Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Die Schönheit der Welt, Wobey mir aber Glaub' und Hoffnung zu unsers Schöp- fers Lieb' entdeckt, Er werd' ein gründlicher Erkenntniß dereinst, nach dieser Zeit, uns geben. Voll ehrerbietiger Bewundrung und Lust, zog ich draus meinen Blick, Von der so dunklen Herrlichkeit des schön- und hellen Lichts, zurück, Den Schmuck der Erde zu betrachten. Jch überlies von unsrer Welt Die Größe, samt der Wunder Menge, die ihre runde Fläch' enthält. Jch überlegte mit Bedacht: Viel hundert tausend Mei- len Felder, Viel hundert tausend Meilen Wiesen, viel hundert tau- send Meilen Wälder, Sind auf der Erden Rund vorhanden! Mit wie viel unschätzbaren Schätzen, Von Nahrung, Segen, und von Anmuth, zu unserm Nutzen und Ergetzen, Sind alle diese nicht erfüllt! Wer lebt wohl, der den wahren Preis, Nur vom Getraid', in einem Jahr, zu schätzen, zu be- rechnen, weiß, Den uns das Rund der Erde trägt? Wer kann den Schatz und wahren Wehrt Der Bäum' und Hülsen-Früchte schätzen, so uns der Erden Rund beschehrt Jn einem Jahr? Und wer vermag den Preis des Gra- ses einzusehn, Das Millionen Thiere nährt? Jst
Die Schoͤnheit der Welt, Wobey mir aber Glaub’ und Hoffnung zu unſers Schoͤp- fers Lieb’ entdeckt, Er werd’ ein gruͤndlicher Erkenntniß dereinſt, nach dieſer Zeit, uns geben. Voll ehrerbietiger Bewundrung und Luſt, zog ich drauſ meinen Blick, Von der ſo dunklen Herrlichkeit des ſchoͤn- und hellen Lichts, zuruͤck, Den Schmuck der Erde zu betrachten. Jch uͤberlieſ von unſrer Welt Die Groͤße, ſamt der Wunder Menge, die ihre runde Flaͤch’ enthaͤlt. Jch uͤberlegte mit Bedacht: Viel hundert tauſend Mei- len Felder, Viel hundert tauſend Meilen Wieſen, viel hundert tau- ſend Meilen Waͤlder, Sind auf der Erden Rund vorhanden! Mit wie viel unſchaͤtzbaren Schaͤtzen, Von Nahrung, Segen, und von Anmuth, zu unſerm Nutzen und Ergetzen, Sind alle dieſe nicht erfuͤllt! Wer lebt wohl, der den wahren Preis, Nur vom Getraid’, in einem Jahr, zu ſchaͤtzen, zu be- rechnen, weiß, Den uns das Rund der Erde traͤgt? Wer kann den Schatz und wahren Wehrt Der Baͤum’ und Huͤlſen-Fruͤchte ſchaͤtzen, ſo uns der Erden Rund beſchehrt Jn einem Jahr? Und wer vermag den Preis des Gra- ſes einzuſehn, Das Millionen Thiere naͤhrt? Jſt
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Die Schoͤnheit der Welt,
Wobey mir aber Glaub’ und Hoffnung zu unſers Schoͤp-
fers Lieb’ entdeckt,
Er werd’ ein gruͤndlicher Erkenntniß dereinſt, nach dieſer
Zeit, uns geben.
Voll ehrerbietiger Bewundrung und Luſt, zog ich drauſ
meinen Blick,
Von der ſo dunklen Herrlichkeit des ſchoͤn- und hellen
Lichts, zuruͤck,
Den Schmuck der Erde zu betrachten. Jch uͤberlieſ
von unſrer Welt
Die Groͤße, ſamt der Wunder Menge, die ihre runde
Flaͤch’ enthaͤlt.
Jch uͤberlegte mit Bedacht: Viel hundert tauſend Mei-
len Felder,
Viel hundert tauſend Meilen Wieſen, viel hundert tau-
ſend Meilen Waͤlder,
Sind auf der Erden Rund vorhanden! Mit wie viel
unſchaͤtzbaren Schaͤtzen,
Von Nahrung, Segen, und von Anmuth, zu unſerm
Nutzen und Ergetzen,
Sind alle dieſe nicht erfuͤllt! Wer lebt wohl, der den
wahren Preis,
Nur vom Getraid’, in einem Jahr, zu ſchaͤtzen, zu be-
rechnen, weiß,
Den uns das Rund der Erde traͤgt? Wer kann den
Schatz und wahren Wehrt
Der Baͤum’ und Huͤlſen-Fruͤchte ſchaͤtzen, ſo uns der
Erden Rund beſchehrt
Jn einem Jahr? Und wer vermag den Preis des Gra-
ſes einzuſehn,
Das Millionen Thiere naͤhrt?
Jſt
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