Jch sah nicht minder die Ranunkeln, Bey bunten Anemonen, funkeln; Jch sah dieselben wunderschön, Auf zierlich ausgeschweiften Fluren, Jn Ranken-formigen Figuren, Und Bluhmen, selbst in Bluhmen stehn.
Die schönen Theile, voller Glanz, Formierten ein so herrlichs Ganz, Daß ich, durch ihrer Farben Brand, Mich, ausserordentlich gerühret, Zum Schöpfer aller Welt geführet, Und gleichsam halb entzücket, fand.
Woher, rief ich, woher entstand Der schönen Bluhmen Pracht und Schein, Als bloß aus Gott, aus Gott allein? Ach möcht', ob dieser Augen-Weide, Doch meines Herzens Lust und Freude, Aus Gnaden, Jhm gefällig seyn!
Am Ende dieses Gartens findet Derselbige sich ausgeründet; Jndem daselbst die Seiten-Ecken Sich weiter, als die Mitte, strecken. Auf jeder stehet ein Altan, Der eine frey, und der bedecket; Von welchen man bemerken kann, Wie fern sich der Gesichts-Kreis strecket.
Di[e]
Beſchreibung
Jch ſah nicht minder die Ranunkeln, Bey bunten Anemonen, funkeln; Jch ſah dieſelben wunderſchoͤn, Auf zierlich ausgeſchweiften Fluren, Jn Ranken-formigen Figuren, Und Bluhmen, ſelbſt in Bluhmen ſtehn.
Die ſchoͤnen Theile, voller Glanz, Formierten ein ſo herrlichs Ganz, Daß ich, durch ihrer Farben Brand, Mich, auſſerordentlich geruͤhret, Zum Schoͤpfer aller Welt gefuͤhret, Und gleichſam halb entzuͤcket, fand.
Woher, rief ich, woher entſtand Der ſchoͤnen Bluhmen Pracht und Schein, Als bloß aus Gott, aus Gott allein? Ach moͤcht’, ob dieſer Augen-Weide, Doch meines Herzens Luſt und Freude, Aus Gnaden, Jhm gefaͤllig ſeyn!
Am Ende dieſes Gartens findet Derſelbige ſich ausgeruͤndet; Jndem daſelbſt die Seiten-Ecken Sich weiter, als die Mitte, ſtrecken. Auf jeder ſtehet ein Altan, Der eine frey, und der bedecket; Von welchen man bemerken kann, Wie fern ſich der Geſichts-Kreis ſtrecket.
Di[e]
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[94/0108]
Beſchreibung
Jch ſah nicht minder die Ranunkeln,
Bey bunten Anemonen, funkeln;
Jch ſah dieſelben wunderſchoͤn,
Auf zierlich ausgeſchweiften Fluren,
Jn Ranken-formigen Figuren,
Und Bluhmen, ſelbſt in Bluhmen ſtehn.
Die ſchoͤnen Theile, voller Glanz,
Formierten ein ſo herrlichs Ganz,
Daß ich, durch ihrer Farben Brand,
Mich, auſſerordentlich geruͤhret,
Zum Schoͤpfer aller Welt gefuͤhret,
Und gleichſam halb entzuͤcket, fand.
Woher, rief ich, woher entſtand
Der ſchoͤnen Bluhmen Pracht und Schein,
Als bloß aus Gott, aus Gott allein?
Ach moͤcht’, ob dieſer Augen-Weide,
Doch meines Herzens Luſt und Freude,
Aus Gnaden, Jhm gefaͤllig ſeyn!
Am Ende dieſes Gartens findet
Derſelbige ſich ausgeruͤndet;
Jndem daſelbſt die Seiten-Ecken
Sich weiter, als die Mitte, ſtrecken.
Auf jeder ſtehet ein Altan,
Der eine frey, und der bedecket;
Von welchen man bemerken kann,
Wie fern ſich der Geſichts-Kreis ſtrecket.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/108>, abgerufen am 21.11.2024.
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