Als ich, bey reinem heitrem Wetter, und ganz ent[-] wölktem Sonnenschein, Jn einer ganz zurück gebognen und offnen Chaise, gan[z] allein, Zur Erndte-Zeit, spazieren fuhr, Ward ich, von ungezählten Wundern der gleichsam läch lenden Natur, Und vieler Gegenwürfe Pracht, So wie mich deucht, recht angelacht.
Der Erden ganze Fläche schien mit neuen Farben übermahlet, Manch niedrer Busch, manch hoher Wipfel, sehr kräftig durch- und angestrahlet. Der grüne Klee voll bunter Bluhmen zertheilt', auch angestrahlt und helle, Von ebenfals bestrahltem Sande, der gleichsam gülden, manche Stelle, Formierte mancherley Figuren und Linien; so daß es schien, Ob wär der Boden übergüldet, und, durch Smaragden- gleiches Grün, Bald hie bald dort, illuminieret. Jch ward, durch ihrer Schönheit Pracht, bis in mein Jnnerstes gerühret, Und zu der Urquell' aller Dinge, in meiner Lust, empor geführet.
Jch
Die Schoͤnheit der Welt, zur Sommers-Zeit.
Als ich, bey reinem heitrem Wetter, und ganz ent[-] woͤlktem Sonnenſchein, Jn einer ganz zuruͤck gebognen und offnen Chaiſe, gan[z] allein, Zur Erndte-Zeit, ſpazieren fuhr, Ward ich, von ungezaͤhlten Wundern der gleichſam laͤch lenden Natur, Und vieler Gegenwuͤrfe Pracht, So wie mich deucht, recht angelacht.
Der Erden ganze Flaͤche ſchien mit neuen Farben uͤbermahlet, Manch niedrer Buſch, manch hoher Wipfel, ſehr kraͤftig durch- und angeſtrahlet. Der gruͤne Klee voll bunter Bluhmen zertheilt’, auch angeſtrahlt und helle, Von ebenfals beſtrahltem Sande, der gleichſam guͤlden, manche Stelle, Formierte mancherley Figuren und Linien; ſo daß es ſchien, Ob waͤr der Boden uͤberguͤldet, und, durch Smaragden- gleiches Gruͤn, Bald hie bald dort, illuminieret. Jch ward, durch ihrer Schoͤnheit Pracht, bis in mein Jnnerſtes geruͤhret, Und zu der Urquell’ aller Dinge, in meiner Luſt, empor gefuͤhret.
Jch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0146"n="132"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Die Schoͤnheit der Welt,<lb/>
zur Sommers-Zeit.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">A</hi>ls ich, bey reinem heitrem Wetter, und ganz ent<supplied>-</supplied><lb/><hirendition="#et">woͤlktem Sonnenſchein,</hi></l><lb/><l>Jn einer ganz zuruͤck gebognen und offnen Chaiſe, gan<supplied>z</supplied><lb/><hirendition="#et">allein,</hi></l><lb/><l>Zur Erndte-Zeit, ſpazieren fuhr,</l><lb/><l>Ward ich, von ungezaͤhlten Wundern der gleichſam laͤch<lb/><hirendition="#et">lenden Natur,</hi></l><lb/><l>Und vieler Gegenwuͤrfe Pracht,</l><lb/><l>So wie mich deucht, recht angelacht.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Der Erden ganze Flaͤche ſchien mit neuen Farben<lb/><hirendition="#et">uͤbermahlet,</hi></l><lb/><l>Manch niedrer Buſch, manch hoher Wipfel, ſehr kraͤftig<lb/><hirendition="#et">durch- und angeſtrahlet.</hi></l><lb/><l>Der gruͤne Klee voll bunter Bluhmen zertheilt’, auch<lb/><hirendition="#et">angeſtrahlt und helle,</hi></l><lb/><l>Von ebenfals beſtrahltem Sande, der gleichſam guͤlden,<lb/><hirendition="#et">manche Stelle,</hi></l><lb/><l>Formierte mancherley Figuren und Linien; ſo daß es<lb/><hirendition="#et">ſchien,</hi></l><lb/><l>Ob waͤr der Boden uͤberguͤldet, und, durch Smaragden-<lb/><hirendition="#et">gleiches Gruͤn,</hi></l><lb/><l>Bald hie bald dort, illuminieret.</l><lb/><l>Jch ward, durch ihrer Schoͤnheit Pracht, bis in mein<lb/><hirendition="#et">Jnnerſtes geruͤhret,</hi></l><lb/><l>Und zu der Urquell’ aller Dinge, in meiner Luſt, empor<lb/><hirendition="#et">gefuͤhret.</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[132/0146]
Die Schoͤnheit der Welt,
zur Sommers-Zeit.
Als ich, bey reinem heitrem Wetter, und ganz ent-
woͤlktem Sonnenſchein,
Jn einer ganz zuruͤck gebognen und offnen Chaiſe, ganz
allein,
Zur Erndte-Zeit, ſpazieren fuhr,
Ward ich, von ungezaͤhlten Wundern der gleichſam laͤch
lenden Natur,
Und vieler Gegenwuͤrfe Pracht,
So wie mich deucht, recht angelacht.
Der Erden ganze Flaͤche ſchien mit neuen Farben
uͤbermahlet,
Manch niedrer Buſch, manch hoher Wipfel, ſehr kraͤftig
durch- und angeſtrahlet.
Der gruͤne Klee voll bunter Bluhmen zertheilt’, auch
angeſtrahlt und helle,
Von ebenfals beſtrahltem Sande, der gleichſam guͤlden,
manche Stelle,
Formierte mancherley Figuren und Linien; ſo daß es
ſchien,
Ob waͤr der Boden uͤberguͤldet, und, durch Smaragden-
gleiches Gruͤn,
Bald hie bald dort, illuminieret.
Jch ward, durch ihrer Schoͤnheit Pracht, bis in mein
Jnnerſtes geruͤhret,
Und zu der Urquell’ aller Dinge, in meiner Luſt, empor
gefuͤhret.
Jch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/146>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.