Auf einer Stiege, woran Hecken Von Rosen, beyde Seiten, decken, Wovon die aufgebrochne Menge, Ein lieb- und herrliches Gepränge, Den drob erstaunten Augen, zeigt; Da, wenn man auf- und abwärts steigt, Sie fast Geländer, von Rubinen Und von Smaragd formieret, schienen:
Auf dieser Stiege hatte sich, von frischen Rosen halb beschattet, Und halb von ihrem Parasol, mein Marianchen hin- gesetzt. Jch sahe, (von ihr ungesehn) vom Gehen ziemlich abgemattet, Auf einem Rasen-Bänkchen sitzend, von Blättern der Allee bedeckt, Wie sie an einer großen Rose, vor andern, Nas' und Blick ergetzt.
Jhr Hand-Buch, die Zufriedenheit des großen Hoff- manns, hatte sie Jnzwischen bey sich hingelegt, um in der spielenden Natur, Nach der vorhin gelesnen Lehre, die allen fast verborgne Spur Des Schöpfers aller Welt zu finden. Sie drehete, mit süßer Müh,
Die
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Gedanken uͤber Roſen.
Auf einer Stiege, woran Hecken Von Roſen, beyde Seiten, decken, Wovon die aufgebrochne Menge, Ein lieb- und herrliches Gepraͤnge, Den drob erſtaunten Augen, zeigt; Da, wenn man auf- und abwaͤrts ſteigt, Sie faſt Gelaͤnder, von Rubinen Und von Smaragd formieret, ſchienen:
Auf dieſer Stiege hatte ſich, von friſchen Roſen halb beſchattet, Und halb von ihrem Paraſol, mein Marianchen hin- geſetzt. Jch ſahe, (von ihr ungeſehn) vom Gehen ziemlich abgemattet, Auf einem Raſen-Baͤnkchen ſitzend, von Blaͤttern der Allee bedeckt, Wie ſie an einer großen Roſe, vor andern, Naſ’ und Blick ergetzt.
Jhr Hand-Buch, die Zufriedenheit des großen Hoff- manns, hatte ſie Jnzwiſchen bey ſich hingelegt, um in der ſpielenden Natur, Nach der vorhin geleſnen Lehre, die allen faſt verborgne Spur Des Schoͤpfers aller Welt zu finden. Sie drehete, mit ſuͤßer Muͤh,
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Gedanken uͤber Roſen.
Auf einer Stiege, woran Hecken
Von Roſen, beyde Seiten, decken,
Wovon die aufgebrochne Menge,
Ein lieb- und herrliches Gepraͤnge,
Den drob erſtaunten Augen, zeigt;
Da, wenn man auf- und abwaͤrts ſteigt,
Sie faſt Gelaͤnder, von Rubinen
Und von Smaragd formieret, ſchienen:
Auf dieſer Stiege hatte ſich, von friſchen Roſen halb
beſchattet,
Und halb von ihrem Paraſol, mein Marianchen hin-
geſetzt.
Jch ſahe, (von ihr ungeſehn) vom Gehen ziemlich
abgemattet,
Auf einem Raſen-Baͤnkchen ſitzend, von Blaͤttern der
Allee bedeckt,
Wie ſie an einer großen Roſe, vor andern, Naſ’ und
Blick ergetzt.
Jhr Hand-Buch, die Zufriedenheit des großen Hoff-
manns, hatte ſie
Jnzwiſchen bey ſich hingelegt, um in der ſpielenden
Natur,
Nach der vorhin geleſnen Lehre, die allen faſt verborgne
Spur
Des Schoͤpfers aller Welt zu finden. Sie drehete, mit
ſuͤßer Muͤh,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/131>, abgerufen am 24.11.2024.
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