blut verderbet, Aus lauter Schreck-Geſpenſtern formt, mit lauter todten Farben faͤrbet. Muſik, Licht, Farben, Balſam, Honig, die Lieblichkeit der ſuͤſſen Triebe, Die aus beflammten Augen quellen, der Seelen Nectar- Saft, die Liebe, Wein, ſaͤurlich-ſuͤſſe Fruͤchte, Freundſchaft, ſamt allem, was uns hier gefaͤllt, Reißt deine ſchwarze Raͤuber-Fauſt, durch deine Welt- Chart’, aus der Welt. Zwar finden ſich auf Erden Wuͤſten, geſengter Sand, nie ſchmelzend Eis; Allein es mehrt ein ſolcher Stand, in unſrer Luſt, des Schoͤp- fers Preis, Jndem, durch ihren Gegenſatz, wir das, was GOtt uns wollen goͤnnen, Noch deſto herrlicher befinden, uns mehr daran ergetzen koͤnnen. Erwege deiner Schluͤſſe Falſchheit, und des verfuͤhrten Herzens Tuͤcke. Du wirfſt auf nichts, als was auf Erden betruͤbt und widrig iſt, die Blicke. Dieß klaubeſt du mit Muͤh zuſammen, und machſt, mit kluger Wut erfuͤllt, Aus dieſem graͤmlichen Gemiſch ein dir ſelbſt unertraͤg- lichs Bild. Hingegen alle Herrlichkeiten, das Firmament, das Son- nen-Licht, Die Gras- und Bluhmen-reichen Wieſen, die kuͤhlen Schat- ten-reichen Waͤlder, Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0751" n="733"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">nebſt der Beantwortung.</hi> </fw><lb/> <lg n="5"> <l>Durch deinen wilden Geiſt verfuͤhrt, durch dein vergalltes</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Blut verderbet,</hi> </l><lb/> <l>Aus lauter Schreck-Geſpenſtern formt, mit lauter todten</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Farben faͤrbet.</hi> </l><lb/> <l>Muſik, Licht, Farben, Balſam, Honig, die Lieblichkeit der</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſuͤſſen Triebe,</hi> </l><lb/> <l>Die aus beflammten Augen quellen, der Seelen Nectar-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Saft, die Liebe,</hi> </l><lb/> <l>Wein, ſaͤurlich-ſuͤſſe Fruͤchte, Freundſchaft, ſamt allem, was</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">uns hier gefaͤllt,</hi> </l><lb/> <l>Reißt deine ſchwarze Raͤuber-Fauſt, durch deine Welt-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Chart’, aus der Welt.</hi> </l><lb/> <l>Zwar finden ſich auf Erden Wuͤſten, geſengter Sand, nie</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchmelzend Eis;</hi> </l><lb/> <l>Allein es mehrt ein ſolcher Stand, in unſrer Luſt, des Schoͤp-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">fers Preis,</hi> </l><lb/> <l>Jndem, durch ihren Gegenſatz, wir das, was GOtt uns</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">wollen goͤnnen,</hi> </l><lb/> <l>Noch deſto herrlicher befinden, uns mehr daran ergetzen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">koͤnnen.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Erwege deiner Schluͤſſe Falſchheit, und des verfuͤhrten</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Herzens Tuͤcke.</hi> </l><lb/> <l>Du wirfſt auf nichts, als was auf Erden betruͤbt und widrig</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">iſt, die Blicke.</hi> </l><lb/> <l>Dieß klaubeſt du mit Muͤh zuſammen, und machſt, mit kluger</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Wut erfuͤllt,</hi> </l><lb/> <l>Aus dieſem graͤmlichen Gemiſch ein dir ſelbſt unertraͤg-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">lichs Bild.</hi> </l><lb/> <l>Hingegen alle Herrlichkeiten, das Firmament, das Son-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nen-Licht,</hi> </l><lb/> <l>Die Gras- und Bluhmen-reichen Wieſen, die kuͤhlen Schat-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ten-reichen Waͤlder,</hi> </l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [733/0751]
nebſt der Beantwortung.
Durch deinen wilden Geiſt verfuͤhrt, durch dein vergalltes
Blut verderbet,
Aus lauter Schreck-Geſpenſtern formt, mit lauter todten
Farben faͤrbet.
Muſik, Licht, Farben, Balſam, Honig, die Lieblichkeit der
ſuͤſſen Triebe,
Die aus beflammten Augen quellen, der Seelen Nectar-
Saft, die Liebe,
Wein, ſaͤurlich-ſuͤſſe Fruͤchte, Freundſchaft, ſamt allem, was
uns hier gefaͤllt,
Reißt deine ſchwarze Raͤuber-Fauſt, durch deine Welt-
Chart’, aus der Welt.
Zwar finden ſich auf Erden Wuͤſten, geſengter Sand, nie
ſchmelzend Eis;
Allein es mehrt ein ſolcher Stand, in unſrer Luſt, des Schoͤp-
fers Preis,
Jndem, durch ihren Gegenſatz, wir das, was GOtt uns
wollen goͤnnen,
Noch deſto herrlicher befinden, uns mehr daran ergetzen
koͤnnen.
Erwege deiner Schluͤſſe Falſchheit, und des verfuͤhrten
Herzens Tuͤcke.
Du wirfſt auf nichts, als was auf Erden betruͤbt und widrig
iſt, die Blicke.
Dieß klaubeſt du mit Muͤh zuſammen, und machſt, mit kluger
Wut erfuͤllt,
Aus dieſem graͤmlichen Gemiſch ein dir ſelbſt unertraͤg-
lichs Bild.
Hingegen alle Herrlichkeiten, das Firmament, das Son-
nen-Licht,
Die Gras- und Bluhmen-reichen Wieſen, die kuͤhlen Schat-
ten-reichen Waͤlder,
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |