Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Beschreibung Ein länglicht Viereck zeigt sich hier, Worinn der Bluhmen bunte Zier Jn tausend tausend Farben blühet, Ja mehr fast, als sie blühet, glühet; Zumal, wenn sie die Sonne mahlet, Und jedes bunte Blatt durchstrahlet. Drey Stufen führen uns hinab Jn den beblühmten obern Garten, Wo uns, in Millionen Arten, Der Bluhmen Heer ein Schauspiel gab. Jhr bunt- und bluhmigtes Gewand Scheint von der Flora ausgespannt, Und, uns zur Lust, zur Schau geleget. Die größte Schönheit der Natur, Die sie, an Farben und Figur, Jn ihrem weiten Schooße heget, Bedeckt hier die geschmückte Flur. Ein weises Auge stutzt und starrt Bey diesem Schmuck der schönen Welt; Weil, bey den Farben und Figuren So wunderschöner Creaturen, Zugleich des Schöpfers Gegenwart, Unleugbar, ihm wird vorgestellt. Es läßt den Blick darüber schiessen, Und sieht, im Sonnenschein zumal, Veränderungen ohne Zahl, Von Farben, in einander fliessen. Dann hält er eine kluge Wahl, Und läßt, von einer zu der andern, Den ernsten Blick bedachtsam wandern, Erwägt,
Beſchreibung Ein laͤnglicht Viereck zeigt ſich hier, Worinn der Bluhmen bunte Zier Jn tauſend tauſend Farben bluͤhet, Ja mehr faſt, als ſie bluͤhet, gluͤhet; Zumal, wenn ſie die Sonne mahlet, Und jedes bunte Blatt durchſtrahlet. Drey Stufen fuͤhren uns hinab Jn den bebluͤhmten obern Garten, Wo uns, in Millionen Arten, Der Bluhmen Heer ein Schauſpiel gab. Jhr bunt- und bluhmigtes Gewand Scheint von der Flora ausgeſpannt, Und, uns zur Luſt, zur Schau geleget. Die groͤßte Schoͤnheit der Natur, Die ſie, an Farben und Figur, Jn ihrem weiten Schooße heget, Bedeckt hier die geſchmuͤckte Flur. Ein weiſes Auge ſtutzt und ſtarrt Bey dieſem Schmuck der ſchoͤnen Welt; Weil, bey den Farben und Figuren So wunderſchoͤner Creaturen, Zugleich des Schoͤpfers Gegenwart, Unleugbar, ihm wird vorgeſtellt. Es laͤßt den Blick daruͤber ſchieſſen, Und ſieht, im Sonnenſchein zumal, Veraͤnderungen ohne Zahl, Von Farben, in einander flieſſen. Dann haͤlt er eine kluge Wahl, Und laͤßt, von einer zu der andern, Den ernſten Blick bedachtſam wandern, Erwaͤgt,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0106" n="92"/> <fw place="top" type="header">Beſchreibung</fw><lb/> <lg n="14"> <l>Ein laͤnglicht Viereck zeigt ſich hier,</l><lb/> <l>Worinn der Bluhmen bunte Zier</l><lb/> <l>Jn tauſend tauſend Farben bluͤhet,</l><lb/> <l>Ja mehr faſt, als ſie bluͤhet, gluͤhet;</l><lb/> <l>Zumal, wenn ſie die Sonne mahlet,</l><lb/> <l>Und jedes bunte Blatt durchſtrahlet.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Drey Stufen fuͤhren uns hinab</l><lb/> <l>Jn den bebluͤhmten obern Garten,</l><lb/> <l>Wo uns, in Millionen Arten,</l><lb/> <l>Der Bluhmen Heer ein Schauſpiel gab.</l><lb/> <l>Jhr bunt- und bluhmigtes Gewand</l><lb/> <l>Scheint von der Flora ausgeſpannt,</l><lb/> <l>Und, uns zur Luſt, zur Schau geleget.</l><lb/> <l>Die groͤßte Schoͤnheit der Natur,</l><lb/> <l>Die ſie, an Farben und Figur,</l><lb/> <l>Jn ihrem weiten Schooße heget,</l><lb/> <l>Bedeckt hier die geſchmuͤckte Flur.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Ein weiſes Auge ſtutzt und ſtarrt</l><lb/> <l>Bey dieſem Schmuck der ſchoͤnen Welt;</l><lb/> <l>Weil, bey den Farben und Figuren</l><lb/> <l>So wunderſchoͤner Creaturen,</l><lb/> <l>Zugleich des Schoͤpfers Gegenwart,</l><lb/> <l>Unleugbar, ihm wird vorgeſtellt.</l><lb/> <l>Es laͤßt den Blick daruͤber ſchieſſen,</l><lb/> <l>Und ſieht, im Sonnenſchein zumal,</l><lb/> <l>Veraͤnderungen ohne Zahl,</l><lb/> <l>Von Farben, in einander flieſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Dann haͤlt er eine kluge Wahl,</l><lb/> <l>Und laͤßt, von einer zu der andern,</l><lb/> <l>Den ernſten Blick bedachtſam wandern,</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Erwaͤgt,</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0106]
Beſchreibung
Ein laͤnglicht Viereck zeigt ſich hier,
Worinn der Bluhmen bunte Zier
Jn tauſend tauſend Farben bluͤhet,
Ja mehr faſt, als ſie bluͤhet, gluͤhet;
Zumal, wenn ſie die Sonne mahlet,
Und jedes bunte Blatt durchſtrahlet.
Drey Stufen fuͤhren uns hinab
Jn den bebluͤhmten obern Garten,
Wo uns, in Millionen Arten,
Der Bluhmen Heer ein Schauſpiel gab.
Jhr bunt- und bluhmigtes Gewand
Scheint von der Flora ausgeſpannt,
Und, uns zur Luſt, zur Schau geleget.
Die groͤßte Schoͤnheit der Natur,
Die ſie, an Farben und Figur,
Jn ihrem weiten Schooße heget,
Bedeckt hier die geſchmuͤckte Flur.
Ein weiſes Auge ſtutzt und ſtarrt
Bey dieſem Schmuck der ſchoͤnen Welt;
Weil, bey den Farben und Figuren
So wunderſchoͤner Creaturen,
Zugleich des Schoͤpfers Gegenwart,
Unleugbar, ihm wird vorgeſtellt.
Es laͤßt den Blick daruͤber ſchieſſen,
Und ſieht, im Sonnenſchein zumal,
Veraͤnderungen ohne Zahl,
Von Farben, in einander flieſſen.
Dann haͤlt er eine kluge Wahl,
Und laͤßt, von einer zu der andern,
Den ernſten Blick bedachtſam wandern,
Erwaͤgt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |